Eine Kolumne aus Zittauer Studentenfeder

Eichstätt | Zittau. Romy Ebert aus Zittau studiert im 2. Semester Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt. In Ihrer heutigen Kolumne widmet sie sich dem Thema: „Uni-Dschungelcamp“ Dabei sinniert sie über das Chaos Auslandssemester und warum es sich trotzdem lohnen könnte auf und davon zu sein.

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Welcome to the Jungle! Nein, diesen Satz wird man nicht erst hören wenn man dann in Brasilien oder Indonesien angekommen ist. Der Satz hätte nämlich durchaus die Berechtigung schon bei der Planung eines Auslandsemsters zu fallen. Sei es, weil man im Bürokratie-Dickicht den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, oder die Vorfreude wie Dschungelfieber in einem brennt. Oder auch beides.

Jahrelang träumt man vor sich her: auf und davon in fremden Ländern, in Cowboy- und Indianermanier das Gelände zu durchstreifen und sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse in den verruchtesten und spannendsten Ecken der Welt wieder zu finden. Klingt nach Sonne, Spaß und jeder Menge entspannter Zeit. Die wird man dann aber auch dringend nötig haben…

Am Anfang des Weges steht eine große Frage im Raum: Quo vadis? (Wohin des Weges?). Keine leichte Entscheidung - zumindest für die meisten unter den Studenten. Und das auch noch auf die Schnelle. Ich erinnere mich schemenhaft an meinen ersten Tag als Studentin. Alles neu, alle und alles kurz vorgestellt, inklusive Studienprogramm und Auslandssemester. Zu guter letzt ein kleiner, frohlockender Tipp unserer Dozentin: “Am Besten - Sie fangen heute mit der Planung an!”. Nein, diesmal keine Ironie. Sondern eine Anspielung auf die Sprachkurse. Denn: Ohne gute Sprache, kein Ausland!

Zum Glück war ich tatsächlich einmal in meinem Leben entscheidungsfreudig. Wohin ich wollte wusste ich schon gefühlte drei Leben lang. Bella Italia sollte es sein. Für einige Kommilitonen war Europa aber etwas zu fad. Warum nicht gleich Libanon, Japan oder die Philippinen, wenn man die Chance bekommt - das ist zumindest ausgefallen, exotisch. Und komplizierter, dachte ich mir. Gut, das ich so da bescheiden bin. Italien reicht auch erstmal für ein bisschen Fremde-Welten-Erfahrung und Cowboymentalität. Oder zumindest Mafia-Erlebnisse. Aber wenn es um Auslandssemester geht, wer kann da schon sagen er sei bescheiden. Wer bleibt denn schon länger als eine Touristen-Zeitspanne im Ausland?

Journalistik-Studenten der KU Eichstätt zum Beispiel. Verpflichtend. Und das ist auch gut so. Wie der Zeitgeist lehrt: Wer in der Medienbranche keine Auslandserfahrungen hat, gilt schon fast als ausgemustert. Also mit Schmackes ran an die Planung. Italienisch-Sprachkurs suchen. Leider kam ich aber nie dazu den Sprachkurs auch zu BEsuchen.. Über 50 Bewerber auf 25 Plätze im Anfängerkurs. Jihaaa. Kein Dozent tut sich das freiwillig an. Also wird ausgesiebt. Wer braucht es dringend, wer hat andere Möglichkeiten. Ich zum Beispiel. Italien ade. Dabei hatte mir die Werbebroschüre der doch etwas anderes versprochen. Kein Kampf um Seminarplätze! Ernüchternde Einsicht: Mission impossible.

Wobei Mission auch ganz treffend für die gesamte Prozedur Auslandssemester wäre. Sie erfordert ständige Aufmerksamkeit für ablaufende Bewerbungs- und Anmeldungsfristen, blitzschnelle Entscheidungen, die trotz allem gut überlegt sein müssen und zu guter Letzt auch einen messerscharfen Verstand und Stift, um sich durch das Formulardickicht zu schlagen. Naja, das ist der Eindruck, den ich bisher von der Planung gewonnen habe.

Nicht umsonst traten schon mehrmals Dozenten und Studenten auf, die uns der Materie Auslandssemester näher bringen wollten oder einfach drauflos berichteten. Super Sache, leider waren nach solchen Veranstaltungen meine Überlegungen noch verschwommener. Gesundheitscheck, TOEFFEL-Test, Online-Bewerbung, ERASMUS-Zeitplan, Visum, komplizierte Wohnungssuche. Nach einem Nachmittag guter Ratschläge, fühlt man sich wie der Tourist in der Paulaner Werbung: “Ich - möchte - diesen - Teppich - nicht - kaufen”

Irgendwie erinnert das einen auch an Dschungelcamp-Prüfungen. Nur ohne die Sterne, die bestimmen was es heute für Essen gibt. Mein Kühlschrank surrt noch zufrieden in der Küche - daran also kein Bedarfs. Aber wenn ich dann wirklich, endlich da bin (in Italien, Europa oder doch dem Brasilianischen Regenwald?) und die ganze Anspann und Bürokratitis den Platz für Entspannung und Spaß räumt - dann komme ich wenigstens nicht mehr auf den Gedanken “Ich bin Student, holt mich hier raus!” zu rufen.

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  • Quelle: /Roma Ebert
  • Erstellt am 03.07.2009 - 00:46Uhr | Zuletzt geändert am 03.07.2009 - 01:25Uhr
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