Wässerchen des Lebens

Wässerchen des LebensGörlitz, 12. August 2022. Von Tina Beier. Was haben Whisky oder der Whiskey mit Vodka oder Wodka gemeinsam? Beide werden von ihren Liebhabern "Wässerchen" – das ist die Übersetzung von Wodka (Водка) – oder "Wässerchen des Lebens" genannt. Dabei ist die unterschiedliche Schreibweise den Genießern völlig gleich. Allerdings ist es nur beim Wodka wirklich egal, wie man ihn schreibt – nicht aber beim Whisky oder Whiskey: Diese beiden Hochprozenter unterscheiden sich in Herkunft und Herstellung.

Abb.: Dass Whisky und Whiskey gut für die Figur sind, wurde von der Wissenschaft noch nicht bestätigt
Foto: kalhh, Pixabay License (Bild bearbeitet)
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Die Herstellung von irischem Whiskey und schottischem Whisky

Die Herstellung von irischem Whiskey und schottischem Whisky
Gleich beginnt die Redaktionssitzung des Görlitzer Anzeigers. Ein guter Whisky oder Cognac – selbstverständlich armenischer – stehen bereit, ebenso die obligatorische Zigarre, die gern mit einem Bogen der Printpresse entzündet wird
Symbolfoto: annca, Pixabay License (Bild bearbeitet)

Geht es um Whisky oder Whiskey, vereinen sich Liebhaberei, Wissenschaft, Geduld und ein wenig Nationalismus. Zudem erfordert es viel Erfahrung, solch ein Getränk in Perfektion zu brennen. Die Begrifflichkeiten in der Branche sind auch dadurch zuweilen sehr poetisch, so wird das Fasslager "Das Gedächtnis der Brennerei" genannt. Die Kostbarkeiten der Schotten reifen in Eichenfässer heran, jene der Iren in kostbaren Kupferkesseln. Was aus den Fässern der Schotten verdunstet, nennen die Brenner den "Anteil der Engel". Bei diesem Herstellungsaufwand ist es nicht verwunderlich, dass Whisky und Whiskey ihren Preis haben.

Der stärkste Whisky der Welt

Ein Video über den Versuch, den stärksten Whisky der Welt herzustellen – vier Mal gebrannt und mit 88 Volumenprozent Alkohol bei Lagerungsbeginn – zeigt zugleich den Herstellungsweg eines guten Whiskys und erklärt, was ein Single Malt ist. Was die meisten Schotten ein wenig ärgern dürfte: Der Retter der vorgestellten Brennerei ist ein Engländer. Eine typische Bemerkung der Schotten ist: “Heep your hands off my whisky, it’s Scottish!" Dass die Schotten den Engländern nicht immer ganz grün sind, ist auch in der Politik zu spüren. Da ist es ein guter Trost, dass zumindest Destilliermeister Jim McEwan dem Namen nach ein echter Schotte ist.

God save the Queen! And the whisky too!

Überhaupt hat das Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland, kurz United Kingdom oder UK genannt, mit seinen vier Landesteilen England, Nordirland, Schottland und Wales seine Besonderheiten. Eine davon ist der zu leistende Treueeid auf die Queen, den man im Falle einer Einbürgerung leisten muss. Bürger aus demokratisch geführten Ländern schmunzeln vielleicht darüber, aber es führt kein Weg daran vorbei, wenn man ein echter Brite werden möchte. Irgendwie hat ja jedes Land seine Besonderheiten – und vielleicht gibt es ja auch einen heimlichen Treueid auf den Whisky oder den Whiskey?.

Die Geschichte des schottischen Whiskys und des irischen Whiskeys

Vermutet wird, dass die Iren und dort die irischen Mönche den ersten Whiskey hergestellt haben. Der später heilig gesprochene Mönch St. Patrick soll die Rezeptur von – Ausgerechnet! – Frankreich nach Irland gebracht haben. Der St. Patrick's Day wird noch heute zu seinem Gedenken gefeiert, allerdings weniger wegen des Whiskeys – Oder vielleicht doch? – sondern wegen der Ankunft des Christentums im 17. Jahrhundert.

Urkundlich erwähnt wurde die Herstellung von Whisky erstmals in Schottland. Die Mönche stellten den Alkohol zunächst für medizinische Zwecke her – angeblich.. Noch heute gilt ihr Rezept "Toddy", eine Mischung aus Whisky, Zucker und heißem Wasser, als sehr wirksam. Es wird als Mittel gegen Erkältungen verwendet, als alkoholfreie Alternativen gelten Porridge und Tee.

