Erneut mehr nachgewiesene Coronainfektionen im Kreis Görlitz
Landkreis Görlitz, 10. Oktober 2020. Gestern gab es im Kreis gegenüber dem Vortag erneut einen deutlichen Zuwachs an nachgewiesenen Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2: 15 Erwachsene und drei Kinder aus Bertsdorf-Hörnitz, Görlitz, Mittelherwigsdorf, Olbersdorf, Seifhennersdorf, Trebendorf, Vierkirchen und Zittau. Das Gesundheitsamt versucht nun Kontaktpersonen, zu ermitteln, um die weitere Ausbreitung möglichst einzudämmen. Vor allem kommt es aber auf das Verhalten der Bürger an.
Grenzwert an Corona-Neuinfektionen für Großveranstaltungen im Kreis erreicht
Die weiteren Befunde einer Kita-Gruppe in Großschönau, in der ein Kind positiv auf das Coronavirus getestet wurde, sind alle negativ; jedoch gibt es eine Neuinfektion in einer anderen Gruppe dieser Kindertagesstätte. Das Gesundheitsamt steht in engem Kontakt mit der Einrichtung und stimmt das weitere Vorgehen ab. Unter den gestern nachgewiesenen Neuinfektionen befoinden sich außerdem drei Schüler des Christian-Weise-Gymnasiums Zittau. Nun ermittelt das Gesundheitsamt auch hier Kontaktpersonen und steht in enger Abstimmung mit der Schulleitung.
Mit dem gestrigen Tag wurden im Landkreis Görlitz 51 Coronainfektionen binnen sieben Tagen nachgewiesen. Damit liegt die Zahl über dem Grenzwert von 20 neuen Fällen pro 100.00 Einwohner innerhalb einer Woche. Ist dieser sogenannte Inzidenz-Wert 20 erreicht, müssen im Freistaat Sachsen Groß- und Sportveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abgesagt werden – auch dann, wenn bereits ein Hygienekonzept bestätigt wurde oder die Besucherzahl nun auf weniger als 1.000 reduziert wird.
Großveranstaltungen im Landkreis Görlitz dürfen erst wieder stattfinden, wenn hier der Sieben-Tage-Wert eine Woche lang unter die Marke von 51 Neuinfektionen – also unter 20 pro 100.000 Einwohner – fällt.
Corona-Statistik:
Seit März 2020 haben sich nachweislich insgesamt 454 Menschen im Landkreis Görlitz mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 angesteckt, davon gelten 359 als geheilt. Erkrankt sind aktuelle 70 Personen, davon werden drei stationär behandelt, von ihnen eine intensivmedizinisch. 25 Tote im Zusammenhang mit einer Coronainfektion und resultierender Erkrankung an Covid-19 sind zu beklagen.
Kommentar:
Noch immer begegnet man Leuten, die eigentlich auch ohne Corona selbstverständliche Verhaltensweisen wie Hände waschen, Abstand halten oder in die Armbeuge zu niesen oder zu husten für übertrieben halten – vermutlich, weil sie es nie praktiziert haben. Ein recht objektives Beobachtungsfeld dafür sind die Herrentoiletten in Gaststätten: Je nach Publikum waschen sich hier zwischen zehn und allerhöchstens fünfzig Prozent der Herren nach Geschäftsverrichtung die Hände. Guten Appetit an der gemeinsamen Knabberschale! Im Supermarkt, wo schon der Einkaufswagen eine potentielle Viren-Verbeitungsstation ist, nutzen die allerwenigsten Kunden die bereitgestellten Desinfektionsmittel. Sinnvoll wäre das jedoch zumindest, wenn man sich einen Wagen holt und wenn man ihn wieder abgestellt hat. Beobachten kann all das jeder selbst.
Das Einzige, was für manchen eine Herausforderung darstellen könnte, ist das Tragen einer Mund-Nase-Abdeckung, dort, wo man anderen zu nahe kommt oder die Gefahr besteht, infizierte Tröpfchen aus der Atemluft zu hinterlassen, etwa auf Waren beim Einkauf, die andere dann anfassen. Wirksam ist diese Abdeckung allerdings nur, wenn nicht das Riechorgan darüber hinausragt. Aber auch das ist tagtäglich gerade in den Einkaufsmärkten zu sehen.
Viele Leute halten die Vorsichtsmaßnahmen gegen eine immer weiter ausufernde Corona-Pandemie für übertrieben. Sie beziehen sich dabei auf einen Kenntnisstand aus den Tagen, als es noch keine Erfahrungen mit der Wirkung des Erregers gab. So zitierte die Süddeutsche Zeitung am 6. Februar 2020 "direkt aus dem dpa-Newskanal" in einer Artikelüberschrift einen Arzt: "Corona auf keinen Fall gefährlicher als Influenza" – welch ein Irrtum, Herr Chefarzt! Und erst gestern konnte man in der Printausgabe der Süddeutschen auf Seite 14 einen bemerkenswerten Artikel von Werner Bartens über die Sterberisiko bei einer Covid-19-Erkrankung lesen, Überschrift: "Viel gefährlicher als Grippe", online nachlesbar schon einen Tag eher unter der Überschrift "Der entscheidende Faktor".
So zeigt uns das Virus einerseits, wie mühsam und langsam der Mensch im Allgemeinen doch lernt, andererseits einen weiteren Effekt: Einmal rezipiertes Wissen, vor allem, wenn es eigene Vorurteile bestätigt und so das höchstpersönliche Weltbild weiter festigt, ist tief verankert. Der Glaube an die beruhigende Nachricht von der weitgehenden Harmlosigkeit von SARS-CoV-2 scheint bei vielen Zeitgenossen unerschütterlich. Ja, Glaube und Wissenschaft, über dieses Verhältnis könnte man Bücher füllen. Gefährlich wird es hingegen, wenn sich Leute auf esoterische Positionen zurückziehen und glauben, über Wissen zu verfügen, das etwa die sogenannte Schulmedizin nicht hat. Ob man an Covid-19 erkrankt, das sei eine Frage der inneren Einstellung, bekommt man in solchen Kreisen zu hören. Das ist weiter entfernt von der Realität als die eher mechanistische, dafür aber zutreffende Meinung, wonach das Erkrankungsrisiko mit der Zahl der in den Körper eingedrungenen Viren steigt. Wie die Erkrankung dann ausgeht, hängt vermutlich auch von genetischen Faktoren ab, in jedem Falle aber vom Alter, wie im oben verlinkten Artikel der Süddeutschen detailliert nach Altersdruppen aufgelistet wird: Je älter, je tödlicher, was aber keine Garantie für Jüngere ist.
In Anlehnung an das Sprichwort von der kleinen Ursache und der großen Wirkung kann man sagen, dass ein wenig, aber konsequente Vorsicht große Wirkung im Kampf gegen Coronainfektionen hat,
meint Ihr Thomas Beier
Mehr:
- Das Bürgertelefon im Gesundheitsamt des Landkreises Görlitz ist täglich von 8 bis 16 Uhr unter 03581 - 6 63-5656 oder per E-Mail an anfragen-coronax@xkreis-gr.de (Spamschutz: beide "x" entfernen) erreichbar.
- Weitere Fallzahlen und aktuelle Informationen sind unter http://coronavirus.landkreis.gr/ veröffentlicht.
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- Quelle: red / Kommentar: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
- Erstellt am 10.10.2020 - 04:59Uhr | Zuletzt geändert am 22.09.2022 - 12:34Uhr
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