Kindertagesstätte Otto-Müller-Straße eingeweiht
Görlitz, 26. Januar 2010. Am Vormittag des 26. Januar 2010 wurde in Görlitz die Villa Otto-Müller-Straße 4-6 nach Jahren der Schließung offiziell wieder als Kindertagesstätte eingeweiht. Oberbürgermeister Joachim Paulick freute sich, dass nun wieder Kinderlachen in dem Haus zu hören ist: "Mit der neu entstandenen Kindertagesstätte wurde ein weiterer Mosaikstein beim Ausbau der Kleinkinderbetreuung und damit der Familienfreundlichkeit in unserer Stadt gelegt." Auch Bürgermeister Dr. Michael Wieler war zur Eröffnung gekommen.
Kinderfreundlichkeit, Denkmalaspekte und moderne Haustechnik
Die vorteilhaften räumlichen Bedingungen, das weitläufige Grundstück mit altem Baubestand und der wachsende Bedarf an Kinderbetreuungsmöglichkeiten gaben den Ausschlag für die Entscheidung, die Villa in der Otto-Müller-Straße nach der Schließung der Kindertagesstätte im Jahr 2004 wieder für eine Kindereinrichtung auszubauen. Eine gute Entscheidung, denn die ruhige Lage und eine parkartige Einbettung des Grundstücks bieten ideale Bedingungen für den Aufenthalt der Kinder.
90 Kinder werden künftig in fünf Gruppen das Haus nutzen. Vorerst hat übergangsweise die städtische Kindereinrichtung "Benjamin Blümchen" das Haus bezogen. Währenddessen werden in ihren Räumlichkeiten auf der Erich-Weinert-Straße in Weinhübel die Elektrik und die sanitären Anlagen erneuert.
Denkmalpflegerische Aspekte beachtet
Großes Augenmerk wurde bei dem Umbau auf denkmalpflegerische Belange gelegt. Die repräsentative Zugängigkeit des Hauses wurde erhalten. So wird die alte Diele wie einst zum Empfang und zur Kommunikation genutzt. Ausgehend von den erhaltenen Plänen der ursprünglichen Raumorganisation aus dem Jahre 1909 wurden die südlich angeordneten repräsentativen Räume des Erd- und Obergeschosses in den Grundformen wieder hergestellt und für die Nutzung als Gruppenräume ausgestattet.
Im Kellergeschoss sind ein Projektraum mit Kinderküche, ein Mehrzweckraum und die Vorbereitungsküche untergebracht. Anstelle der Nebenräume im nordwestlichen Teil des Hauses entstand ein neues Treppenhaus, das den Anforderungen an den modernen Betrieb der Kindereinrichtung genügt. In diesem Hausteil befinden sich in allen Etagen auch Sanitärräume, deren Einrichtung speziell auf die Nutzung durch Kindergartenkinder in den verschiedenen Altersstufen ausgelegt wurde. Im Erdgeschoss ist zusätzlich eine Toilettenanlage für behinderte Personen eingerichtet.
Große Aufmerksamkeit wurde den Fassaden geschenkt, die dem damaligen Konzept entsprechend gestaltet wurden. Der ursprüngliche Spritzputz mit seiner gelben Tönung gehört ebenso dazu wie die wiederhergestellten Fensterläden und die überdachte Terrasse.
Der alte Villenpark war in seiner ursprünglichen Gestaltung nicht mehr fassbar. Die hausnahen Bereiche wurden so im Stil der Bauzeit zurückhaltend errichtet, die weiter südlich gelegenen Bereiche bleiben dem Spiel der Kinder vorbehalten. Die Zaunanlage, die das Grundstück straßenseitig begrenzt, wurde nach historischen Plänen rekonstruiert.
Moderne Haustechnik
Mehrere nutzungsabhängig geregelte Lüftungsanlagen sorgen für eine gleich bleibend hohe Luftqualität in der Vorbereitungsküche, im Mehrzweckraum und in den Sanitärräumen. Zur Beheizung des gesamten Gebäudes wird ein moderner Gas-Brennwertkessel verwendet. Die Regelung des Kessels ist mit der Computertechnik der Stadtverwaltung Görlitz gekoppelt, so dass von dort aus eine permanente Überwachung des Anlagenbetriebs und die Regelung möglich sind. Besonderes Augenmerk wurde bei der Konzipierung der haustechnischen Anlage auf ein hohes Niveau der Hygiene-, Betriebs- und Unfallsicherheit gelegt. Das Dachgeschoss bleibt bis auf die Technikzentrale ungenutzt.
