Punkte sammeln oder Selbstbeschäftigung
Zittau | Görlitz, 28. Juli 2006. Während Zittau fleißig Punkte sammelt, ist Görlitz mit sich selbst beschäftigt: Zwar ist die Görlitzer Altstadt in der ZDF-Umfrage (siehe Goerlitzer Anzeiger: "Kein Liebling in Sicht? Von wegen!") auch einmal vertreten, aber das scheint nicht so wichtig wie eine Erklärung des Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick vom 27. Juli 2006 vor dem Stadtrat, wonach die wirtschaftliche Entwicklung des Standortes Görlitz für ihn oberste Priorität besitze – das sollte doch selbstverständlich sein, oder?
Kommentar
Aber auch die Profilierung des Standortes als Kulturstadt, vor allem zur Steigerung der Lebensqualität und Erhöhung der Attraktivität, hat für Paulick Priorität. Und er betont, dass man sich die Vielfalt der Kultureinrichtungen erst leisten könne "wenn wir die notwendigen Finanzen dafür auch erwirtschaften oder an anderer Stelle Mittel einsparen.“ Paulick macht deutlich: "Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Wirtschaftsstandort Görlitz stärker zu profilieren und international bekannt zu machen."
Der wichtigste Faktor zur weiteren Entwicklung des Wirtschaftstandortes und damit zur Schaffung und dem Erhalt von Arbeitsplätzen in der Stadt sei eine flexible, erfolgsorientierte Wirtschaftsförderung. Zum Vergleich: Die Ansiedlungspolitik in Zittau erledigt mit Dr. Holger Knüpfer ein Mann allein - ohne Mitarbeiter und Sekretärin, dafür klug und effizient.
Laut Paulick sollen mit einer gezielten Ansiedlungspolitik und einem auf Görlitz zugeschnittenen Standortmarketing optimale Bedingungen für bestehende und neue Unternehmen in Görlitz geschaffen werden. Erstaunlich, was Marketing alles kann. Dazu seien "insbesondere in der Wirtschaftsförderung strukturelle, ablauforganisatorische und inhaltliche Veränderungen dringend erforderlich", kündigte Paulick an. Nach intensiven Gesprächen mit Vertretern der Wirtschaft, Unternehmen und Verbänden ist er überzeugt davon, dass die Förderung der Wirtschaft außerhalb der Verwaltung effizienter und zielgerichteter betrieben werden könne - genau, denn Verwaltung und Wirtschaft sind nun wirklich zweierlei Schuh´.
Dazu sowie zur Umstrukturierung der G:TM in eine Stadtentwicklungsgesellschaft, mit Aufgaben in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung will er dem Stadtrat nach der Sommerpause eine Beschlussvorlage vorlegen. "Die Wirtschaftsförderung soll sich selbst als Akquisiteur verstehen und als Katalysator für neue Unternehmensansiedlungen fungieren. Diese Aufgabe kann in Form eines Kompetenzcenters für Wirtschaftsförderung + Standortmarketing in der neu zu strukturierenden Gesellschaft wahrgenommen werden. Dienstleistungsmentalität, Erfolgsorientierung, Transparenz und Ressourceneffizienz sind hierbei ein absolutes Muss!", so der Oberbürgermeister.
Das sind wahrlich große Aufgaben: Umstrukturieren, eine neues Kompetenzcenter bilden (woher die neue Kompetenz auch immer kommen mag) – viel Aufwand, der erst einmal eine Weile Beschäftigung mit sich selbst bedeutet und mit potenziellen Investoren nicht den geringsten Berührungspunkt hat.
Neben der aktiven Investorrelation kann die Serviceleistung einer fachlichen Begleitung und Fertigstellung von Fördermittelanträgen der Schlüssel zum Erfolg dieses Kompetenzcenters werden, so das Rathaus. Das klingt nach nie da gewesenem Aufbruch: "Aktive Investorrelation" - welch schöne Wortwahl für das harte Geschäft der Akquisition! Dass Investoren fachlich begleitet werden müssen (wohl durch den Verwaltungsdschungel) ist genau so traurig wie die Tatsache, dass Unternehmer wohl nur noch mit Verwaltungshilfe Fördermittelanträge stellen können.
Bei der Sensibilisierung, Koordinierung und Ausrichtung der Verwaltung setzt Paulick auf Wirtschaftsreferentin Lesbia Beck, die als Stabsstelle in seinem Büro in seinem Auftrag die Kontaktperson zwischen Unternehmern bzw. Investoren, neuer Gesellschaft und Verwaltung sein soll. Genau, Koordinierung ist ganz wichtig, damit die vielen Rädchen wissen, wie sie sich drehen sollen – hoffentlich wissen sie auch, wozu,
meint Ihr Fritz R. Stänker
Blick in die Zukunft:
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- Quelle: /Fritz Stänker auf Basis von Informationen aus der Stadtverwaltung Görlitz
- Erstellt am 28.07.2006 - 02:09Uhr | Zuletzt geändert am 02.11.2019 - 10:17Uhr
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