Am Frauentag danach
Zittau, 9. März 2007. "Existenzgründung – Risiko oder Chance?" war das Thema einer Gesprächsrunde, zu der die Zittauer FIO-Vorsitzende Martina Mehnert anlässlich des Frauentages geladen hatte. Neben einigen Jungunternehmerinnen, deren Existenzgründungen meist in einem Zusammenhang mit dem FIO e.V. stehen, war auch Elke Pratsch, Gleichstellungsbeamte im Landratsamt Löbau-Zittau gekommen. Sie nutzte die Gelegenheit, Martina Mehnert aus Anlass der Internationalen Frauentages für Ihr Engagement zu danken.
Szenarien für Jungunternehmerinnen beim FIO e.V.
In einem Eingangsstatement gab der Unternehmensberater Thomas Beier einen Einblick in seine Erfahrungen aus der Begleitung von Existenzgründerinnen. Oft würde der Umgang mit Risiken unzureichend gemanaged, weil diffuse Ängste im Vordergrund stünden. Zwar sei stets ein "worst case"-Szenario zu entwickeln, um bei schwierigem Geschäftsanlauf "mit einem blauem Auge" davon zu kommen, andererseits hätten oft jene Gründerinnen Erfolg, die Risiken gar nicht wahrnähmen.
Aber Risiken seien nur eine Seite der Medaille, vor allem sollten die Chancen genutzt werden. Dazu sei immer wieder großer persönlicher Einsatz nötig, der viel Unterstützung und Toleranz durch die Familie erfordere. Der Aufwand, Kunden für sein Geschäft zu gewinnen, so Beier, werde regelmäßig unterschätzt. Der Einschätzung des Unternehmensberaters nach werde es für „Einzelkämpfer“ immer schwieriger, tragfähige Umsätze zu erzielen.
Die nachfolgende Diskussion legte schnell offen, dass er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Die enormen nötigen Aufwendungen für das Marketing seien das größte Manko der Gründerinnen. Das werde verstärkt durch die vergleichsweise geringe Förderung, die Existenzgründer mit Hartz-IV-Hintergrund erhielten, waren sich die betroffenen Gründerinnen einig.
Eine gewaltige Hürde tue sich auch bei der Einstellung erster Mitarbeiter auf. Der damit verbundene Kostensprung sei - trotz Lohnkostenförderungen - kaum realisierbar. Mit neuen Arbeitsplätzen sei oft der Auszug aus dem häuslichen Arbeitszimmer im neue Geschäftsräume verbunden, wodurch – als gemeinhin kaum wahrgenommenes Szenario – zusätzliche Kosten entstünden.
Katja Hanke, Inhaberin des "Zittauer Hofs", berichtete über Erfahrungen mit Mitarbeitern und lobte ihre Lehrlinge. Hannelore Rudolph, die den weiten Weg aus Neu-Krauscha nach Zittau nicht gescheut hatte, betreibt einen Büroservice und sucht die Gelegenheit zum Gedankenaustausch. In der gleichen Branche ist Arite Ebert aus Zittau tätig. Ihre Erfahrung ist es, dass die Anlaufphase bis zur Tragfähigkeit des Geschäfts länger dauert, als sie erwartet hat. Heike Küchler ist Online-Händlerin in Zittau, sie musste Ihre Geschäftsidee nach einem halben Jahr noch einmal umstricken, weil der Wettbewerb hart zuschlug. Weitere Teilnehmerinnen stellten ihre Erfahrungen als Informatikerin und Altenpflegerin vor.
Das Ergebnis des Gedankenaustauschs geht über das übliche "gut, dass wir mal darüber geredet haben" hinaus. Im Rahmen einer Werbegemeinschaft und später vielleicht sogar von Genossenschaften wollen die Frauen ihre Kräfte bündeln, um im Markt besser wahrgenommen zu werden. Das traf genau den Nerv von Elke Pratsch, die ihre Unterstützung zusagte. Der FIO e.V., so Martina Mehnert, sei für die Frauen auf jeden Fall auch zukünftig ein Ansprechpartner. "Wir verstehen uns längst nicht mehr als Frauenverein, sondern realisieren wirtschaftsnahe Projekte, die Menschen in traditionelle oder alternative Beschäftigungsformen - als zukünftige Arbeitgeber oder als Arbeitnehmer - bringen sollen", fasste sie das Anliegen der FIO zusammen.
Dieses Anliegen verfolgt sie mit Erfolg, wofür das Netzwerk – das sie im Laufe der Jahre mit Förderstellen und Experten gesponnen hat – eine wichtige Grundlage ist.
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- Quelle: TEB | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 09.03.2007 - 23:36Uhr | Zuletzt geändert am 18.01.2022 - 14:34Uhr
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