Entfaltung statt Lifting!
Internationaler Frauentag - was wie ein Überbleibsel aus gleichberechtigteren Tagen scheint, steht längst amtlich auf der UNO-Liste. Aber nicht als der Tag, an dem der obligatorische Blumenstrauß fällig wird und die Männer einmal im Jahr den Kaffee kochen. Es ist der Tag der Anerkennung der Leistungen toller Frauen und der Aufmerksamkeit dafür, wo es noch mit der Gleichstellung der Frauen und der Männer hapert.
Rosenkavaliere unterwegs
Entsprechend der Bedeutung des Tages haben sich viele Initiativen etwas vorgenommen.
So gibt es zum Thema „Frauenwerke in Männerwelten“ einen Frauenstadtrundgang. Der will auf berühmte Görlitzer Frauen aufmerksam machen und als Anregung dienen, Görlitz mal etwas anders zu sehen.
Los geht´s am 8. März 2010 um 15:30 Uhr auf dem Hildegard-von-Burjan-Platz in Görlitz. Kosten tut das nix.
Der Frauenbrunch, der unter dem Motto „Appetit auf mehr…!“ mit einer Ausstellungseröffnung einher geht, will vielfältige Angebote zum „Kraft tanken“ unterbreiten. Dazu gibt es viele Informationen über Frauen, Politik und Engagement - und eben eine Ausstellung über das Leben der Frauen in der DDR.
Dabei sein kann man für drei Euro am 13. März 2010 zwischen 10 und 14 Uhr in der NeisseGalerie Görlitz, Elisabethstraße 10/11.
Kinderbetreuung ist jeweils möglich! Das Anmelden funktioniert unter Tel. 03581 - 67-13 70 oder per eMail an gleichstellung@goerlitz.de.
2. Frauenkonferenz
Der Frage, wie junge Frauen für die Arbeit in Frauenvereinen begeistert werden können, will sich in Görlitz die 2. Frauenkonferenz am 18. März 2010 ebenso widmen wie der Fragestellung, was Frauenvereine innerhalb der Familienarbeit leisten können. „Familienarbeit in Frauenvereinen“ ist deshalb das Leitthema der Konferenz.
Von 14 bis 17 Uhr wird dazu im Großem Sitzungssaal der Stadtverwaltung Görlitz am Untermarkt 6-8 getagt.
Programm der 2. Frauenkonferenz
14:00 Uhr Begrüßung durch Ines Fabisch, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Görlitz, und durch Romy Wiesner, Gleichstellungsbeauftragte der Großen Kreisstadt Görlitz
14:15 Uhr "Situation der Familien im Landkreis Görlitz", Martina Weber, 2. Beigeordnete und Leiterin des Dezernates Gesundheit und Soziales
14:45 Uhr "Junge-Mütter - Wie erreichen wir sie mit unseren Angeboten?", Simone Kruschwitz, LAG Mädchen und junge Frauen in Sachsen e.V.
15:15 Uhr Zeit für Gespräche
15:45 Uhr Podiumsdiskussion, Fragen aus dem Publikum, „Familienarbeit - ein Weg für Frauenvereine?“
Es diskutieren: Simone Kruschwitz, LAG Mädchen und junge Frauen in Sachsen e.V., Marlen Heinze, Sachgebietsleiterin Familienarbeit Landratsamt Görlitz, Christina Hartmann, Objektleitung Deutscher Demokratischer Frauenbund e.V. Görlitz, Steffen Blaschke, Projektleiter Familienbildung IBZ St. Marienthal, Romy Wiesner, Gleichstellungsbeauftragte Stadt Görlitz, Christiane Lammert, Schwangeren- und Familienberaterin, Diakonie Löbau-Zittau.
Teilnahme an der 2. Frauenkonferenz bis zum 11. März 2010 anmelden!
Beim Landkreis Görlitz, Gleichstellungsbeauftragte Ines Fabisch,
eMail: gleichstellungsbeauftragte@kreis-gr.de, Tel. 03581 - 6 63 90 09,
oder bei der Stadt Görlitz, Gleichstellungsbeauftragte Romy Wiesner,
eMail: gleichstellung@goerlitz.de, Tel. 03581 - 67-1370.
Während der Konferenz ist die Betreuung von Kindern möglich. Auch das bitte anmelden!
Anlässlich des internationalen Frauentags touren die Jusos, und zwar zur Frauentagstour 2010 der Jusos Neiße im Landkreis Görlitz. Das hat Tradition, denn jedes Jahr bereiten die Jusos am 8. März Frauen im Landkreis Görlitz ein Freude mit Rosen.
"Im Rahmen dieser Initiative wollen die Jusos auf die immer noch existierenden Missstände zwischen Männern und Frauen, vor allem im Berufsleben, hinweisen", so Silvio Wehle, Rosenkavalier und Juso-Vorsitzender im Landkreis Görlitz. Er verweist darauf, dass Frauen für die gleiche Arbeit immer noch rund 22 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen erhalten. Unterstützt wird die Rosen-Initiative durch den Bundestagsabgeordneten Wolfgang Gunkel, SPD.
