Wieder einer weg: Klinikum-Geschäftsführer Bostelaar verlässt Görlitz
Görlitz. "René-Alfons Bostelaar wurde vom Görlitzer Stadtrat mit großer Mehrheit gewählt", vermeldete am 6. Mai 2009 die Sächsische Zeitung. Tatsächlich war der Krankenhausmanager, der in seiner beruflichen Laufbahn den Krankenhausbetrieb auch als Pfleger kennen gelernt hatte, ein Hoffnungsträger für das Görlitzer Klinikum, das zuvor bereits zwei fähige Manager auf dem Geschäftsführerposten verschlissen hatte. Nun hat der Görlitzer Stadtrat in einer Sondersitzung am 17. Februar 2012 Oberbürgermeister Joachim Paulick als Vertreter der Stadt in der Gesellschafterversammlung der Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH beauftragt, Geschäftsführer Bostelaar zum 21. Februar 2012 abzuberufen.
Nachfolgerin kommt aus den eigenen Reihen
Bereits in der zitierten Meldung findet sich eine mögliche Wurzel für Bostelaars Scheitern. "Über Ziele des Klinikums für die nächsten Jahre werde er die Mitarbeiter bald informieren ", ist da zu lesen. So spricht keiner, der Veränderungsprozesse in seine Organisation involviert, der Wissen und Erfahrungen seiner Mitarbeiter herausfiltert und berücksichtigt.
Krankenhäuser und Klinika als hochkomplexe Organisationen lassen sich nicht führen wie ein Industriebetrieb, es gibt viele Besonderheiten wie die sogenannte "triadische Versäulung" in den ärztlichen, den Pflege- und den Verwaltungsbereich und die Ebene der Chefärzte, ohne die gar nichts geht. Hinzu kommt im Görlitzer Haus der städtische Gesellschafter, den in Form des Stadtrates und seiner Vertreter im Aufsichtsrat niemand zu krankenhausspezifischer Expertise zwingen kann - insgesamt Umstände, unter denen eine "kam, sah und siegte"-Vorgehensweise nicht funktionieren kann.
Ein "Masterplan" ist keine Strategie, das Umfeld des Krankenhauses, zu dem u.a. die Patienten, die Zuweiser und die Wettbewerber gehören, wird sich nicht danach richten. Gezeigt hat sich das, als bei der Abwerbung der Urologie-Spezialisten des Görlitzer St. Carolus-Krankenhauses das Prinzip actio = reactio vergessen wurde - oder war man im Klinikum tatsächlich der Meinung, das St. Carolus würde auch noch die zweite Wange hinhalten? Nein, haben sie nicht, sondern Ärzte gleich reihenweise aus dem Klinikum abgeworben.
Was und wer kommt nach Bostelaar?
Bostelaar beendet seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH auf eigenen Wunsch und verlässt die Stadt, die ihm wohl immer fremd geblieben ist. Aufsichtsrat und Gesellschafter stimmten zu, sicher auch vor dem Hintergrund, dass dadurch ein Rechtsstreit und zusätzliche Kosten vermieden werden.
Die Nachfolgerin steht fest - "keine Experimente" dürfte das Hauptkriterium bei der Auswahl gewesen sein. Tatsächlich ist Ulrike Holtzsch langjährige Kaufmännische Direktorin des Klinikums und war bereits mehrfach kommissarisch mit der Geschäftsführung betraut. In diesen Zeiten hat sie die positive Entwicklung des Klinikums Krankenhauses maßgeblich vorangetrieben. Ihren beruflichen Einstieg im heutigen Klinikum hatte sie im Jahr 1991 als Controllerin, später als Verwaltungsdirektorin und dann als Kaufmännische Direktorin. Das Studium der Ingenieurökonomie ist für die 1957 Geborene eine gute Grundlage.
Für Oberbürgermeister Paulick steht der gesicherte Krankenhausbetrieb an oberster Stelle: "Das Klinikum kann jetzt wieder zur Tagesordnung zurückkehren, Ärzte und Mitarbeiter können in Ruhe weiter ihrer Arbeit nachgehen. Das Unternehmen hat als kommunales Schwerpunktkrankenhaus den klaren Auftrag, die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Stadt und Region sicherzustellen. Auch an der Umsetzung des vom Stadtrat bestätigten Masterplanes 2020 wird zielstrebig weiter gearbeitet.“
Ein gesundes Krankenhaus
Die Sanierung und der Teilersatzbau des Haupthauses - Haus B - soll Ende März 2012 fertiggestellt werden. Die Eröffnung ist für den 19. April vorgesehen. Für mehr als hundert Patienten werden sich dann die Bedingungen nachhaltig verbessern, selbstverständlich auch die Arbeitsbedingungen für das Personal.
Betriebswirtschaftlich steht das gemeinnützige Görlitzer Klinikum auf sicheren Füßen, das Wirtschaftsjahr 2011 wird - das ist abzusehen - mit einem positiven Jahresergebnis abschließen. Die entsprechenden Arbeiten am Jahresabschluss laufen. Frau Holtzsch ist in ihrem Metier.
Kommentar:
Auf den Wogen des Görlitzer Stadtrats gewählt - und auf den Klippen zerschellt. Ein Schelm, der angesichts bevorstehender Wahlen Parallelen ziehen möchte.
In jedem Falle aber hat sich der Eindruck weiter verdichtet, dass Görlitz ein guter Platz ist, um Führungspersönlichkeiten zu verschleißen. Die Ursachen dafür schwimmen in einem Sud aus Provinzialität, gewürzt mit gestrandeten Glücksrittern, garniert mit einer gehörigen Portion Eitelkeiten und Machtgeilheit.
Wenn da nicht mal gründlich umgerührt wird, brennt die Suppe noch an,
befürchtet Ihr Fritz R. Stänker
Klinikum Görlitz
Von Stephan Bender am 05.06.2012 - 08:58Uhr
Da hat das Klinikum Görlitz ja wirklich einen fähigen Manager rausgeekelt.
Da bin ich ja malgespannt was aus dem Klinikum wird.
Schade um Rene Bostelaar.
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- Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
- Erstellt am 17.02.2012 - 22:27Uhr | Zuletzt geändert am 24.02.2012 - 23:50Uhr
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