Regionale Unternehmen hatten den Hut auf
Die Planung und Überwachung der Arbeiten am Gebäude sowie die Bearbeitung der denkmalpflegerischen Belange lag in den Händen des Planungsateliers Architektur und Denkmalpflege Dr. Andreas Bednarek. Mit der Tragwerksplanung war das Ingenieurbüro Werner Nixdorf beauftragt. Die Planung der Haustechnik für den Bereich Heizung/Lüftung/Sanitär führte das Ingenieurbüro Laban & Radisch GbR aus und für den Bereich Elektro wurde das Ingenieurbüro BUILDINGTECH INGENIEURE beauftragt. Für die Gestaltung der Außenanlagen zeichnet das Ingenieurbüro Siebenhaar verantwortlich. Die am Bau beteiligten Firmen haben zum größten Teil ihren Sitz in Görlitz oder in der näheren Umgebung.
Insgesamt 1,7 Millionen Euro betrugen die Baukosten. Das Vorhaben wird mit 1.376.400 Euro über das Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" Brückenpark Görlitz gefördert. Die Arbeiten wurden Ende 2009 zum Abschluss gebracht.
Terrain mit Historie
Die Otto-Müller-Straße entstand im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts als Stichstraße abgehend von der Struvestraße und ist geprägt von einem parkartigen Charakter. Am Nordwestrand des romantischen Parkviertels entstanden hier sogleich auf großzügig geschnittenen Grundstücken vier charaktervolle Bauwerke, darunter die Synagoge (Lossow & Kühne, 1909 -11) und das Kreishaus (1909/10). Auf dem Grundstück Nr. 1382 ließ sich Dr. phil. Paul Seidler, zunächst im Haus Mühlweg 19 wohnend, ab 1908 den villenartigen Neubau, der heute Kindertagesstätte ist, errichten. Im Oktober 1909 war das Haus bezugsfertig.
Die Pläne für diesen Bau stammen von den Berliner Architekten Conrad Heidenreich (1873-1937) und Paul Michel (1877-1938), die Ausführung besorgten die Görlitzer Bauunternehmer Dudel und Model. Heidenreich und Michel lernten sich während ihres Studiums an der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin, der Vorläufer-Institution der Technischen Universität Berlin, kennen. Das Spektrum ihrer Werke umfasste Kirchen, Schulen, Gutshäuser und Villen, vor allem in der Neumark. Zu erwähnen ist der Entwurf für den Gebäudekomplex der Grube „Marga“ in Brieske/Senftenberg. Als Hauptwerk gilt das 1912 erbaute Weinhaus Huth in Berlin.
Der Außenbau der Villa Seiler ist von den zeittypischen Architekturströmungen geprägt. Besonders reizvoll sind die figürlichen und ornamentalen Ausstattungen am Eingang und an der Straßenfront. Typisch ist auch die bewegte Dachlandschaft. Die innere Raumaufteilung bleibt hinter der vornehmen Außengestaltung zurück. Das Erdgeschoss zeigt noch eine repräsentative Raumfolge, jedoch ist die Treppenhalle außerordentlich beengt und kleinteilig. Im Obergeschoss wird dann der nutzungsorientierten Aufteilung vollends der Vorrang gegeben.
Die Villa wurde bis 1945 privat genutzt, hier befand sich in den letzten Jahren vor Kriegsende eine Frauenarztpraxis. Nach dem Kriegsende ging das Gebäude in den Besitz der Stadt Görlitz über, die hier zunächst ein Klubhaus mit Wohnung betrieb. Im Jahre 1965 zog der Betriebskindergarten der Handelsorganisation (HO) in das Gebäude ein. Bis 2004 hatte hier zuletzt der deutsch-polnische Kindergarten sein Domizil.
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- Quelle: red | Fotos: Stadtverwaltung Görlitz
- Erstellt am 26.01.2010 - 14:18Uhr | Zuletzt geändert am 21.06.2019 - 08:17Uhr
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