Braunkohlesanierung läuft planmäßig

Braunkohlesanierung läuft planmäßigBerlin | Senftenberg. „Die Fortschritte der Braunkohlesanierung können sich immer mehr sehen lassen“, betonte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr.-Ing. Mahmut Kuyumcu auf dem LMBV-Bilanzpressegespräch am 30. Mai 2007 am Sitz des Unternehmens mitten im entstehenden Lausitzer Seenland. „Gerade hier zeigt sich die spannungsreiche Entwicklung der Bergbaufolgelandschaften: Die Ergebnisse der aufwendigen Bergbausanierung werden für die Menschen im Lausitzer Revier zwischen Cottbus, Spremberg, Lauchhammer, Hoyerswerda und Görlitz von Jahr zu Jahr noch greifbarer und nutzbarer.“ Die stillgelegten Tagebaue in der Lausitz sind inzwischen für die Menschen aus Nah und Fern immer mehr als neue, künstliche Lausitzer Seenlandschaft zu erfahren. „Mit der Flutung des Ilse-Sees Mitte März diesen Jahres haben wir LMBV-weit überall die letzte und dritte Phase der Braunkohlesanierung eingeleitet. Die Herstellung unserer mehr als 50 Bergbaufolgeseen werden bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts im Wesentlichen abgeschlossen haben", so Kuyumcu. Davon konnten sich die Teilnehmer des Pressetermins selbst aus Jeep und Flugzeug überzeugen. Große Fortschritte machen auch die Sicherungs-, Flutungs- und Verwertungsarbeiten im Mitteldeutschen Revier rund um Leipzig, südlich von Halle und bei Bitterfeld.

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Sichtbare Fortschritte bei Sanierung der Gruben

Sichtbare Fortschritte bei Sanierung der Gruben
Landschaft nach der Braunkohle - im Hintergrund das Kraftwerk Boxberg;
kleines Bild: Brikettfabrik Knappenrode, heute technisches Denkmal
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Erfolgreich im Wandel: Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) ist seit 1994 als Projektträgerin für die Wiedernutzbarmachung der nicht privatisierten Braunkohleareale im Auftrag des Bundes und der ostdeutschen Braunkohleländer tätig. Die Braunkohlesanierung war daher auch im Jahr 2006 „nicht eines Unternehmens Werk“: zahlreiche Partner in den Sanierungsfirmen, Ingenieurbüros, Arbeits-, Berg- und Umweltämtern, Behörden, in dem Steuerungs- und Budget-Ausschuss von Bund/Ländern sowie in den Braunkohleausschüssen in den Ländern haben zu einem erfolgreichen Etappenziel 2006 beigetragen.

Insgesamt rund 8,1 Mrd. Euro Bundes- und Landesmittel wurden seit 1990 bis Ende 2006 zielgerichtet für die Braunkohlesanierung eingesetzt. Davon wurden von der LMBV rund 7,65 Mrd. für die Sicherung der stillgelegten Tagebaue und weiterer notwendiger Arbeiten zur Wiedernutzbarmachung (Grundsanierung) aufgewandt.

Allein im Jahr 2006 wurden mehr als 290 Mio. Euro (2005: 328 Mio. Euro) für die Braunkohlesanierung bereitgestellt, davon entfielen auf Brandenburg rund 161 Mio. Euro, auf Sachsen 82 Mio und auf Sachsen-Anhalt rund 44 Mio. Euro.

Rund 240 Mio. Euro wurden 2006 für die Grundsanierung im Rahmen der bergrechtlichen Verpflichtungen der LMBV (2005: 294 Mio. Euro) ausgegeben (sogenannte § 2-Maßnahmen). Für die Gefahrenabwehr im Zusammenhang mit dem Wiederanstieg des Grundwassers wurden rund 36,5 Mio. Euro (2005: 24 Mio. Euro) eingesetzt (sogenannte § 3-Maßnahmen). Dies betraf z. B. Untersuchungen zum Grundwasserwiederanstieg um Delitzsch (Sachsen-Anhalt), Senftenberg (Brandenburg) und Burghammer sowie Spreetal (Sachsen). Schließlich wurden im Auftrag der Braunkohleländer mit mehr als 12,2 Mio. Euro (2004: 10 Mio. Euro) diverse Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität der sanierten Landschaften realisiert (sogenannte § 4-Maßnahmen).

