Karuso singt in Görlitz

Görlitz, 14. Januar 2018. Mario Lanza, Fritz Tauber und Enrico Caruso waren früher – ja, damals war's, am Küchenradio – der Anlass, den Abwasch zu unterbrechen und "Hör mal!" zu sagen. Zumindest Caruso ist auch nicht mehr, was er mal war: Schreibt sich heute mit "K" und hört auf den Vornamen Laander. Aber er kommt nach Görlitz, um die Lesebühne Hospitalstraße zu betreten und damit zu bereichern.
Abbildung oben: Axel Krüger (links) und Mike Altmann haben sich auch auf anderen Bühnen einen Namen gemacht, nicht nur als lesende Schriftsteller, sondern auch als espritreiche Moderatoren wie wie auf dem Markersdorfer Neujahrsempfang vom vergangenen Freitag.

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Jubilar, ein Jubiläums-Gegner und ein Landesflüchtiger auf der Bühne

Thema: Lesebühnen

Lesebühnen

Lesebühnen sind in Görlitz fester Kulturbestandteil - teils musikalisch unterlegt, teils mit Autoren von vor Ort, teils mit weitgereisten Schreib- und Lesenden.

Nach der ausverkauften Dezember-Show eilt die Lesebühne Hospitalstraße nun zu ihrem nächsten Höhepunkt, zu dem sie im im ausklingenden Januar 2018 einlädt.

Altgedient

Ab sofort darf sich "Lesebühnler" Axel Krüger mit dem Attribut "altgedient" schmücken, denn mit der Januar-Lesebühne startet er in seine bereits zehnte Spielzeit. Das sieht man ihm gar nicht an. Rückblende: Im November 2008 hatte Krüger mit seinem damaligen Saxofontrainer Michael Mönnig die Kleinkunstbühne Jazzhappen, die bis 2015 bestand, im Görlitzer Kulturgeschehen installiert. Als dem Saxofonbläser die Lesebühnenpuste ausgegangen war, wurde aus den Jazzhappen ein neues Format aus Bühnentexten und Live-Musik. Dessen Name "Hospitalstraße" hilft nicht nur beim Auffinden der Location im APOLLO-Theater, sondern inkludiert Anregungen zum Nachdenken.

Noch einer

Neben Axel Krüger gehört Mike Altmann zum festen Team, legt aber Wert auf: "Erst seit 2011!" Er mag keine Jubiläen, sie seien ihm ein Graus. Deshalb ist spätestens mit dem Jahr Neun seiner Erscheinung Schluss – oder 2021 wird übersprungen. "Mal sehen, was mein Astrologe sagt“, hält sich der Pop-Poet Optionen offen. Ensemble-Leiter Krüger zeigt sich für derlei Gedankengut nicht anfällig: "Solange jemand da ist, der mich auf die Bühne schiebt, mache ich weiter." Die Schieberbanden der deutsch-polnischen Region frohlocken bereits.

Geflohen aus Sachsen-Anhalt

Rein körperlich gesehen könnte sich der Gast der Januar-Hospitalbühne an solch einer großangelegten Schiebung beteiligen. Laander Karuso ist's, er kommt bereits zum dritten Mal ins APOLLO Görlitz.

Aus Magdeburg im zeitweisen Land der Frühaufsteher (ein Titel, der so manchem Anlass zum Wegzug gegeben haben mag) ist er ins romantisch-aufregende Osnabrück in Niedersachsen gezogen. Wie auch im 50 Kilometer entfernten Münster wurde hier der Westfälische Friede, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete, unterzeichnet. Noch heute bezeichnet sich Osnabrück deshalb als die Friedensstadt. Obgleich Osnabrück nach dem Wiener Kongress von 1815 entwestfalisiert wurde, sind Architektur und Küche noch immer westfälisch geprägt. Das sind zwei gewichtige Argumente, in dieser Stadt seine Zelte aufzuschlagen.

Der von Magdeburger Erfahrungen geprägte Karuso will nun, quasi als Entwicklungshelfer in Osnabrück, seinen Beitrag zum Aufschwung West leisten. Als Schreiber, Musiker und Slam-Poet, einer eierlegende Wollmilchsau gleich, verfügt er dafür für die besten Voraussetzungen. Die sind belegbar durch seine Spur der Erfolge: 2015 Poetry Slam Stadtmeister von Magdeburg, im Jahr davor Sachsen-Anhalt Vizemeister im Poetry Slam und Sieger der Sachsen-Anhaltiner Landesmeisterschaft im Song Slam. Das Label frogrocks records machte 2016 der Welt Karusos Debutalbum "Coме оn, кошка!" zugänglich. Sein literarisches Debüt, ein Buch mit der Aufschrift "Der Weg zu meinem verfickten Seelenfrieden", war für den "Ungewöhnlichsten Buchtitel des Jahres 2016" nominiert.

Fazit

Am 27. Januar 2018 erleben die Veranstaltungsbesucher im Görlitzer APOLLO Karusos aktuelle Kurzgeschichten und sein frisches Liedgut mit deutschen Texten.

Prädikat: Unbedingt hingegen!
Sonnabend, 27. Januar 2018, 19.30 Uhr,
APOLLO Theater, Hospitalstraße 2, 02826 Görlitz:
Lesebühne Hospitalstraße (mit Live-Musik)

Der persönliche Weg zur Eintrittskarte:
An Eintrittkarten gelangt man durch vollständige Hingabe nicht seiner selbst, sondern von einem dutzend Euro. Der Erwerb im Vorverkauf an der Görlitzer Theaterkasse im Gerhart-Hauptmann-Theater auf dem Demianiplatz (charmant besetzt von Dienstag bis Freitag je von 10 bis 18 Uhr, sonnabend von 10 bis 12.30 Uhr) ist äußerst erfolgversprechend, die Spekulation auf Restkarten an der Abendkasse hingegen hochriskant. Bequemlinge bestellen die Tickets online unter www.g-h-t.de.


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  • Quelle: red | Foto Hrüger und Altmann: © Görlitzer Anzeiger, Foto Karuso: frogrocks records
  • Erstellt am 14.01.2018 - 01:35Uhr | Zuletzt geändert am 14.01.2018 - 10:08Uhr
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