Sachsen und Niederschlesien legen strategische Arbeitsschwerpunkte fest

Dresden. Im Rahmen ihrer gemeinsamen Sitzung vom 1. Dezember 2009 in Dresden haben sich die Mitglieder des sächsischen Kabinetts und des Vorstands der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien über die künftigen thematischen Schwerpunkte ihrer Zusammenarbeit verständigt. Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich hatte hierzu den Marschall Niederschlesiens, Marek Łapiński, und die vier weiteren Vorstandsmitglieder der Woiwodschaft eingeladen. Außerdem haben der niederschlesische Woiwode Rafał Jurkowlaniec, der Sejmikvorsitzende Jerzy Pokój und der Präsident des Sächsischen Landtages, Dr. Matthias Rößler, auf Einladung des sächsischen Ministerpräsidenten an der Sitzung in der Staatskanzlei teilgenommen.

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Zu einer führenden Wirtschafts- und Kulturregion entwickeln

„In diesem Jahr feiern wir das zehnjährige Jubiläum unserer erfolgreichen Regionalpartnerschaft, die sich inzwischen auf fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens erstreckt. Diese Zusammenarbeit möchten wir fortsetzen und angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen ausbauen. Unser Augenmerk wird hierbei vorrangig auf die Themen Globalisierung, demografische Entwicklung, Energieversorgung und Klimawandel gerichtet sein“, sagte Ministerpräsident Stanislaw Tillich im Anschluss an die Sitzung. „Unser gemeinsames Ziel ist es, Sachsen und Niederschlesien unter Einbeziehung Nordböhmens zu einer führenden Wirtschafts- und Kulturregion zu entwickeln und sie in Europa nach außen sichtbar werden zu lassen. Unsere Lage im Herzen Europas bietet uns eine hervorragende Chance, die Zusammenarbeit auf internationalem Parkett und im lokalen Bereich auszubauen“, so Tillich weiter.

Sowohl der Freistaat Sachsen als auch die Woiwodschaft Niederschlesien haben in einem Programm ihre jeweiligen strategischen Ziele bis 2020 festgehalten. Die Vorstellung beider Strategien durch den Ministerpräsidenten und den Marschall in der heutigen Sitzung zeigten, dass beide Regionen in vielen Punkten vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Tillich: „Sie machen eben nicht an Landesgrenzen Halt, weshalb wir unser heutiges Treffen genutzt haben, um intensiv über grenzüberschreitende Lösungsansätze zu diskutieren. Gemeinsame Strategien werden die besten Antworten auf die Fragen der Zukunft sein.“

Um ihren gemeinsamen Willen zu bekräftigen, haben Ministerpräsident Stanislaw Tillich, der Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Marek Łapiński, und der Woiwode Niederschlesiens, Rafał Jurkowlaniec, im Anschluss an die Sitzung ein Kommuniqué mit dem Titel „Sachsen und Niederschlesien 2020 . Perspektiven der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ unterzeichnet.

Die Grundlagen der bisherigen sächsischniederschlesischen Kooperation sind zwei gemeinsame Erklärungen, die der damalige sächsische Ministerpräsident Prof. Dr. Kurt Biedenkopf am 17. September 1999 mit dem damaligen Marschall der Woiwodschaft Niederschlesien, Prof. Dr. Jan Waszkiewicz, sowie am 2. Mai 2000 mit dem damaligen niederschlesischen Woiwoden Witold Krochmal unterzeichnete. Darin hoben beide Seiten die positiven Auswirkungen einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung sowie auf die innere Sicherheit und auf die Bewältigung ökologischer Probleme hervor. Konkret vereinbart wurden ein Erfahrungsaustausch der staatlichen Verwaltungsebene, die Zusammenarbeit der für die innere Sicherheit und die Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität zuständigen Institutionen, die Intensivierung der Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Bildung, Wissenschaft und Forschung, Gesundheitswesen, Familie, Jugendaustausch, Sport und Tourismus. Außerdem sollen gemeinsame Projekte in den Bereichen Wirtschaft und Energiepolitik sowie Landwirtschaft, Ernährung, Forsten, Umwelt und Raumplanung realisiert werden. Darüber hinaus leisten sowohl die niederschlesische als auch die sächsische Seite ihren Beitrag bei der Erarbeitung der Verkehrsinfrastrukturplanung im Grenzgebiet und bei der Zusammenarbeit der lokalen Gebietskörperschaften.


Sachsen und Niederschlesien 2020 - Perspektiven der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
Wortlauf des Kommuniqués

Globalisierung
Im Zuge der Globalisierung spielt vor allem die grenzüberschreitende Verknüpfung von Wirtschaftsstandorten eine bedeutende Rolle. Die grenzüberschreitende Mobilität, auch auf den Arbeitsmarkt, wird zunehmen. Wir setzen uns für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sachsen und Niederschlesien ein. Dabei sollen vor allem die jeweiligen Vorteile in der Produktion stärker genutzt werden. Hierzu bedarf es einer Intensivierung der Beratung und einer Verbesserung des Informationsaustausches zwischen den Unternehmen auf beiden Seiten der Grenze. Unsere Regionen liegen im Herzen Europas und haben eine traditionelle wichtige Handelsfunktion. Leipzig, Dresden und Breslau sind Handels- und Wirtschaftszentren von jeweils nationaler und internationaler Ausstrahlung. Wir setzen uns dafür ein, dass Unternehmen in beiden Regionen zueinander finden, kooperieren und handeln. Wir beabsichtigen, gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsvorhaben von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu unterstützen. Des Weiteren sind für eine intensive Zusammenarbeit beider Regionen gut ausgebaute Verkehrswege unerlässlich. Dies betrifft das grenzüberschreitende Straßen- und Schienennetz, aber auch Rad- und Wanderwege. Niederschlesien und Sachsen werden bereits durch viele Straßen und Schienenwege miteinander verbunden, die die Region immer enger vernetzen. Ziel ist es jedoch, die Zahl der Verkehrsverbindungen weiter zu erhöhen.

Sprachliche und kulturelle Bildung
In einer grenzüberschreitenden Region stellen die jeweils andere Sprache und Kultur ein besonderes Potential dar. Im Berufs- und privaten Leben, in Schule und Studium nehmen Anzahl und Intensität der Kontakte immer mehr zu. Erst die Kenntnis der Nachbarsprache in Verbindung mit interkultureller Kompetenz ermöglichen die engen menschlichen Beziehungen als Grundlage einer starken Partnerschaft in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und werden somit zu wesentlichen Voraussetzungen für den sozialen, humanen und materiellen Gewinn. Daher wollen wir die Menschen in unserer Region noch mehr für die jeweils andere Sprache und Kultur gewinnen. Wir werden weiterhin Kindergärten, allgemein- und berufsbildende Schulen, Hoch- und Fachschulen dabei unterstützen und Netzwerke dieser Bildungseinrichtungen anregen und begleiten.

Demografische Entwicklung
Die Bevölkerungszahlen beider Regionen werden in den nächsten Jahren zurückgehen und ihre Bevölkerungsstrukturen sich verändern. Dies hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Bewältigung des demografischen Wandels schafft jedoch auch Chancen. Wir beabsichtigen, einen Erfahrungsaustausch zu diesem Thema aufzunehmen, um den demografischen Wandel in all seinen Facetten und Wirkungen zu meistern und die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen.“

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 01.12.2009 - 13:23Uhr | Zuletzt geändert am 01.12.2009 - 13:29Uhr
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