Der überwiegende Teil aller Arbeiten, insbesondere die Böschungssicherung und Kippenverdichtung, die Abraummassentransporte und -anschüttungen sowie der Abriss von nicht mehr benötigten Brikettfabriken und Kraftwerken sind bereits abgeschlossen. Bei den Abbruch- und Demontagearbeiten sind nur noch unter drei Prozent zu erledigen. Ähnlich groß ist das Verhältnis bei den Massenbewegungen - nur noch weniger als fünf Prozent der gesamten Leistungen sind hier zu erbringen. Bei den Verdichtungsarbeiten sind bisher schon 91 Prozent der Arbeiten geleistet worden. Bei der reinen Rekultivierung, die in der Regel am Ende der Sanierung steht, sind rund zwei Drittel (68 Prozent) erreicht. In der Altlastensanierung sind bis jetzt ebenfalls über die Hälfte der Projekte abgearbeitet.

Was sind aus Sicht der LMBV berichtenswerte Kenziffern des Jahres 2006?
· Rund 25 Millionen Kubikmeter Abraummassen wurden in 2006 (2005: 38,2 Mio. Kubikmeter ) bewegt.
· Etwa 28 Millionen Kubikmeter Kippen wurden verdichtet und damit gesichert (2005: 43 Mio. Kubikmeter).
· Rund 251 Millionen Kubikmeter Wasser, einschließlich Sümpfungswasser, konnten 2006 zur Flutung herangezogen werden (2005: ca. 300 Mio.)
· Insgesamt 2,19 Mrd. Kubikmeter Fremd- und Eigenwasser wurden seit 1994 zur Flutung genutzt (1994 - 2005: ca 1,96 Mrd. Kubikmeter Fremd- und Eigenwasser).
· 114 Mio. Kubikmeter Wasser wurden 2006 allein in der Lausitz und weitere 66 Mio. Kubikmeter Wasser in Mitteldeutschland aus Flüssen zur Flutung genutzt.
· Das Volumen des Grundwasserdefizits wurde damit von 1990 mit ursprünglich 12,7 Mrd. auf rund 5,5 Mrd. Kubikmeter (2005: 6,2 Mrd. Kubikmeter) bisher verringert.
· An 43 von 51 größeren Bergbaufolgeseen wurden zwischenzeitlich die Flutungen begonnen. Dazu zählen auch der 2007 die begonnenen Flutungen an Ilse-See und Zwenkauer See.
· Auf ca. 400 Hektar (2005: 276 ha) wurden Bäume gepflanzt bzw. hat sich Wald gegründet. Insgesamt wurden 2006 rund 2,0 Mio. Bäume gepflanzt, davon mehr als 1,3 Mio. Laubbäume.
· 589 Hektar Flächen (2005: 605 Hektar) wurden zur Nachnutzung für Land- und Forstwirtschaft vorbereitet.
· Rund 6.400 Hektar (2005: 7.000 Hektar) wurden durch Veräußerung einer neuen Nutzung zugeführt.
· Ca. 537.000 Tonnen Abfälle (Bodenaushub, Bauschutt, Beton, Steine) wurden im Jahr 2006 beseitigt bzw. verwertet (2005: 798.000 Tonnen).

