Deckeneinsturz im Haus Landeskronstraße 6 Görlitz

Görlitz, 21. Juli 2018. "Ruinen schaffen ohne Waffen", lästerten "DDR"-Bürger angesichts des Verfalls historisch gewachsener Wohnviertel. Nun ist es in Görlitz zum zweiten Mal zum Teileinsturz eines unsanierten und unbewohnten Hauses gekommen. Doch wer Parallelen zieht, liegt falsch: Während in der "DDR" unter der sozialistischen Mangelwirtschaft der SED-Linken trotz enormer Wohnungsknappheit Wohnhäuser verfielen und unbewohnbar wurden, mangelt es heute – nicht nur in Görlitz – schlichtweg an Mietern. Dadurch wird die Sanierung für Eigentümer und Investoren zum wirtschaftlichen Risiko.
Abbildung oben: Oft sind es Wasserschäden, die wegen undichter Dächer Holzbalkendecken nachgeben lassen. Im abgebildeten konkreten Fall Landeskronstraße 6 muss die Ursache erst noch geklärt werden

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Ein überraschender Einzelfall

So stehen im weitestgehend sanierten Görlitz noch immer tausende Wohnungen leer, wodurch die Bausubstanz vor allem komplett leerstehender Mehrfamilienhäuser erst schleichend und dann immer schneller Schaden nimmt. Schlagartig deutlich wurde das Problem, als vor einem knappen anderthalben Jahr vom Haus Landeskronstraße 34 Fassadenteile auf die Straße stürzten. Heute ist das Gebäude längst komplett abgerissen.

Im unbewohnten Haus auf der Landeskronstraße 6 (nicht etwa "Landskron Strasse", wie ein Qualitätsmedium schrieb) kam es vorgestern, am 19. Juli 2018, kurz vor den MDR-Aktuell-Abendnachrichten, zum Einsturz einer Geschossdecke in einem Zimmer. Personen wurden nicht verletzt, der Sachschaden beschränkt sich auf das betroffene Wohnhaus. Die von Anwohnern alarmierte Görlitzer Berufsfeuerwehr versuchte zunächst, sich ein Bild vom Ausmaß des Schadens und von der Gefahrenlage zu machen. Weil der Schaden jedoch offenbar eng begrenzt ist, wurde nur der Gehweg vor dem Haus gesperrt.

Der Deckeneinsturz kam völlig überraschend, denn die Stadt Görlitz hat ein waches Auge auf die dahinsiechenden einzelnen Gebäude: Sie stellt den Kontakt zu den Eigentümern her, ordnet die Gefahrenbehebung an und tritt notfalls selbst in Vorleistung. Im Gründerzeitviertel rund um die Landeskronstraße finden sich neben den sanierten und vermieteten einige Gebäude, die entweder notgesichert wurden, einer Sanierung entgegensehen oder eben als einsturzgefährdet gelten.

Typisch für Görlitz sind marode Gebäude längst nicht mehr. Die Landeskronstraße bietet mit ihren Nebenstraßen als Teil des sogenannten Brautwiesenbogens recht gute Perspektiven für städtische Wohnqualität.

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  • Quelle: TEB | Fotos: Matthias Wehnert
  • Erstellt am 20.07.2018 - 23:37Uhr | Zuletzt geändert am 21.07.2018 - 01:07Uhr
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