Corona setzt für Privathaushalte neue Prioritäten

Corona setzt für Privathaushalte neue PrioritätenGörlitz, 9. Dezember 2020. Von Thomas Beier. Früher, bevor das Coronavirus das Leben für viele auf den Kopf stellte, war die Konsumwelt für Verbraucher noch weitgehend aufgeräumt. Was ist jetzt anders, wie sollte man mit seinem Geld umgehen?

Abb.: Der Dukatenscheißer zu Schwarzenberg. Am Haus findet sich ein in Stein gehauener Vers, der – ins Hochdeutsche übersetzt – lautet: Geld, das geborgt, das gibt keine Ruh / drum, mein gutes Männchen, drück nur zu / mach fleißig Geld, hör nur nicht auf / bis unser ist das Haus! Glück auf!
Foto: © BeierMedia.de
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Kauf langlebiger Investitions- und Konsumgüter in Zeiten des technologischen Wandels manchmal problematisch

Kurz gesagt: Es geht ums Geld. Für manchen ist im Lockdown das Einkommen teilweise oder ganz weggebrochen, viele Selbständige haben für Alltagsausgaben angetastet oder sogar aufgebraucht, was sie an Altersvorsorge angespart hatten, etwa indem sie etwa ihre Lebensversicherung auflösten.Folge: Das Geld, sofern noch vorhanden, sitzt bei weitem nicht mehr so locker.

Andere wiederum sind vom Coronavirus und die von ihm ausgelöste Krise zumindest einkommensseitig überhaupt nicht betroffen oder können als Unternehmer sogar Ertragssteigerungen verzeichnen. Diese Menschen treibt eher um: Wohin mit dem Geld angesichts der Nullzins-Politik? In Anbetracht insgesamt nicht gerade knapper Geldvermögen in breiten Kreisen im Westen wie übrigens auch im Osten Deutschlands und zugleich wieder und schnell wachsender Staatsschulden geht die Angst vor einer Inflation um: Diese würde Geldvermögen vernichten, den Staat aber entschulden. Doch auch der Ausweg in Aktien ist mit dem Zweifel verbunden, ob der stete Aufwärtstrend der letzten Jahre abrupt vorüber sein könnte, wenn die Coronakrise massiv in die Realwirtschaft durchschlägt.

Wohin mit dem Geld?

Viele überlegen nun, was man erwerben könnte, um sein Geld unterzubringen. Fondsanteile? Direktes Immobilieneigentum? Edelmetalle? Das sind Fragen, die Otto Normalverbraucher schnell überfordern, zumal jede Geldanlage ihre ganz eigenen Risiken birgt. Für viele ist ja der Autokauf, vielleicht neben dem Eigenheim, die teuerste Anschaffung, die im Leben getätigt wird. Sollte man jetzt schnell, so lange die Mehrwertsteuer noch bei 16 Prozent liegt, einen Neuwagen kaufen?

Doch bei den Pkw-Antrieben ist der technologische Umbruch gerade im vollen Gange. Soll man nun auf das Auslaufmodell Verbrennungsmotor setzen oder gleich vollelektrisch fahren, mit allen Einschränkungen bei Reichweite und Lade-Infrastruktur, oder auf einen Hybridantrieb setzen? Wegen derzeit noch geringer elektrischer Fahrleistungen stehen Hybridfahrzeuge, Das Umschalten des Elektroantriebs auf den Verbrennungsmotor ermöglichen, in der Kritik – die aktuellen Modelle könnten technologisch schnell veralten.

Das gilt generell: Die neuen Antriebstechnologien entwickeln sich so schnell, dass der Autokauf trotz teilweiser Förderung nicht nur in der Anschaffung teuer ist, sondern beim Verkauf als Gebrauchtwagen dann auch noch wenige Geld als erwartet bringt: Ein heute hochmodernes Elektroauto ist vielleicht in zwei Jahren schon völlig veraltet und der Akku macht dann möglicherweise nur noch eine Art Teilzeit-Job.

Während bei herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor die Wertentwicklung bislang gut berechenbar war, ist nun – ganz gleich, für welche Antriebstechnologie man sich entscheidet – alles offen. Fast könnte man meinen: Beim Autokauf kann man nur noch alles falsch machen.

Miete statt Eigentum kann das Problem schnell veraltender Produkte lösen

Um beim Auto zu bleiben: Hier ist jetzt eine Variante interessant, die sich bislang eher für Selbständige und Firmen gelohnt hat: das Leasing. Autoleasing bedeutet im Grunde nichts anderes, als das Fahrzeug zu bestimmten Konditionen für eine bestimmte Zeit zu mieten. Für Unternehmer ist das interessant, weil die Miete, die monatliche Leasingrate, betriebswirtschaftlich direkt in die Kosten eingeht und so unmittelbar steuermindernd wirkt – entsprechend hohe Einnahmen vorausgesetzt.

Diesen Steuerspareffekt erzielen private Endverbraucher zwar nicht, für sie hat ein Leasingwagen heutzutage jedoch den Vorteil, dass man sich nicht für lange Zeit – oft sind es drei oder sogar nur zwei Jahre – an ein Auto bindet und vor allem, dass dem Leasingnehmer der eventuell überdurchschnittlich hohe Wertverlust des Fahrzeugs auf gut deutsch schnurzpiepegal sei kann. Wenn der Leasingvertrag endet, wird das Auto einfach zurückgegeben. Klarer Vorteil: Es muss kein Gebrauchtwagen verkauft werden und man braucht sich nicht dem Gebrauchtwagenmarkt, von dem keiner weiß, wie er sich entwickeln wird, auszusetzen. Natürlich muss man darauf achten, den passenden Leasingvertrag abzuschließen und nicht zu viel zu bezahlen. Im Zeitalter der Digitalisierung hilft hier ein Leasing Vergleich, der bei der Recherche nach günstigen Angeboten hilft und den Markt ein Stück weit transparenter macht.

Und sonst?

Auch im Umgang mit Geld gibt es Extremisten: Die einen sind ständig pleite, weil ihnen das Geld durch die Finger rinnt, die anderen sind sparsam und häufen Geld an, ohne so recht zu wissen, wofür eigentlich. Dabei gibt es doch Lebensbereiche, in denen es sinnvoll ist, ein wenig mehr Geld auszugeben, als es für das Mindeste nötig ist. Dazu gehören die gesunde Ernährung, aber auch die Bevorzugung nachhaltiger Produkte, die haltbarer sind als andere und zudem auf umweltfreundliche Werkstoffe und faire Produktionsbedingungen setzen. Auf vieles kann man durchaus ganz verzichten, etwa kurzlebige Dinge aus Plastik oder elektronischen Kram, der nach wenigen Wochen weggeworfen wird. Wo er da seine Grenze zieht, bleibt jedem selbst überlassen, aber darüber nachzudenken, das ist schon mal ein guter Anfang.


Kulturzuschlag:

Der Spruch zum Foto des Schwarzenberger Dukatenscheißers in der Original-Version:

Gald, wos geborgt, das gibt kaa Ruh
drum, mei gut's Mannel, druck när zu!
Mach fleißig Gald hör fei net auf
bis unner is dos Haus! Glück auf!

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 09.12.2020 - 08:37Uhr | Zuletzt geändert am 09.12.2020 - 16:07Uhr
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