„Die attraktive Vielfalt der durch die Braunkohlesanierung neu geschaffenen Landschaften wurde 2006 nicht nur anhand der ‚Neuen Blauen Augen’ im Lausitzer Seenland immer deutlicher. Wer den Tagebau Meuro und die angrenzenden Städte Großräschen bzw. Senftenberg noch aus den neunziger Jahren kennt, wird heute bereits die neuen Potentiale des Ilse-Sees, des Sedlitzer sowie Partwitzer und Geierswalder Sees erahnen können. Dazu hat mit vielen konstruktiven Impulsen und Aktivitäten auch die IBA Fürst-Pückler-Land unter Leitung von Prof. Rolf Kuhn beigetragen,“ unterstrich Kuyumcu. Jüngste gemeinsame Ergebnisse von Projektträger LMBV und Ideengeber IBA sind die entstehende Aussichtsplattform auf der Victoria-Höhe und die Schwimmende Tauchschule am fertig gefluteten Gräbendorfer See. Die LMBV hat geflutet bzw. flutet bis heute 43 größere Bergbaufolgeseen und wird noch an acht Seen die Flutung aufnehmen. Von diesen 51 größeren Seen liegen 27 in der Lausitz (14.264 Hektar) und 24 in Mitteldeutschland (10.337 Hektar).

Seit rund drei Jahren ist die Flutung der Bergbaufolgeseen einer der Schwerpunkte der Tätigkeit der LMBV. Diese bis weit in das nächste Jahrzehnt reichende Aufgabe hat die LMBV zu mehr als der Hälfte (56 %) erledigt. Der Füllstand der 23 in Flutung befindlichen größeren Lausitzer Seen lag Ende 2006 im Durchschnitt bei 53 % mit einer momentanen Seefläche 9.465 Hektar (dies entspricht rund 67 % der Endfläche dieser Lausitzer Bergbaufolgeseen). In diese Seen der Lausitz flossen bisher 1,2 Mrd. Kubikmeter Wasser. Bei dieser einzigartig umfangreichen Herausforderung kommt es nicht nur auf die mengenmäßige Herstellung neuer Gewässer an, sondern vorrangig auch auf die Herstellung solcher Seen, die langfristig ohne Qualitätsprobleme in die Vorflutsysteme eingebunden werden können. Dazu wurde Ende 2006 ein angepasstes „Flutungs- und Behandlungskonzept 2006“ vom Wissenschaftlern und Technikern formuliert, abgestimmt und zur Umsetzung auf den Weg gebracht.

Bereits Im Jahre 2005 hat die LMBV Gespräche mit dem Freistaat Sachsen aufgenommen, um zu klären, welche Bergbaufolgeseen von Sachsen übernommen werden. 2006 wurden diese Verhandlungen weit vorangetrieben und voraussichtlich alsbald einer Lösung zugeführt. Aus Brandenburg kamen 2006 ebenso positive politische Signale, so dass im Frühjahr 2007 mit den konkreten Verhandlungsgesprächen begonnen werden konnte.

Die Braunkohlesanierung hat auch die in sie gesetzten beschäftigungspolitischen Erwartungen erfüllt. Mehrere tausend Menschen haben 2006 in und mit der Bergbausanierung eine anspruchsvolle Beschäftigung gefunden. Insgesamt lag die aus Bergbausanierung resultierende Gesamtbeschäftigungswirkung im Jahresdurchschnitt bei 4.700 Arbeitsplätzen (2005: 5.000).

In der LMBV selbst waren zum Jahresende 2006 noch 616 Ingenieure, Immobilienwirte und Kaufleute (31.12.2005: 681) an fünf Standorten beschäftigt (2007: Konzentration auf zwei Standorte, um auch künftig wirtschaftlich und effizient zu wirken). Zu dieser Zahl kamen noch 132 LMBV-Auszubildende hinzu (31.12.2005: 170). Trotz weiter rückläufiger Beschäftigtenzahlen hat das Unternehmen auch im Jahr 2006 wieder Jugendliche erfolgreich ausgebildet. 25 neue Ausbildungsplätze wurden im Laufe des Jahres 2006 besetzt.

Der LMBV-Chef zog abschließend das Fazit: „Die Braunkohlesanierung ist, wie die bisher erzielten Fortschritte veranschaulichen, eine wirksame Investition in die Zukunft, erhalten doch damit die ehemaligen Braunkohleregionen ökologisch nachhaltige und ökonomisch chancenreiche Perspektiven.“

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  • Quelle: /red | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 30.05.2007 - 20:42Uhr | Zuletzt geändert am 29.04.2020 - 18:00Uhr
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