Station machen die Jusos in Görlitz von 11:45 bis 12:45 Uhr, in Niesky von 13:00 bis 13:30 Uhr, in Weißwasser von 15:00 bis 15:30 Uhr und in Zittau von 14:30 bis 15.30 Uhr.
Sind das die Feinheiten der politischen Symbolik? Beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) jedenfalls sind nicht Rosen, sondern Nelken zum Internationalen Frauentag angesagt. Anlässlich des femal orientierten Ehrentages wird der Stellvertretende Vorsitzende des DGB Sachsen, Markus Schlimbach, den Frauen der Neukircher Zwieback GmbH Glückwünsche überbringen und besagte Nelken überreichen.
Kurt Graß ist Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Ostsachsen und sagt dazu: „In den Betrieben der Lebensmittelindustrie, des Lebensmittelhandwerks und des Hotel- und Gaststättengewerbes arbeiten über 60 Prozent Frauen. Sie arbeiten zum Teil unter schwierigen Bedingungen. Seit Jahrzehnten kämpft unsere Gewerkschaft für eine Gleichberechtigung und Gleichbehandlung des weiblichen und männlichen Geschlechts. Das heißt für uns u. a. auch, gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Noch immer erhalten Frauen in Deutschland im Durchschnitt ca. 23 % weniger Einkommen als Männer. Begründet wird das oft mit niedrigen Qualifizierungsniveau sogenannter Frauenberufe, Berufserfahrung, Teilzeitbeschäftigung. Aber das stimmt nicht. In der Neukircher Zwieback GmbH sind zurzeit ca. 40 Arbeitnehmer/Innen, davon 25 Frauen beschäftigt. Mit dem Unternehmen haben wir einen Haustarifvertrag geschlossen. Die Stundenlöhne für un- bzw. angelernte Arbeitnehmer/Innen liegen zurzeit bei 7,98 € bzw. 8,13 €. So werden vor allem Frauen beschäftigt. Dazu kommt, dass ein großer Teil der Frauen teilzeitbeschäftigt sind. Das macht sich deutlich im Geldbeutel bemerkbar. Die Mehrzahl der Frauen würde gerne Vollzeit arbeiten. Wir haben uns in diesem Jahr, stellvertretend für alle Frauen in unserem Bereich, die Neukircher Zwieback GmbH ausgewählt, um uns bei den Frauen für ihre hervorragende Arbeit zu bedanken.“
An der Aktion am 8. März in der Zeit von 9 bis 11 Uhr wird neben Markus Schlimbach von der DGB-Region Ostsachsen Matthias Klemm teilnehmen.
Kommentar:
Schon liegt er mir wieder auf der Zunge, der höchst lästerliche Gedanke: „Was wäre wenn . . . wenn die Männer genau so engagiert für ihre Gleichstellung und die Anerkennung ihrer Verdienste eintreten würden wie die Frauen . . .“ - eine Spirale ohne Ende! Es würde viel mehr Männerinitiaven und Männervereine geben, von Männerkonferenzen ganz zu schweigen, und manche Gleichstellungsbeauftragte wäre ein Gleichstellungsbeautragter. Wo bleibt Albert Schwarzer?
Es nutzt nichts. Deshalb feiern wir am 8. März lieber den Internationalen Frauentag und ernten ein Lächeln oder gar ein Küsschen, neudeutsch Bussi, für die Kalorienbombe, die Klunker, die Blüten, die wir opfern dem Machtritual der Weiblichkeit. Ja, so sind wir, da sind wir Männer mal schlau und gehen den einfacheren Weg.
Mal ernsthaft: Fernab von aller Quotenpolitik und Frauinnen-Gehabe kömmt es doch darauf an, Frauen bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und Entwicklungschancen zu unterstützen. Wer wirklich Gleichstellung fordert, kann nicht zugleich für Frauenquoten eintreten. Eine Quote für Gremien nach biologischen Merkmalen - nein Danke. Aber Unterstützung für alle, die was bewegen und vor allem sich selbst bewegen - gern. Und da sind die Frauen vor allem selbst gefragt!
Erfolg macht schön, das tut den Frauen wie den sie bewundernden Männern gut. In diesem Sinne: Entfaltung statt Lifting!
Ihr Fritz R. Stänker
Bild: Skulptur "Karl Marx, wie er über das Wasser geht"
Ursprünglich aufgestellt auf dem Schlossteich zu Chemnitz.
Von Jörg Beier, Holzgestalter, Schwarzenberg.
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- Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker | Fotos: BeierMedia.de | Erstveröffentlichung am 07.03.2010 - 23:36 Uhr
- Erstellt am 07.03.2010 - 23:12Uhr | Zuletzt geändert am 10.03.2010 - 22:13Uhr
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