Technik-Techtelmechtel

Zittau, 6. Januar 2010. Von Romy Ebert. Wirklich erstaunlich wie abhängig wir alle von der Technik sind! Stellen Sie sich einmal vor, Sie wachen auf – irgendwann am Tag. Von draußen blendet grell die Sonne, die Vögel zwitschern und Sie wissen ganz genau: Verdammt, jetzt bin ich zu spät für die Arbeit! Ich scheine meinen Wecker überhört zu haben. So etwas passiert mir doch sonst nicht! Vielleicht ist auch die Batterie alle? Oder weshalb streikt er?! Ihr Radio zum alltäglichen Wachwerden rausch und kratzt aber findet, auf Teufel komm raus, keinen Sender… das gibt es doch nicht! Aber durch den Schreck des Verschlafens sind Sie eh schon putzmunter und Zeit um das Radio genauer unter die Lupe zu nehmen haben Sie JETZT garantiert nicht. Nur der Kaffee – der muss wirklich sein. Aber die Kaffeemaschine köchelt fröhlich das Wasser, ohne jemals damit aufzuhören. Das Autonavi hat plötzlich alle Straßennamen vergessen und kurz hinter dem Ortsausgangsschild spinnt das elektrische Getriebe Ihres Wagens und Sie bleiben liegen. Warten auf vorbeikommende Hilfe, da ihr Handyakku seit einem halben Jahr sofort versagt, sobald Sie telefonieren wollen. Nur gut, dass eh kein Mensch anhält - so müssen Sie wenigstens nicht im Wet-Look ins Büro, weil Ihr Föhn heute morgen den Dienst quittierte. Was für ein Unglückstag denken Sie bestimmt. Aber das hier ist Realität! Mit je mehr Technik wir uns anfreunden, desto mehr Probleme könnten uns treffen. Auch Chips, Metall und Stromkabel haben eine Lebensdauer. Nur liegt diese oft bei der Lebensdauer einer Eintagsfliege.

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Wenn ein Laptop die Schwerkraft testet

Momentan streite ich mich mit einem Laptop herum. Sie kennen das ja: Fehlende Treiber, platzintensive Updates, falsche Dateiformate, Internetviren. Und - wo ein Laptop ist, da ist meist auch keine Betriebssystem-CD. Nein! Neumodisch wie wir sind, steckt das alles gleich im Laptop drin. Blöd nur wenn genau dieser Teil der Festplatte sich solidarisch zeigt und mitstreikt. Laptop: Quadratisch, praktisch - und tot?

Da aller guten Dinge bekanntlich drei sind, rätsele ich nun, welche meiner unzähligen technischen Errungenschaften mit meinem Laptop unter die Erde gehen wollen. Waschmaschine, Telefon, Fernseher, Musikplayer, USB-Stick, Digitalkamera, Thermometer, Mikrowelle, E-Herd, Glätteisen, Diktiergerät…Möglichkeiten gibt es ja zur Genüge.

Eine wichtige Frage ist dann aber auch, wie man den zweifelslos undankbaren, zu früh verstorbenen Gerätschaften ein angemessenes Begräbnis bereitet. Auf den Schrottplatz oder Sperrmüll geben scheint zu einfach; sie aus dem 11. Stock eines Wohnhauses werfen doch etwas zu aggressiv (wobei der Verlust eines nicht unbedingt geliebten aber dennoch nützlichen Etwas immer mit viel Aggression verbunden ist). Die Mafiasitte mit Beton und ins Meer werfen ist eigentlich für Menschen erfunden worden und die Technik tatsächlich zu begraben ist 1. zu albern, 2. zu ehrenvoll und 3. hochgradig ineffektiv, weil irgendein Landstreicher über solche Bodenschätze garantiert Freudentränen vergießt. Man hat ja auch schon von Leuten gehört, die quasi mumifizierte Meerschweinchen als Lebendige an Tierheime verkaufen und so zu einer neuen Flasche Whiskey gekommen sind. Vielleicht steige ich doch am besten auf ein Flachdach und lasse „Schnucki“ mit seinen 15 Zoll, 350 Gigabyte und 512 Megabyte Grafikkarte die Schwerkraft testen.

Was für Namen geben Sie eigentlich Ihren Geräten, um sie zu besänftigen? Doch nicht etwa „Hasi“, „Schatzi“ oder „Elvira“? Ich dachte wir alle wissen, dass solche Formulierungen auch beim ursprünglich menschlichen Adressaten kaum Wirkung zeigen.

Trotz allen Unmutes frage ich Sie trotzdem: Wie, verdammt noch mal, haben die Menschen im Mittelalter ohne Internet, Fernsehen und SMS überlebt?! Und Sie werden zu dem Schluss kommen, dass die allermeisten von ihnen auch schon längst unter der Erde weilen…

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  • Quelle: Romy Ebert
  • Erstellt am 06.01.2010 - 02:54Uhr | Zuletzt geändert am 02.08.2021 - 10:50Uhr
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