Was versteht man unter einem Drehteil?

Was versteht man unter einem Drehteil?Görlitz, 19. Juni 2019. "Was soll diese Frage, das ist doch logisch!", werden viele sagen. Fragt man aber Schüler, die vor der Entscheidung über ihren Berufsweg stehen, so tut sich oftmals eine erstaunliche Unkenntnis darüber auf, was hinter den Toren der Unternehmen geschieht bzw. wie Produkte hergestellt werden. Dagegen stehen oftmals schicke Berufe wie der "Influencer" im Mittelpunkt, in denen sich scheinbar mit wenig Aufwand viel Geld verdienen lässt. Andere wollen, befeuert von ehrgeizigen Eltern, unbedingt studieren und wählen dabei Berufe, die für den Einstieg in die Arbeitswelt nicht immer erfolgversprechend sind. Ein Blick auf den heimischen Ausbildungsmarkt, so die Region Görlitz als Ausbildungsort, lohnt allemal.
Abbildung oben: Verbinder aus Metall sind typische Drehteile

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Drehteile als Zugang zur Welt der Technik

Drehteile als Zugang zur Welt der Technik
Drehen eines Kupferbolzens

Dabei finden sich doch in der Wirtschaftsregion Görlitz-Zittau-Bautzen viele Unternehmen, die spannende und zukunftsträchtige Ausbildungsplätze in den unterschiedlichsten Branchen bieten. Erst neulich berichtete die Website markersdorf.de von einem der "hidden champions" der Oberlausitz, der Rieger Betten & Naturwaren GmbH & Co. KG in Görlitz-Schlauroth. Doch die hiesigen Betriebe, selbst jene industriellen Charakters, sind oft nicht so bekannt wie die klangvollen Großunternehmen. Beispiele für den Oberlausitzer Mittelstand sind, um auf die genannten Drehteile zurückzukommen, die SSL Maschinenbau GmbH in Eibau, deren Leistungsstärken – bei hoher Fertigungstiefe – im CNC-Drehen und CNC-Fräsen, also im Zerspanen, nicht zuletzt jedoch auch im Schleifen liegen, und die JOHNSON Drehtechnik GmbH, die in Zittau zu Hause ist.

Ein Drehteil wird durch Zerspanen hergestellt. Weil sich, wie der Name schon sagt, dabei das Werkstück dreht, besitzt es insgesamt oder teilweise eine rotationssymmetrische Gestalt. Wird Holz verarbeitet, spricht man vom Drechseln, beim Drehen hingegen wird Metall von den Buntmetallen bis zum Edelstahl verarbeitet und es entstehen zum Beispiel Wellen oder Radnaben, wenn ein Gewinde geschnitten wird auch Spindeln und Schrauben, oft als Sonderanfertigung oder Befestigungsbolzen.

Welche Arten von Drehteilen gibt es?

Man unterscheidet zwischen folgenden Drehteilen:
    • Futterteile
    • wellenförmige Drehteile
    • Stangenteile

Bei den Futterteilen entspricht der Durchmesser ungefähr der Länge oder ist größer als die Länge. Solche Futterteile werden einseitig in Drehfuttern festgespannt. Bei den Wellenteilen beträgt die Länge hingegen bis zu einem Mehrfachen des Durchmessers. Wellenteile müssen bei der Bearbeitung gegebenenfalls abgestützt werden, um Verformungen durch die Schnittkräfte am Drehmeißel und durch Unwuchten zu vermeiden. Bei den Stangenteilen wird eine Stange, deren Durchmesser dem des Werkstücks entspricht, als Rohteil verwendet. Diese Stangen werden in automatisierten Fertigungsprozessen mit einem Stangenlader zugeführt. In den meisten Fällen erfolgt das durch die Hauptspindel, die das Drehfutter als Spannelement in Bewegung versetzt, weshalb die Hauptspindel zwangsläufig als Hohlspindel ausgeführt ist.

Wo werden Drehteile verwendet?

Drehteile findet man vor allem dort, wo sich etwas bewegt – von der Armbanduhr über die Radnabe und das Getriebe des Autos bis hin zu Großturbine. Außerdem sind Drehteile geeignet, wenn Teile möglichst gut ineinander eingepasst werden sollen, so bei Rundführungen, die dafür sorgen, dass sich einzelne Elemente zueinander exakt bewegen. Weitere Beispiele sind die Kolben im Verbrennungsmotor und die Schnittstempel in Stanzwerkzeugen zur Herstellung von Unterlegscheiben. Zu den typischen Anwendungsfeldern für Drehteile gehören die Pneumatik und die Hydraulik, wo sie zum Beispiel als Rohr- und Schlauchverbindungen in Erscheinung treten, und der Automobilbau wie auch der Werkzeugbau. Oft wird auf konstruktive Lösungen mit Drehteilen zurückgegriffen, weil diese sich günstiger herstellen lassen als Frästeile.

Wo kann man Drehteile bekommen?

Das hängt ganz davon ab, welche Drehteile man braucht. Für Privatkunden sind beispielsweise hochwertige Schlauchverbinder aus Messing für den Gartenschlauch von Interesse, die im gut sortierten Baumarkt und Fachhandel zu haben sind. Ambitionierte Heimwerker und Oldtimer-Freaks haben gelegentlich eine Kleindrehmaschine in der Werkstatt, um spezielle Bolzen, Schrauben und Passteile selber herstellen zu können.
Gewerbliche Abnehmer, die Zulieferer benötigen, arbeiten gewöhnlich direkt mit einem Drehteile-Hersteller zusammen. Oft bestehen ganz spezielle Anforderungen an das verwendete Material und die zulässigen Toleranzen, weshalb die Drehteile-Fertiger nicht nur auf einen modernen Maschinenpark setzen müssen, sondern ebenso auf hochwertige Mess- und Prüftechnik. Auch besteht regelmäßig hoher Kostenduck, der zu hochproduktiver Fertigung auf CNC-Maschinen zwingt. CNC steht dabei für "Computer Numeric Control", also computergesteuierte Maschinen, mit denen das Berufsbild des CNC-Programmierers entstanden ist.

Tipp:
CNC-Programmierer werden heutzutage am Arbeitsmarkt oft händeringend gesucht. Mehr Überblick gibt es im Berufsorientierungsportal für die Oberlausitz.

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  • Quelle: red | Foto Verbinder: johannesbayer0, Foto Kupferbolzen: Capri23auto / Ralph, beide Pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 18.06.2019 - 21:48Uhr | Zuletzt geändert am 19.06.2019 - 06:23Uhr
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