Häufige Finanzprobleme bei kleineren Selbstständigen

Görlitz, 20. Januar 2018. Kleine Ladenbesitzer, Dienstleister und Handwerker haben all zu oft mit Finanzschwierigkeiten zu kämpfen. Die Gründe dafür sind vielseitig. Die Annehmlichkeiten eines Angestelltenverhältnisses bleiben den meisten Selbstständigen verwehrt: Auf die im Normalfall regelmäßigen festen Gehaltseingänge müssen sie verzichten und die tatsächlichen Einnahmen sind meist großen Schwankungen unterworfen. Selbstständige haben im Vergleich zu Arbeitnehmern zudem mit diversen finanziellen Herausforderungen zu kämpfen. Zahlreiche auch unverschuldete Ereignisse können dazu führen, dass ein kurzfristiger finanzieller Engpass entsteht. Welche Vorfälle können das sein und wie kann man sich davor schützen?
Abbildung oben: Erst eine Finanzplanung unter Berücksichtigung aller Unwägbarkeiten ermöglicht es, tatsächliche Entwicklungen mit erwarteten abzugleichen und gegebenfalls gegenzusteuern

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Finanzplan sorgfältig aufstellen

Insbesondere in der Anfangsphase der Gründung begehen viele Selbstständige Finanzierungsfehler. Es kann nicht oft genug betont werden, dass ein sorgfältig ausgearbeiteter Finanzplan gerade für die erste Zeit nach der Gründung von enormer Wichtigkeit ist. Viele Existenzgründer messen diesem elementaren Bestandteil des Businessplans zu wenig Aufmerksamkeit bei und beschränken ihr Engagement in dieser Hinsicht darauf, ein möglichst gutes Bild für den Kreditgeber abzugeben. Wer den Finanzplan also nur für die Darlehnsbeschaffung ausarbeitet, vergisst viele Aspekte, die später zu finanziellen Schwierigkeiten führen können. Je genauer der Finanzplan aufgestellt wird, desto eher lässt sich das Risiko einer Fehlkalkulation vermeiden.

Rücklagen bilden ist das A und O einer soliden Finanzplanung

Eines der wichtigsten und effektivsten Mittel gegen finanzielle Engpässe ist die regelmäßige Rücklagenbildung. Allerdings vergessen viele Selbstständige die Notwendigkeit, ordentlich Rücklagen zu bilden bilden und gehen mit den erwirtschafteten Einnahmen allzu leichtfertig um. Über den daumen gepeilt empfiehlt es sich ganz allgemein, als Vorsorgemaßnahme etwa 20 bis 40 Prozent der Einnahmen zurückzulegen.

Alle Kosten sollten bekannt sein

Unter den Kosten, die während des laufenden Geschäftsbetriebs anfallen, sollten keine unbekannten Faktoren sein. Es ist durchaus hilfreich, sich branchenspezifische Kennzahlen einzuholen, um eine Orientierung zu bekommen. Über solche kennzahlen verfügen gewöhnlich die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern, Banken, die jeweiligen Branchenverbände oder auch die Ämtern für Statistik.

Allgemein sollten die Budgets nicht zu knapp bemessen sein und Spielraum für unerwartete Ereignisse und damit verbundene Ausgaben eingeplant werden. Zu den häufigsten Finanzierungsfehlern bei Neugründungen gehören folgende Punkte, auf einige wird im weiteren Verlauf näher eingegangen:
  • zu hohe Fixkosten-Belastung
  • unterschätzte Kosten für Betriebsmittel
  • keine Berücksichtigung von Anlaufverlusten
  • keine Rücklagenbildung
  • Fixierung auf wenige Kunden oder nur einen Großkunden
  • falsche Preiskalkulation
  • unerwartete Steuernachzahlungen
  • zu optimistische Einschätzung der Zahlungsmoral der Kunden
  • keine Inanspruchnahme von öffentlichen Fördergeldern
  • versteckte Kosten unberücksichtigt gelassen
  • Vernachlässigung des Rechnungswesens
  • allgemein schlechte Auftragslage, oftmals weil der Akquisitionsaufwand unterschätzt wurde und die Werbung nicht professionell erfolgt

Falsche Preiskalkulation

Besonders häufig und gerade in der Anfangszeit werden die Preise für angebotene Dienstleistungen und Produkte falsch kalkuliert. Vielfach wird sich einfach am jeweiligen Marktpreis orientiert, anstelle mit den tatsächlichen Kosten der Leistungserbringung und Warenbereitstellung zu kalkulieren. Wenn die anfallenden Kosten beispielsweise bei der Produktion nicht mit den Marktpreisen korrelieren, muss dem Kunden für einen höheren Preis auch ein Mehrwert geboten werden. Nicht selten führt eine falsche Preiskalkulation somit zu finanziellen Engpässen, wenn nicht schnell genug gegengesteuert wird. Ferner ist zu berücksichtigen, welche Wirkungen eine bestimmte Preispositionierung hat – bis hin zur kybernetischen Kalkulation.

