War 2014 ein gutes Geschäftsjahr im Landkreis Görlitz?

Görlitz, 14. Januar 2015. Von Thomas Beier. Die Frage, ob das vergangene Jahr gut für die Geschäfte war, lässt sich pauschal nicht befriedigend beantworten - zu unterschiedlich sind die Branchen und vor allem auch, was in den Unternehmen unter einem guten Jahr verstanden wird. Jedoch ist es für Geschäftsleute immer wieder besonders interessant, sich mit den Rahmenbedingungen für die künftige Geschäftsentwicklung zu beschäftigen und sich auf die Entwicklungen einzustellen.

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Überregionale Absatzbeziehungen können das eigene Geschäft absichern

Die Definition eines guten Geschäftsjahres beschränkt sich nicht allein auf den Gewinn, der unter anderem die Grundlage zukünftiger Investitionen ist. Auch Planungssicherheit durch langfristige Verträge ist gut fürs Geschäft, ebenso als weiteres Beispiel neben einen ganzen Reihe anderer Kriterien das Hinzugewinnen von Marktanteilen oder Konstanz in insgesamt schrumpfenden Märkten.

Wer in der Stadt oder im Landkreis Görlitz seinen Umsatz und schließlich sein Einkommen aus dem Leistungs- und Warenverkauf an die örtliche Bevölkerung erzielen muss oder hier ein neues Geschäft gründen will, sieht sich mit Rahmenbedingungen konfrontiert, die sich in einer sehr geringen Kaufkraft äußern. Abgesehen vom hohen Anteil Langzeitarbeitsloser verdiente die Hälfte der im Landkreis Görlitz per Arbeitsvertrag Vollzeitbeschäftigten nach Daten des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) monatlich ca. 1.000 Euro weniger als im Bundesdurchschnitt. Der liegt bei 2.702 Euro brutto monatlich (inklusive Überstunden und Einmalleistungen, ohne Azubis, Angaben Stand 2010). Konkret verdienten die Vollzeitbeschäftigten in Sachsen im Schnitt 1.955 Euro brutto monatlich, im Landkreis Görlitz sogar nur 1.737 EURO.

Da fehlen also Monat für Monat nach Abzug von Sozialversicherung und Steuern locker mal runde 790 Euro (Beispiel Alleinstehender ohne Kind) je Vollbeschäftigtem netto im Portemonnaie, wie man selbst leicht nachrechnen kann - ein Pro-Vollbeschäftigtem-Kaufkraftmanko von fast 9.500 Euro jährlich. Weil der geringe Verdienst für die lebensnotwendigen Ausgaben eingesetzt werden muss, ist der Markt für hochqualitative Waren oder gar Luxusgüter, für Dienstleistungen, anspruchsvolle Reisen etc. entsprechend klein.

Das Problem dürfte sich im Laufe der Jahre weiter verschärfen. Nach DGB-Angaben droht selbst bei 2.200 Euro monatlichem Arbeitseinkommen bei Renteneintritt die Sozialhilfebedürftigkeit, auch wenn man 40 Jahre lang gerackert und Rentenbeiträge eingezahlt hat.

Überlegungen für Unternehmen im Landkreis Görlitz

Wer seinen Fokus auf Zielgruppen vor Ort hat, gleich, ob Personen oder Unternehmen, sollte sich überlegen, wie die Situation seiner Kunden in fünf, zehn und 15 Jahren aussehen könnte. Unternehmen, die keine jungen Kunden hinzugewinnen, laufen Gefahr, schleichend selbst zum Problemfall werden, wenn sie nicht in einem sehr preiswerten oder Grundbedarfssegment tätig sind.

Gut beraten ist oftmals, wer sich überregionale Kunden sucht. Neben Absatzmöglichkeiten in kaufkraftstärkeren Regionen ist man dadurch schneller über Trends und Chancen informiert, als wenn man quasi nur vor der eigenen Haustür aktiv ist.

Eine Möglichkeit des erfolgversprechenden Marktzugangs kann hierbei der Online Handel bieten, wenn Branche und Zielgruppen dafür geeignet sind. Dabei muss man sich im Einzelfall überlegen, ob ein eigener Online Shop oder eine bestehende Handelsplattform geeigneter sind.

Bei bestimmten Angeboten hingegen - wenn der Kontakt von Mensch zu Mensch (face to face) oder persönlicher Service entscheidend sind - kommt man um eine Vor-Ort-Präsenz nicht herum. Geeignete Geschäftsräume finden kann man in solchen Fällen mit Hilfe der einschlägigen Internetplattformen von Immobilienanbietern, die zugleich eine gewisse Marktübersicht vermitteln.

Wichtig ist zu berücksichtigen, dass eine Markterschließung immer Geld und Zeit kostet, man könnte sagen, wer weniger Geld einsetzt, braucht gewöhnlich mehr Zeit und umgekehrt. Anlaufzeiten von zwei und mehr Jahren sind nicht außergewöhnlich und für den Erfolg gibt es keine Garantie - doch wer dieses Stehvermögen nicht hat, kann auch die Früchte nicht ernten.

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  • Quelle: Thomas Beier
  • Erstellt am 14.01.2015 - 09:08Uhr | Zuletzt geändert am 14.01.2015 - 09:41Uhr
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