"Museumskonzeption 2020 – Kulturland Sachsen" vorgelegt

Dresden, 29. April 2009. "Die Museumskonzeption soll für die sächsische Museumslandschaft verlässliche Rahmenbedingungen im Hinblick auf inhaltliche Angebote, räumliche Unterbringung und Rechtsträger schaffen", so Sachsens Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Dr. Eva-Maria Stange, am 29. April 2009 im Rahmen einer Pressekonferenz zur Vorstellung der "Museumskonzeption 2020 - Kulturland Sachsen". Museen seien ein Kernstück sächsischer kultureller Identität.

Anzeige
cms[SKYSCRAPER]

Die Eckpunkte im Überblick

"Neben den bedeutenden staatlichen Sammlungen in den Zentren existiert eine Vielzahl nichtstaatlicher Museen im Freistaat Sachsen. Gemeinsam prägen sie das Erscheinungsbild Sachsens als Kulturland", so Stange weiter. Ziel der Museumskonzeption sei es, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten für museale Einrichtungen zukünftig stärker als bisher zu koordinieren und zu bündeln.

Dies sei im staatlichen Bereich zum Beispiel durch eine intensivierte Abstimmung zwischen den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen, dem Deutschen Hygiene-Museum in Dresden, dem Schlesischen Museum in Görlitz, dem Haus der Archäologie und dem Staatsbetrieb Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen, sowie den musealen Sammlungen der Universitäten ebenso wie der Gedenkstättenstiftung möglich.

Im nichtstaatlichen Bereich solle dies beispielsweise durch eine verstärkte Ausrichtung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen (SLfM) als zentrale Informations- und Koordinationsstelle zur Erschließung der kulturellen Ressourcen des Landes im Museumsbereich geschehen, so die Kunstministerin.

Darüber hinaus setzte die Museumskonzeption Schwerpunkte bei Verbesserung der Qualität der Museen in Sachsen insgesamt, der personellen Absicherung der museumspädagogischen Arbeit, beim kostenfreien Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren und bei der weiteren Profilierung des Zweckverbands Sächsisches Industriemuseum. Dieser müsse künftig ggf. um neue Mitglieder erweitert und finanziell angemessen ausgestattet werden.

Die "Museumskonzeption 2020 – Kulturland Sachsen" war in den vergangenen Wochen auf kulturpolitischer Ebene unter Einbeziehung der Einrichtungen sowie externer Fachleute umfangreich diskutiert worden.

Eckpunkte der "Museumskonzeption 2020 – Kulturland Sachsen"

"Verführung zum Lernen statt Zwang zum Büffeln": Kulturelle Bildung in und durch Museen stärken.
Museen verfügen als Orte schulischer wie außerschulischer Bildung über Potenziale, die es gegenwärtig und zukünftig zu nutzen und auszubauen gilt. Der Museumspädagogik und ihrer personellen Absicherung kommt dabei ein zentraler Stellenwert zu. Mittelfristig sollte ein kostenfreier Eintritt in staatlichen bzw. staatlich geförderten Museen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren erwogen werden.

Zusammenarbeit von Museen und Tourismuswirtschaft im Freistaat stärken.
Sachsen ist mit 23 Prozent aller Kulturreisen innerhalb Deutschlands die Nummer Eins auf diesem Gebiet. Die Museen sind wichtige Faktoren dieses Wirtschaftszweiges. Mit 7,8 Millionen Museumsbesuchen lag Sachsen 2006 wiederum im Spitzenfeld. Mehr als 2 Millionen Besuche entfielen davon auf die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – Flaggschiff der sächsischen Museumslandschaft.
Die SKD sind die Hüter des sächsischen Staatsschatzes, das bedeutendste Museum des Freistaates und darüber hinaus eines der renommiertesten Museen Deutschlands und weltweit. Sie wirken als kulturelle Botschafter Sachsens. Um diesen Erfolg auszubauen und dauerhaft zu sichern, müssen Struktur und Finanzierung der SKD auf die künftigen Aufgaben ausgerichtet und entsprechend gesichert werden. Ihre Aufgaben sind in einer Stiftung – möglichst unter Beteiligung des Bundes – am besten zu lösen. Die "Sächsische Museumsstiftung" soll mittelfristig auf der Basis eines umfassenden Rechtsformvergleichs durch Gesetz gegründet werden. Die Stiftung soll die kunst- und kulturhistorischen staatlichen Museen des Freistaates Sachsen (SKD, SES, HdA) vereinen und deren Kompetenz unter einer Leitung bündeln.
In enger Zusammenarbeit mit der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen tragen die SKD zur qualitativen Entwicklung der sächsischen Museumslandschaft bei. Diese Zusammenarbeit soll künftig ausgebaut werden.
Zur Wahrnehmung der vielfältigen Aufgaben der SKD ist eine effiziente Sammlungsverwaltung unerlässlich. Die SKD führen dazu über einen Zeitraum von zehn Jahren das Projekt "Daphne – Provenienzrecherche, Inventarisierung und Vermögensnachweis" durch.

Die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsens – Kompetenz für interkulturelle Bildung in einer globalisierten Welt.
In der globalisierten Welt ist Kompetenz im Umgang mit anderen Kulturen eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiches Handeln in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Der erste Schritt dazu sind Kenntnisse über fremde Kulturen. Diese vermitteln die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsens (SES) in besonderem Maße. Eine noch engere Zusammenarbeit mit den SKD soll auch dazu dienen, die Potentiale der SES stärker zu nutzen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Verbesserung der interkulturellen Bildung an den Schulen. Darauf sind Lehrerfortbildungen und lehrplanbezogene Angebote der Museumspädagogik ausgerichtet. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist eine personelle Verbesserung in der Museumspädagogik unerlässlich.

Das Japanische Palais in Dresden – ein Haus der Museen für die Öffentlichkeit.
Für eine optimale künftige Nutzung des Japanischen Palais in Dresden soll eine Mischnutzung gefunden werden, die Traditionsbestandteile wie Porzellansammlung und ethnographische Sammlungen aufnimmt, zugleich aber die zukunftsweisenden Potentiale des Gebäudes als museales Kulturzentrum einschließlich einer publikumsorientierten gastronomischen Nutzung umsetzt.

Ein Haus der Archäologie in der "Stadt der Moderne".
Mit der Errichtung des "Hauses der Archäologie" im ehemaligen Kaufhaus Schocken in Chemnitz erfolgt die Neugründung eines Museums für sächsische Archäologie - auf der Basis der Sammlungen des Landesamtes für Archäologie/Museum für Vorgeschichte – ein zukunftsorientiertes "Museumslabor" zum Werden Sachsens. Die Eröffnung des konzeptionell noch in Planung befindlichen Museums, in dem auch ergänzende Sonderausstellungen gezeigt werden sollen, wird für das Jahr 2011/2012 angestrebt.

Die Naturhistorischen Sammlungen des Freistaates Sachsen – im Dienst der nationalen Biodiversitätsforschung.
Die erfolgreiche Integration der Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden und des Staatlichen Museums für Naturkunde Görlitz zum 1. Januar 2009 in die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, Frankfurt am Main (SNG), Trägerin des Forschungsinstituts und Naturmuseums Senckenberg (FIS), ist auf einem guten Weg. Der Freistaat ist jedoch darüber hinaus auch in Zukunft gefordert, für eine angemessene Präsentation der überaus bedeutenden Sammlungen der bisherigen Museen Sorge zu tragen.

Die Sächsische Landesstelle für Museumswesen – bewährter und anerkannter Anlaufpunkt für alle nichtstaatlichen Museen im Freistaat Sachsen.
Die Sächsische Landesstelle für Museumswesen gibt fachlichen Rat und trägt so zur Qualitätssicherung der sächsischen Museumslandschaft bei. Damit ihre Rolle als kulturpolitische Serviceeinrichtung des Freistaates Sachsen für den nichtstaatlichen Bereich künftig noch stärker zum Tragen kommt, soll sie künftig verstärkt als Initiator einer Netzwerkbildung der nichtstaatlichen Museen wirken. Die Selbstständigkeit der Landesstelle soll beibehalten werden. Eine zukünftige Anbindung an die SKD ist eine mögliche Lösung.

Zweckverband Sächsisches Industriemuseum – Präsenz der Industriekultur in Sachsen stärken.

Die Industriekultur vereint den für Sachsen aufgrund seiner historischen Entwicklung typischen Dualismus von prosperierender Wirtschaft und kulturellem Reichtum in Vergangenheit und Gegenwart. Der Zweckverband Sächsisches Industriemuseum ist ein wichtiger Träger dieser Kultur. Er soll künftig weiter profiliert, ggfs. um neue Mitglieder erweitert, strukturell und inhaltlich weiterentwickelt und finanziell angemessen ausgestattet werden. Aufgrund der Verortung der Industriedenkmale in Sachsen verbietet sich hier die Einrichtung eines Landesmuseums. Vielmehr gilt es, die kommunale Ebene aber auch die Kulturräume stärker zu beteiligen und die Mitverantwortung des Freistaates Sachsen deutlich zu machen und zu verstetigen.

Rahmenbedingungen für privates Engagement für Sachsens Museen optimieren.
Privates Engagement bildet in vielfältiger Form ein wichtiges Standbein für Sachsen als Kulturland. Ohne private Stiftungen und ohne den persönlichen Einsatz der vielen Ehrenamtlichen wäre die Museumslandschaft in manchen Bereichen nicht lebensfähig. Dabei könnte die Rechtsform einer Stiftung von Vorteil sein.

"Sächsischer Museumspreis" und "Ehrenamt im Museum" – Qualität und Engagement im Museum fördern und anerkennen.
Das SMWK fördert das besondere Engagement in den – vor allem nichtstaatlichen – Museen durch den mit insgesamt 30.000 Euro dotierten Sächsischen Museumspreis sowie die Auszeichnung "Ehrenamt im Museum", die im jährlichen Wechsel vergeben werden.

Große Ausstellungsvorhaben – im Fokus bundesweiter Aufmerksamkeit.
Große Ausstellungen werden gegenwärtig in erster Linie von den SKD geplant. Angesichts der Größe des Freistaates Sachsen, der Zahl der Akteure, ihrer unterschiedlichen Rechtsformen bzw. Anbindungen und der knapper werdenden Mittel muss künftig eine stärkere Abstimmung bei der – mittel- und langfristigen – Planung größerer Ausstellungsvorhaben erfolgen. Vor diesem Hintergrund erscheint die stärkere Vernetzung und Aufgabenkoordination der staatlichen Museen einerseits mit dem Staatsbetrieb Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten andererseits im Interesse eines koordinierten Marketings erstrebenswert.

Lesen!
Komplette Museumskonzeption 2020
https://www.kulturland.sachsen.de/

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red
  • Erstellt am 29.04.2009 - 21:26Uhr | Zuletzt geändert am 04.05.2020 - 11:11Uhr
  • drucken Seite drucken