Vom "Hotten auf´m Otten"
Schwarzenberg/Erzgebirge. Unter dem Stichwort "woanders" hatte der Görlitzer Anzeiger vor einem reichlichen Jahr das Erzgebirgsstädtchen besucht und berichtet, wie dort das Altstadtfest gefeiert wird. Jetzt war Fritz R. Stänker erneut in der "Perle des Erzgebirges" unterwegs. Gefunden hat er dabei eine Blüte der Kulturszene, die ganz ohne Fördermittel und Kulturfunktionäre gewachsen ist: Die Atelierfeste "Hotten auf dem Otten“ - abgeleitet vom Ottenstein, einem romantischen Park auf einer Felskuppe inmitten der Stadt. Hier hat der Holzgestalter Jörg Beier eine frühere Turnhalle gepachtet und zum Atelier gemacht. Für Bands, Liedermacher und Vorleser eine der besten Locations, die Sachsen zu bieten hat. Ob das den Schwarzenbergern selbst klar ist?
Aus Halle in der Halle: A.C. Vibes und Matthias Kahler
Es ist Sonnabend, der 22. September 2012, als ab dem späten Nachmittag die ersten Besucher des Atelierkonzerts den schmalen Weg auf den Ottenstein, der sie steil aus dem Schwarzwassertal führt, hinter sich gebracht haben. "Na, Glück auf , Jörg!" so die ortsübliche Begrüßung. Erstmal ankommen, gucken, wer sonst noch da ist, ein Bier, bissel quatschen.
Ein gutes Drittel der Turnhalle nimmt die Ausstellung „Jüdische Spurensuche“ ein, die Ende 2010/Anfang 2011 auch in der Görlitzer Synagoge zu sehen war. Für machen der Konzertbesucher eine überraschende Begegnung - vom Veranstalter durchaus gewollt: Musik als Weg zu den Antworten, die Kunst geben kann. Überhaupt gibt es viel zu entdecken in so einem Künstleratelier - Gesammeltes, Unvollendetes, Rätselhaftes.
"Das war ein unglaubliches Glück und richtig gut von der Stadt Schwarzenberg, dass ich die Turnhalle in Erbpacht bekommen habe", freut sich der Beier Jörg, der damit den Abriss des architektonisch an den Jugendstil erinnernden Kleinods verhindert hat. Inzwischen ist die Halle wieder beheizbar und erst in den letzten Tagen sind die Sanitäranlagen völlig erneuert worden.
Auf der Bühne steht jetzt Matthias Kahler aus Zittau. Der hat schon mit Hans-Eckart Wenzel, ja, dem Liedermacher Wenzel, mit Keimzeit und mit Element of Crime gespielt und ist grad mal auf Solotour unterwegs.
Was der Hallenser aus seiner Akustik-Gitarre, seiner Stimme und den beiden Drums - für jedem Fuß eins - holt, ist ein fulminanter Sound, durch den die Spielfreude an handgemachter Rockmusik mit Anleihen aus Jazz und Folk durchleuchtet.
Nach einer knappen Stunde sind dann A.C. Vibes, das sind Jenny aus Halle und Michael aus Glasgow, dran. Für die nächsten Stunden wird Jenny mit schwingendem Oberkörper am Schlagzeug stehen und sich mit Michael an der Akustikgitarre, ab und an eingetauscht gegen die E-Variante, gegenseitig vorantreiben.
Es sind wohl durchweg eigene Kompositionen, die an diesem Abend zu hören sind - dennoch irgendwie altvertraut. Wenn man sich zurücklehnt... haben da nicht eben Bob Dylan und Tom Petty durch´s Fenster geschaut? Und der Typ, der den großen Stahlofen einheizt, sieht doch irgendwie aus wie Mick Jagger, während Johnny Cash sich die Szene von der Bar aus anschaut ... Musik macht Bilder.
Der Höhepunkt des Abends ist erreicht, als die Drei gemeinsam auf der Bühne stehen - die beiden Gitarreros und die Schlagzeugerin. Sie improvisieren wie im Rausch, gehen aufeinander ein, brechen aus und lassen sich doch wieder einfangen, der Rhythmus verbindet, die singenden Stimmen lösen einander ab. So soll es sein.
Hotten auf´m Otten wieder im Oktober.
Mehr:
http://www.facebook.com/joerg.beier1
http://www.freie-republik-schwarzenberg.de
Der Görlitzer Anzeiger berichtete am 21. August 2011:
Edelweiß trifft Frankenwein



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- Quelle: Fritz Rudolph Stänker | Fotos:BeierMedia.de
- Erstellt am 29.09.2012 - 09:34Uhr | Zuletzt geändert am 30.09.2012 - 10:15Uhr
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