Aktien - nichts für Laien?

Görlitz, 25. September 2015. Von Thomas Beier. Mit Aktien kann man viel Geld verdienen, aber auch verlieren. Genau dieser mögliche Verlust lässt viele Leute vor Aktienbesitz zurückschrecken - und das, obwohl sie mit dem Zins, den ihre Hausbank auf ihr Erspartes bietet, oft höchst unzufrieden sind. Der Görlitzer Anzeiger beleuchtet das Thema näher.
Abbildung: Die New York Stock Exchange - die New Yorker Börse. Den Trubel erspart sich der private Aktienhändler: Er sitzt zu Hause am PC oder steuert sein Aktiengeschäft sogar per Handy.

Anzeige

So überwinden Sie die Hürden beim “Do-it-yourself”-Aktienhandel

Offenbar sind es zwei Hürden, die vielen Menschen den Zugang zum Aktienmarkt schwer machen:

    1. Wie kann ich überhaupt Aktien kaufen?
    2. Wann sollte ich mit welchen Aktien einsteigen?

    Wie Aktien das Vermögen mehren können

    Zunächst aber einige Grundlagen: Sein Vermögen mittels Aktien zu mehren, dazu tragen zwei Aspekte des Aktienbesitzes bei: Einmal die Dividende, die eine Art Erfolgsbeteiligung am Erfolg des Unternehmens (“an dem eine Aktie hat”, wie der Volksmund sagt) und andererseits die Wertsteigerung der Aktie selbst (der allerdings eben auch eine Wertminderung entgegenstehen kann).

    Wer auf die Dividende setzt, sollte auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz: KGV) der Aktie achten. Dieses drückt das Verhältnis des Aktienwertes zur (erwarteten) Dividende aus und liefert damit einen Anhaltspunkt, nach welcher Frist sich der Kauf einer Aktie über die ausgeschüttete Dividende rentieren könnte. Beispiel: Kostet eine Aktie 40,- Euro und werden jährlich fünf Euro Dividende ausgeschüttet, so liegt das KGV bei acht, was bedeutet: Nach acht Jahren würde die Aktie beginnen, sich “zu rechnen”, wenn man andere Effekte wie zum Beispiel Zinsen auf bereits erfolgte Ausschüttungen und Steuern außer Acht lässt. Die Aktiengesellschaften legen ihre Ausschüttungen jährlich fest, sie können je nach Unternehmenssituation auch bei Null liegen.

    Interessanter sind für viele Aktienbesitzer und -händler die eher kurz- und mittelfristigen Wertentwicklungen von Aktien oder ganzen Aktienfonds, wie weiter unten anhand des aktuellen Beispiels der Volkswagen-Aktie gezeigt wird.

    Wichtig ist es zudem, die das Aktiengeschäft betreffenden Steuergesetze zu kennen.

    Aktien kaufen und verkaufen

    Beim Aktienhandel scheuen Anleger häufig den persönlichen Kontakt zu den entsprechenden Finanzdienstleistern, denn oft genug erliegen diese der Versuchung, beim Kundenkontakt gleich noch andere Geldanlagen und Versicherungen anzubieten.

    Auch vor diesem Hintergrund hat sich das Direktbroking oder Discountbrokerage etabliert, bei dem der Interessent online selbst Aktien kaufen oder verkaufen kann.

    Discountbroker verweisen außerdem darauf, dass ihre Kosten beim Aktienhandel deutlich unter denen liegen, die Filialbanken für vergleichbare Leistungen erheben. Dennoch: Auch unter den Discountbrokern fallen enorme Preisunterschiede auf.

    Hier versucht beispielsweise das Portal www.aktienkaufen.com zu besserer Übersicht zu verhelfen. Besonders pfiffig: Auf dieser Webseite erlaubt ein integrierter Kostenrechner, anhand der persönlichen Kenngrößen
    • durchschnittliches Ordervolumen
    • Anzahl Order pro Jahr
    • Orderanteil via Internet
    • durchschnittliches Depovolumen
    eine Vorauswahl der für den konkreten Fall günstigsten Discountbroker, die hier erfasst sind, zu treffen.

    Wann einsteigen in den Aktienhandel?

    Darüber ist bereits ein ganzer Berg an Büchern erschienen, deren Empfehlungen von mathematischen Analysemethoden bis zum Hören auf das "Bauchgefühl" reichen. Sicher scheint indes nur eins: Den Gewinnaussichten stehen stets auch mehr oder weniger starke Verlustrisiken entgegen.

    Gesetzt den Fall, ein Anleger will nur auf die Wertsteigerung seiner Aktien setzen, während eine mögliche Dividende für ihn eher zweitrangig ist, dann liefert die jüngste Entwicklung der Volkswagen-Aktie ein denkbares Einstiegsszenario, das sich so beschreiben lässt:

    VW ist zweifelsohne ein starker Weltkonzern, dem es wohl gelingen wird, die Imagekrise aus dem Abgaskandal zu überwinden. Wer an diese Aussage glaubt, für den war der Kurseinbruch nach Bekanntwerden der per Software manipulierten Abgastests der perfekte Moment, VW Aktien zu kaufen. Deren Kurs war rapide gesunken, weil viele Anleger die VW Papiere "um jeden Preis" abstoßen wollten. Doch wer auf die Wirtschaftskraft des VW Konzerns vertraut, für den lag es in diesem Moment nahe, auf eine relativ zeitnahe Kurserholung zu setzen. Im Chart lässt sich die Wertentwicklung der VW Aktie vom Bekanntwerden des Skandals und ihrem damit verbundenen Wertverlust an nachvollziehen.

    Wem solche Überlegungen im Einzelfall jedoch zu stressig sind (in der Tat: man weiß ja nie, wie’s kommt!), für den kann die Risikostreuung durch mehrere Aktien im persönlichen Depot oder ein gemanagter Aktienfonds (bei dem das Management allerdings Kosten verursacht) die bessere Wahl sein.

    Fazit:


    Ich denke, viele Menschen beschäftigen sich viel zu wenig mit ihrem oft sauer verdienten und per Einkommenssteuer versteuertem Geld und lassen es regelrecht "wegschmelzen": Geringe Anlagezinsen, die außerhalb der Freigrenzen zudem besteuert werden, bis hin zur weiteren Besteuerung beim Ausgeben des Geldes durch Mehrwertsteuer, aber auch Tabaksteuer, Vergnügungssteuer, Kaffeesteuer, Schaumweinsteuer usw. fressen einen Großteil des Einkommens wieder auf.

    "Man verdient mit nichts leichter Geld als mit Geld", sagen Banker. Wieviel Geld man dafür braucht? Gerade im Aktienhandel kann man ganz klein anfangen und die Sache ausprobieren. Erfolg, ohne sich Zeit dafür zu nehmen, wird es jedoch nicht geben. Wer sich aber etwas intensiver mit Aktien beschäftigt, hat gegenüber den meisten anderen Menschen einen deutlichen Know-how-Vorsprung. Und den sollte man dann aber auch nutzen!

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: Thomas Beier | Foto Börse: skeeze, Foto Smartphone: FirmBee / William Iven, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 25.09.2015 - 16:39Uhr | Zuletzt geändert am 25.09.2015 - 17:12Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige