Städtischer Friedhof Görlitz: Soldatengräber als Mahnstätte gegen den Krieg erhalten

Görlitz, 9. September 2014. Wozu mahnen uns die im Krieg Verreckten, verharmlosend gern als "Gefallene" bezeichnet? Im ersten der beiden Weltkriege hetzten die miteinander versippten und verschwägerten Herrscherhäuser ihre Untertanen aufeinander. Vorbereitet war das durch das Schüren von Nationalismus und Bündnisverpflichtungen, die nach dem Dominoprinzip ein europäisches Schlachtfeld erzeugten. Für Gott, Kaiser und Vaterland mussten sich Kriegsfreiwillige wie -unfreiwillige abschlachten und von Schrapnellen zerfetzen lassen, während in der Kriegswirtschaft die Profite sprudelten und das Volk hungerte. Wenn Jugendliche aus ganz Sachsen am 20. September nach Görlitz kommen und die Görlitzer zur Pflege von Soldatengräbern aus der Zeit des Ersten Weltkrieges einladen, spielen mit dem Gedenken auch der Unsinn von Kriegen und das Eintreten für Toleranz und Frieden eine wichtige Rolle.

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Görlitzer sind zur Mitarbeit eingeladen

Aktiv für Toleranz und Frieden – unter diesem Motto organisieren die Schüler, Azubis, Studenten diesen Arbeitseinsatz in Görlitz. Sie haben sich im sächsischen Jugendarbeitskreis (JAK) im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. zusammengefunden. Im Auftrag der Bundesregierung pflegt dieser Verein deutsche Kriegsgräber im In- und Ausland.

Die sächsischen Jak’is sind stolz auf ihre diesjährigen Workcamps, an denen Jugendliche aus Russland ebenso wie aus der Ukraine, aus Frankreich, Polen, Belgien, der Türkei, Italien, Moldawien, Weißrussland und aus ganz Deutschland teilnahmen – in Minsk, in der Lausitz, in Breslau. Alle regionalen Fernsehsender und Zeitungen berichteten über ihre gemeinsamen Sommerferien unter dem Motto "Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden".

Als staatlich anerkannter Bildungsträger engagiert sich der Volksbund auch für die Erziehung junger Menschen zu einem friedlichen Miteinander und fördert beispielweise durch die Organisation von jährlich etwa 50 internationalen Jugend-Workcamps das Kennenlernen, Sprachenlernen, Vorurteile abbauen und Freundschaften aufbauen von jungen Leuten aus ganz Europa.

Viele Arbeiten stehen in Görlitz an: Grabsteine müssen von Moos befreit und Namensplatten neu verlegt werden, das Laub muss weg. Damit wollen die jungen Leute einen Beitrag leisten, Kriegsgräber und Kriegsgedenkstätten als Mahnmale für den Frieden zu erhalten.

Mitmachen!
Sonnabend, dem 20. September 2014,
Städtischer Friedhof Görlitz.
Arbeitseinsatz auf dem Gräberfeld für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges.
Interessierte Görlitzer sind zur Teilnahme herzlich eingeladen, Anmeldung bitte im Büro der Städtischen Friedhofsverwaltung unter Tel. 03581 - 40 10 12, damit für ausreichend Arbeitsgeräte und einen kleinen Mittagsimbiss gesorgt werden kann. Neben einem kurzen Totengedenken wird es auch zusätzliche Informationen für historisch Interessierte geben.

Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Kriegsgräber 2. Weltkrieg in Görlitz

Von Norbert Grupp am 13.09.2016 - 18:17Uhr
Laut den Aussagen müsste mein Großonkel Ludwig Sandmaier auf dem Soldatenfriedhof bestattet sein.

Ich besuchte heute das Ehrenfeld und konnte trotz zweimaligem Ablaufen der Gräberreihen seinen Namen nicht finden.

Schade eigentlich, wenn man fast 700 Kilometer fährt und die "unbekannte Verwandtschaft" dann gar nicht findet.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 09.09.2014 - 11:15Uhr | Zuletzt geändert am 09.09.2014 - 11:41Uhr
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