Was drinsteckt in den Wässerchen aus Schottland und Irland

Der traditionelle schottische Whisky, der sogenannte Single Malt, wird aus Gerste – und nur aus Gerste, deshalb single – oder seltener aus Kartoffeln gebrannt. Der irische Whiskey hingegen hat Gerste, Weizen und Mais als Eltern und kommt oft als "blended", also Verschnitt in den Handel, was übrigens keine Aussage über die Qualität sein muss.

Die wichtigsten Zutaten für die die Whiskyproduktion sind das Getreide und ein qualitativ hochwertiges Wasser. Das Getreide enthält viel Stärke, die in Zucker umgewandelt wird. Deshalb erhöht sich der Zuckeranteil, wenn die Gerste gemälzt wird. Wird das Getreide nicht gemälzt, muss es unter Druck gekocht werden.

Der schottische Whisky ist berühmt für sein rauchiges Aroma. Das erhält er durch den Torf, der als Brennmaterial eingesetzt wird, denn das feuchte Malz wird über einer mit Torf beheizten Feuerstelle getrocknet. Der torfige Rauch gibt dem Malz sein besonderes und von Liebhabern geschätztes Aroma.

Wie das "e" in den Whiskey der Iren kam

Diese Geschichte ist noch jung: Das "e" des irischen Whiskeys wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingefügt, weil sich die irischen Brennereien damit von der schottischen Konkurrenz abheben wollten – ein Marketing-Trick, der funktioniert hat!

Allerdings gibt es einen Trittbrettfahrer: Auch der amerikanische Bourbon-Whiskey, dessen Maische zu 51 bis 80 Prozent aus Mais gewonnen wird, ist eine Whiskey-Variante. Hier gibt es strenge Vorgaben, etwa zur Lagerung in angekohlten ameikanischen Weiß-Eichenfässern. Ausgeschenkt wird diese Whiskey-Variante etwa im amerikanischen Sektor der Freien Republik Schwarzenberg.

Whisky heute

Whisky hat heute eine treue Fangemeinde, die hochwertigen Genuss schätzt. Natürlich veruchen viele, auf den Zug aufzuspringen und tatsächlich kommen ausgezeichnete Whiskys längst etwa auch aus Japan und aus Deutschland.

Dennoch: Wer vor allem die Whisky-Tradition schätzt, tendiert eher zu den schottischen und irischen Brennereien. Ganz billig ist das Vergnügen nicht, im Gegenteil: Gar zu preiswerte Verschnitte werden Kenner ablehnen. Wer einen guten Whisky kaufen und genießen möchte – der übrigens auch als Geschenk gern gesehen ist, weil sich viele das für sich selbst nicht leisten – kann mit einem schottischen Whisky oder einem irischen Whiskey nicht viel falsch machen. Den Preis sollte man als Honorar für die Sorgfalt und die Liebe, die in der Herstellung stecken, verbuchen. Außerdem steigert, so sagt man, das Bewusstsein, sich einen kleinen Luxus zu gönnen, den Genuss.

Trinksprüche müssen sein

Die Kultur der Trinksprüche ist unter den Wodkatrinkern als eine russische Tradition bekannt, doch – Man glaubt es kaum! – eint sie auch die Schotten und die Iren: "Slàinte!" oder "Slàinte mhath!", heißt es hier, wenn das Glas erhoben wird. Das ist Gälisch und steht für "Gesundheit!" beziehungsweise "Gute Gesundheit!". Das sieht man wieder ein mal, dass die Welt ein Dorf ist, denn auch die Russen prosten sich beim Wodka mit "Auf die Gesundheit!" (На здоровье!) zu.

Kulturzuschlag: Ein etwas ausführlicherer irischer Trinkspuch
May you have the love that never ends,
lots of money, and lots of friends,
Health be yours, whatever you do,
and may God send many blessings to you!

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  • Quelle: Tina Beier | Foto Shorts: kalhh / kalhh, Pixabay License; Foto Glas und Zigarre: anncapictures / annca, Pixabay License
  • Erstellt am 12.08.2022 - 15:25Uhr | Zuletzt geändert am 13.08.2022 - 18:24Uhr
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