Unerwartete Steuernachzahlungen

Schon für Arbeitnehmer können unverhoffte Steuernachzahlungen finanzielle Probleme bedeuten. Für Selbstständige kann eine solche Nachzahlung sogar existenzbedrohend sein. Neben der eigentlichen Nachforderung wird zusätzlich meist auch die Einkommenssteuervorauszahlung nach oben hin angepasst und unter Umständen eine Umsatzsteuernachzahlung sowie eine periodische Vorauszahlung für das laufende Jahr veranschlagt. Schnell können die geforderten Summen ein Unternehmen in ernsthafte Liquiditätsschwierigkeiten bringen. Deshalb sollte immer ein gewisser Betrag für etwaige Steuernachzahlungen und überraschende, unvermeidliche Ausgaben zurückgelegt werden.
Wenn das Kind aber in den Brunnen gefallen ist, sollte man versuchen den Schaden möglichst zu begrenzen. Als Selbstständiger hat man durchaus die Möglichkeit, einen Aufschub der Vollstreckung zu beantragen. Wichtig ist es hierbei, ganz konkrete Vorschläge anzubieten, wie der Betrag in möglichst wenigen Raten gezahlt werden kann. Vorbeugend lohnt es sich, einen Experten für steuerrechtliche Fragen heranzuziehen.

Allgemeine Zahlungsausfälle

Nicht selten kommt es vor, dass Kunden ihren Zahlungspflichten nicht oder erst zu spät nachkommen. Gegen solche Zahlungsausfälle kann man sich in aller Regel schlecht absichern. Für nicht beglichene Rechnungen gibt es zahlreiche Gründe: Stress, Vergesslichkeit oder Nachlässigkeit lassen zumindest potenziell die Möglichkeit offen, dass sich der Kunde nach einer Zahlungserinnerung oder Mahnung an die Zahlung erinnert. Anders hingegen sieht es bei vorübergehender Zahlungsunfähigkeit mangels Liquidität, einer Insolvenz oder gar boshafter Zahlungsunwilligkeit des Kunden aus – dem geschuldete Zahlungsausfälle stellen dann schon eine andere Hürde dar. Eine entsprechende Rechtsschutzversicherung kann hier womöglich eingreifen, letzte Auswege sind hier meist eine Zahlungsklage oder die Zusammenarbeit mit einem seriösen Inkassounternehmen. Zahlungsausfällen vorbeugen kann man durch Factoring, den Verkauf eigener Forderungen.

Je nach Auftragslage laufen die Geschäfte mal besser und mal schlechter, davon kann sich nahezu keine Branche freisprechen. Auch hier ist es wieder besonders wichtig, Rücklagen für schlechte Zeiten aufgebaut zu haben. Auch wenn dringende Investitionen oder Ausgaben anstehen, beispielsweise weil Maschinen repariert werden müssen, ein neuer Firmenwagen angeschafft werden muss oder etwa ein Umzug in ein größeres Büro ansteht, kann es knapp in der Firmenkasse werden. Bei ansonsten guten Geschäftsaussichten kann ein Kredit helfen, den finanziellen Engpass zu überbrücken.

Darlehen müssen fristgerecht beglichen werden

Unter gewissen Voraussetzungen kann es also sinnvoll sein, den finanziellen Engpass mit einem Kredit zu überbrücken. Hierbei sollte jedoch unbedingt klar ersichtlich sein, dass das Darlehen auch fristgerecht zurückgezahlt werden kann, um eine weitere Verschlechterung der finanziellen Situation zu vermeiden. Es gibt zahlreiche Kredit-Varianten, die alle ihre Vor- und Nachteile aufweisen. In vielen Fällen kann ein Mikrokredit kurzfristig Abhilfe bei finanziellen Engpässen schaffen. Diese Kredit-Variante zeichnet sich durch relativ geringe Kreditsummen sowie kurzen Laufzeiten aus. Vor allem steht das Geld schnell zur Verfügung und kann ohne lange Verzögerungen genutzt werden. Im Vergleich zu Dispokrediten sind Mikrokredite in der Regel zu einem deutlich günstigeren Zinssatz zu erhalten. Weitere Informationen zu dieser Form des Überbrückungskredits findet man unter Mikrokredit24.net.

Bevor man einen Kredit aufnimmt, sollte das Ende des finanziellen Engpasses jedoch absehbar sein. Folgende fragen können helfen die Kreditentscheidung zu treffen:
  • Wie stabil war die Einkommenssituation in der letzten Zeit?
  • Warum konnten keine ausreichenden Rücklagen gebildet werden?
  • Lassen sich die Probleme, die zum Engpass geführt haben, zukünftig umgehen?
  • Muss die Finanzplanung überdacht und an die neuen Verhältnisse angepasst werden?

Insbesondere wenn es also um die Finanzen geht, sollten alle mögliche Risiken ausgelotet werden. Die Schwierigkeit bei der Finanzplanung liegt darin, alle Aspekte zu berücksichtigen. Gründer sollten insbesondere in der Anfangszeit möglichst sparsam kalkulieren und unnötige Ausgaben vermeiden bis der Break-Even-Punkt, an dem die Einnahmen die Kosten übersteigen, erreicht ist. Mit einer soliden Finanzplanung und regelmäßiger Rücklagenbildung lässt sich gelassener auf finanzielle Engpässe reagieren.

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  • Quelle: red | Foto mit Taschenrechner: brandnewday / Brandi Day, Foto ohne Taschenrechner: Free-Photos, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 20.01.2018 - 07:14Uhr | Zuletzt geändert am 20.01.2018 - 08:46Uhr
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