Die Stadt baut

Görlitz-Zgorzelec. Im Gebäudekomplex Neißstraße 30 und Handwerk 1-2 werden die lang vorbereiteten Baumaßnahmen endlich umgesetzt - gerade noch rechtzeitig vor der Landesausstellung. Die Ansicht auf unserem Foto ist historisch nicht verbürgt, aber trotzdem schön... Sie zeigt den Museumskomplex in der Neißstraße bei Filmaufnahmen zu "In 80 Tagen um die Welt" Ende Juni 2003. Foto: /BeierMedia.de

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Handwerk 1: Entlernung als einziger Weg zu sinnvoller Nutzung

An der städtebaulichen und historisch herausragenden Ecke Neißstraße/Untermarkt - unmittelbar an der via regia - befindet sich seit dem Mittelalter einer der wichtigsten Patriziersitze und Brauhöfe von Görlitz. Das heutige Barockhaus entstand in den Jahren von 1726 bis 1729 für den aus Zittau stammenden Handelsherrn Christian Ameiß unter der Leitung des Ratsbaumeisters Samuel Suckert. Mit großen Waren-, Lager-, Kontor- und repräsentativen Privaträumen ist es das bedeutendste Handels- und Wohnhaus der Barockzeit in Görlitz.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel diente das Anwesen von 1804 bis 1945 der 1779 gegründeten Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften als Versammlungshaus sowie zur Unterbringung der bis heute weitgehend erhaltenen umfangreichen Sammlungsbestände. Nach Auflösung der Gesellschaft ging deren Besitz an die Stadt Görlitz über. Seit 1951 erfolgte unter dem Dach der ehemaligen Städtischen Kunstsammlungen, dem heutigen Kulturhistorischen Museum, schrittweise die Wiedereröffnung der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, des Graphischen Kabinetts sowie weiterer Räume in den Ausstellungsbereichen. Im Zusammenhang mit der Einrichtung des Hauses als Museum erfolgte die letzte umfassende Renovierung der Innenräume.

Denkmalgerechte Sanierung

Im Vorfeld der 3. Sächsischen Landesausstellung ist eine denkmalgerechte Sanierung des Gebäudekomplexes Neißstraße 30, Handwerk 1 und 2 beabsichtigt. Durch die Nutzung des Biblischen Hauses Neißstraße 29 für Verwaltungs- und Arbeitsräume des Kulturhistorischen Museums und durch die Unterbringung der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften mit Arbeitsräumen, Lesesaal und Freihandbibliothek in der Arndtstraße 11 wird es nun möglich, die seit langem dringend nötige Erneuerung und konzeptionelle Verbesserung der Ausstellungsbereiche im Barockhaus zu realisieren.

Bereits im Jahr 2011 soll das Museumsgebäude Neißstraße 30 mit den historischen Bibliothekssälen, dem Physikalischen Kabinett sowie natur- und altertumskundlichen Schaukabinetten wieder in neuem Glanz erstrahlen und für Görlitzer Bürger sowie Touristen verfügbar sein.

Neben der denkmalgerechten Instandsetzung der Wand- und Deckenflächen, der Reparatur von Fenstern und Türen wird die gesamte Haustechnik erneuert. Zur barrierefreien Erschließung aller Ausstellungsetagen ist der Einbau eines Aufzuges vorgesehen. Den Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz entsprechend werden Brandschutztüren eingebaut und durch Bau eines neuen Treppenhauses die vorgeschriebenen Flucht- bzw. Rettungswege geschaffen.

Im Erdgeschoss werden zur besseren Besucherführung alle Bereiche neu geordnet – Kasse mit Museumsshop, Garderobe, Aufstellungsmöglichkeit für Schließfächer, Veranstaltungsraum mit angeschlossenem Vorbereitungs- und Lagerraum, Rollregalanlagen für die Bibliothek, Besuchertoiletten. Auch für die Museumspädagogik wird ein separater Raum geschaffen. Im historischen Bibliotheksbereich im 1. Obergeschoss erhält der Bibliothekssaal aus Sicherheitsaspekten nur Einblicksmöglichkeiten (bei Führungen sind diese Räume weiterhin zugänglich).

Handwerk 1 wird entkernt

Das Haus Handwerk 1 wird bis auf zwei Querwände vollständig entkernt. Für die spätere Nutzung als Depot wird eine Konstruktion aus Stahlbetonstützen und -decken errichtet, die Lasten aus den Regalanlagen aufnehmen. Für den vertikalen Lastentransport wird ein Aufzug eingebaut.

Der (bisher als Notdach ausgebildete) Dachstuhl wird neu mit wärmegedämmten Dachflächen errichtet und bietet somit die Möglichkeit, weitere notwendige Depotflächen unterzubringen. Im Haus Handwerk 2 bleibt bei umfassender Innensanierung die historische innere Struktur weitgehend erhalten.

Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) hat auch hier - wie beim Kaisertrutz - die Bauherrenfunktion übernommen und führt das Vorhaben im Auftrag der Stadt Görlitz durch. Im Dezember 2009 sollen die ersten Leistungsverzeichnisse versendet werden, sodass im April des nächsten Jahres mit den Bauarbeiten für den 1. Bauabschnitt begonnen werden kann. Nach einem Jahr Bauzeit sollen die o. g. Räume für die 3. Sächsische Landesausstellung zur Verfügung stehen. Das gesamte Sanierungsvorhaben soll im Sommer 2012 abgeschlossen sein.

Mehrere Ingenieurbüros am Bau

Für die Gebäudeplanung und die Beachtung der Belange des Denkmalschutzes zeichnet das Architekturbüro Milde+Möser aus Pirna verantwortlich, mit der Tragwerksplanung ist das Ingenieurbüro Geudner aus Görlitz beauftragt. Heizungs-, Lüftungs-, und Sanitärinstallation plant und realisiert das Büro Bernadi Ingenieure aus Görlitz, den Bereich Elektro/Daten/Sicherheit das Büro Teamplan aus Dresden. Sonderfachbereiche, wie z. B. für den Bereich Bauklimatik und Schallschutz werden durch das Büro Architektur und Bauklimatik Dr. Cora Pitschke aus Dresden begleitet.

Die Gesamtkosten betragen ca. 8,57 Mio. Euro und werden zum überwiegenden Teil aus dem Bund-Länder-Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ finanziert.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 19.10.2009 - 16:15Uhr | Zuletzt geändert am 20.10.2009 - 01:02Uhr
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