Zu nackt für diese Stadt
Görlitz, 1. April 2014. Manch´ Tugendwächter war die Blöße der Brüste der "Muschelminna" genannten Brunnenfigur auf dem Görlitzer Postplatz seit langem ein Dorn oder besser Nippel im Auge. Auch der Anblick von hinten bietet enorme Aussichten, vor allem für die Bediensteten des Amtsgerichts.
Geheimprotokoll zur Muschelminna
Doch nun soll Schluss sein damit: In einer geheimen Anlage zum Beschluss zur Postplatzsanierung ist festgelegt, dass die Brüste bis zum Bauchnabel sowie die Furche des dem Amtsgericht zugewandten Hinterteils zu verhüllen sind.
Zur Begründung heißt es, die Richter am Amtsgericht hätten zwar durchaus ein Interesse daran, dass die Angeklagten vor Gericht sprichwörtlich "die Hosen runterlassen". Dass Bildhauer Robert Toberentz, der Schöpfer der Muschelminna-Figur, die dem Amtsgericht ihr halb entblößtes gewaltiges Hinterteil zuwendet, sich zum vereinbarten Fertigstellungszeitpunkt in die USA absetzte, zeugt davon, dass er sich der Provokation der damals preußischen Insititution wohl bewusst war. Doch was die alten Preußen in stoischer Gelassenheit still genießend ertragen konnten, ist in Zeiten zunehmender öffentlicher Verklemmtheit nicht mehr tragbar.
Technische Lösungen
Der in den USA lebende Bulgare Christo hatte die Verhüllung der Muschelminna als "Schwachsinn" abgelehnt. So steht vor der Görlitzer Stadtverwaltung nicht nur eine technische, sondern auch eine künstlerische Herausforderung. Die zum Zwecke der Verhüllung zunächst in Erwägung gezogene Kupfergaze wurde wieder verworfen, da sie die Körperformen des Prachtweibes noch immer zu sehr zur Geltung bringen oder gar die Fantasie beflügeln könnte. Dem Vernehmen nach wird nun eine Art Harnisch favorisiert. Dazu soll das Görlitzer Kulturhistorische Museum konsultiert werden.Oberbürgermeister außen vor
Der Görlitzer Oberbürgermeister Siegfried Deinege dürfte von den Vorgängen keinen Schaden nehmen: Ihm ist das Geheimprotokoll sicherlich nicht bekannt; er hatte ja erst zur 77. Stadtratssitzung verkündet, nicht alles zu lesen.Muschelminna: Ein Kind der "DDR"
Die Wiederherstellung der 1942 für die Rüstungsindustrie eingeschmolzenen Muschelminna wurde 1987 mit dem Auftrag für das Gußmodell eingeleitet. In der "DDR" mit ihrer ausgeprägten Freikörperkultur-Szene störte sich niemand an der Vorstellung, inmitten der Stadt eine halbnackte Dame zur Schau zu stellen. Doch erst 1993 wurde die neue Muschelminna in Lauchhammer gegossen und am 1. Mai 1994 wieder aufgestellt. Seit dem Jahr 1996 gehört das erste Maiwochenende dem Muschelminnafest, bei dem der Dame mit der großen Muschel gehuldigt wird.Nackte Brüste
Von Rudolf Krause am 02.08.2016 - 11:48Uhr
Sorry, aber ich habe auf der Suche nach einer Erklärung für die Dachfiguren auf dem Gebäude Eduard Schultze erst heute diese Eintragung gefunden und kann es immer noch nicht fassen, was da Hinterwäldler so im Kopf haben.
Wer zählt die Darstellung nackter Körper in der Kunst aller Jahrhunderte, so lange Kunst geschaffen wird? Und da ist ausgerechnet die Muschelminna so gefährlich? Und von den anderen Brunnenfiguren, denen zwar einige Reize fehlen, aber dennoch genug Oberteil zu sehen ist, sagen die Kritiker gar nichts? Wie erziehen denn diese Spießer ihre Kinder? Haben die noch nie die Brust der Mutter gesehen?
Mein Gott, diese Sorgen möchte ich haben.
Die um das Sittenwohl ihrer Kinder besorgten Eltern sollten lieber darauf achten, was ihre Sprösslinge aus dem Internet runterladen.
Rudolf Krause
Muschelminna
Von Rüdiger Schmidt am 01.04.2014 - 18:25Uhr
Das ist nur zu begrüßen, wenn man mit seinen Kindern durch die Stadt geht, möchte man ihnen am liebsten Scheuklappen aufsetzen.
Sogar am Barockhaus in der Neißstraße leuchten einem entblößte Brüste entgegen!
Das passt nicht zum Image einer historischen Stadt! Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn die Jugend immer mehr verkommt!
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- Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 01.04.2014 - 08:05Uhr | Zuletzt geändert am 18.02.2020 - 15:30Uhr
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