Münster, Jena & Co.: Hier ist Zukunft!

Münster, Jena & Co.: Hier ist Zukunft!Hamburg, 17. Februar 2021. Von Thomas Beier. Zur Bewertung des Wirtschaftserfolgs von Regionen gibt es unterschiedliche, oft recht einfache Indikatoren. Einer davon ist etwa Bewegung: Wo viel etwa telefoniert wird, viele E-Mails gesendet und empfangen werden, viel Auto-, ÖPNV- und Flugverkehr herrscht, sich viele Leute in Restaurants treffen, dort brummt meist auch die Wirtschaft.

Abb. oben: Internationalität und Zusammenleben als Anspruch und wichtiger Indikator für einen Wirtschaftsstandort, in Münster vergegenwärtigt im öffentlichen Raum
Archivbild: © BeierMedia.de
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Orientierung mit dem "Quis Zukunftspotenzial 2021"

Orientierung mit dem "Quis Zukunftspotenzial 2021"
Die Skultur "Zusammenleben" am Aasee
Foto: © BeierMedia.de

Ein weiterer Indikator ist der Wohnungsmarkt. Es scheint paradox: Für wirtschaftlichen Erfolg sprechen nicht verfügbarer Wohnraum und günstige Mieten, sondern – im Grunde logisch – das Gegenteil. Man könnt' sich sogar zu der Behauptung versteigen: Günstig verfügbarer Wohnraum ist kein Instrument zur Wirtschaftsförderung, sondern weist auf Strukturarmut hin.

Die Hamburger Analyse & Konzepte immo.analytics GmbH hat nun mit der QUIS-Software – das steht für Quartiers-Informations-System – das "Quis Zukunftspotenzial 2021" deutscher Städte und Kreise für Investitionsmöglichkeiten im Immobilienbereich ermittelt. Untersicht wurden dazu 13 Indikatoren, darunter die Wirtschafts- und Finanzkraft, das Bildungsniveau, die Innovationskraft, die Internationalität und die Erreichbarkeit der Städte, Kreise und einzelner Regionen. Erwartungsgemäß ein hohes Zukunftspotential wird den Kernen der Metropolregionen Frankfurt am Main/Rhein-Main, München, Rhein-Ruhr, Nürnberg sowie Rhein-Neckar und Hamburg attestiert.

Überraschend ist hingegen, dass auch kleinere Großstädte außerhalb der Metropolregionen mit 10 Punkten ein besonders hohes Zukunftspotenzial aufweisen, wie beispielsweise die Städte Ulm (Rang 18), Münster (27), Jena (30), Osnabrück (31) und Kaiserslautern (32). Bettina Harms-Goldt, Geschäftsführerin der Analyse & Konzepte immo.analytics GmbH, erklärte dazu: "Es ist besonders aufschlussreich, sich mit den sehr gut platzierten C- und D-Standorten zu befassen, deren Wohnungsmärkte typischerweise nicht im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung stehen." Entsprechend lohnt auch der genaue Blick auf die Städte und Kreise in der zweiten Rangstufe, die mit einer 9-Punkte-Bewertung ebenfalls ein hohes Zukunftspotenzial aufweisen. Exemplarisch für weitere sehr gute Platzierungen sind hier die Städte Oldenburg (Rang 39) und Mülheim an der Ruhr (40). Sie rangieren beim Zukunftspotenzial beispielsweise noch vor den Städten Dresden (Rang 50) und Bielefeld (51).

"Das Quis Zukunftspotenzial 2021 bietet eine gute Orientierungsgröße und Entscheidungshilfe für institutionelle und private Wohnungsinvestoren", sagt Bettina Harms-Goldt. Die Chefin des Digitalunternehmens hat das Quartiers-Informations-System QUIS als Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung entwickelt. Es ermögliche tiefe Einblicke in die Zusammenhänge und Perspektiven der regionalen Wohnungsmärkte.

Befragt zur Situation des Wohnungsmarktes in der Region Görlitz meint der Markersdorfer Finanzconsultant und Immobilienmakler Rolf Domke, wie so oft im Leben sei es kompliziert. Zwar gebe es in Görlitz erheblichen Wohnungsleerstand, andererseits sei die Nachfrage nach Eigentumsimmobilien besonders im ländlichen Raum der Region Görlitz ungebremst – er jedenfalls suche händeringend Wohnimmobilien und Bauland für vorgemerkte solvente Kunden.

Doch wie schneiden Stadt und Landkreis Görlitz bei Quis hinsichtlich ihres Zukunftspotenziales ab? Unter den Top 100 tauchen sie nicht auf, immerhin aber sind sie in der Karte auf Seite 9 der Quis-Analyse (Downloadlink nach der Veröffentlichung vom Anbieter deaktiviert) farblich kräftig hervorgehoben. Insgesamt bieten die Top 100 einen ernüchternden Blick auf deutsch-deutsche Realitäten: Unter Ihnen kommt der deutsche Osten nur siebenmal vor: Berlin auf Rang 22, Jena auf 30, Potsdam auf 38, Dresden auf 50, Leipzig auf 87, gefolgt von Frankfurt (Oder) auf 90 und Erfurt auf 97 – optimistisch gesehen: Es gibt noch viel aufzuholen!

Was sich aber zeigt ist, dass zwecks Wirtschaftsförderung oft gepriesene Merkmale wie günstiger Wohnungsmarkt oder ebensolche Gewerbeflächen, das kulturelle Umfeld wie auch architektonische und landschaftliche Reize aus Investorensicht nicht zwangsläufig die schlagenden Argumente sind. Nicht ohne Grund strömen Menschen und Unternehmen in wirtschaftlich boomende Regionen mit eher teuren Rahmenbedingungen. Auffällig ist: Bei den erfolgreichsten Städten sind die Indikatoren "Internationalität" und "beschäftigte Wissenschaftler" stark ausgeprägt – hier ist Görlitz auf einem guten Weg, was "Nähe" betrifft, wohl eher nur formal, denn selbst eine gute Auto- und Eisenbahnbindung schafft noch keine räumliche Nähe.

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  • Quelle: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 17.02.2021 - 09:39Uhr | Zuletzt geändert am 18.02.2021 - 14:35Uhr
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