Landskron verschlechtert Frauenquote in der Geschäftsleitung

Görlitz, 24. Februar 2015. Nun ist es amtlich: Die Noch-Geschäftsführerin Katrin Bartsch verlässt zu Ende März die Landskron Brau-Manufaktur. Über die Trennung, der divergierende Ansichten über die künftige Unternehmensstrategie zugrunde liegen, erfolgt nach Angaben des Unternehmens im Einvernehmen mit den Eigentümern der Dr. Lohbeck Unternehmensgruppe, zu der die Görlitzer Traditionsbrauerei gehört. Nachfolger wird ein Mann: Der 55-jährige Manfred ten Bosch, der - mit einer Pause dazwischen - von Feldschlösschen in Dresden kommt.

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Was braut sich bei Landskron für die Zukunft zusammen?

Die studierte Betriebswirtin Katrin Bartsch arbeitet seit 17 Jahren in der Landskron Brauerei, zunächst als Controllerin. 2007 wurde sie Geschäftsführerin für Verwaltung und Controlling, 2009 schließlich Hauptgeschäftsführerin mit den zusätzlichen Bereichen Vertrieb und Marketing. Braumeister Matthias Grall ist seit 2007 Geschäftsführer und zuständig für Produktion und Technik.

Bartsch hatte das Sortiment der im Jahr 2006 von der Dr. Lohbeck Unternehmensgruppe erworbenen Brauerei um etliche Biersorten, Fassbrause und Likör erweitert. Als Antwort auf die wachsende Herstellerkonzentration im Biermarkt und den Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauches hat Bartsch für die Brauerei die Bereiche Tourismus und Kultur ausgebaut. Hinzu kam ebenfalls die aus der Getränkevertrieb Rothenburg GmbH (gegründet 1993), die auch ein Unternehmen der Dr. Lohbeck Gruppe ist, Anfang 2012 hervorgegangene Getränkevertrieb Neißeland GmbH mit ihren Böckelbart-Getränkemärkten (neun eigene und zehn Partnermärkte).

Unter diese Tätigkeit muss Karin Bartsch nun einen Schlussstrich ziehen. "Die Landskron Brau-Manufaktur und die Eigentümerfamilie Heidrun und Dr. Rolf Lohbeck bedanken sich bei Katrin Bartsch für ihre Leistung und ihren unermüdlichen Einsatz für das Unternehmen und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute“, bedient sich der Generalbevollmächtigte Markus Schoebel der für solche Situationen üblichen Floskel.

Bereits am 1. März 2015 steigt Manfred ten Bosch als Geschäftsführer Marketing/Vertrieb bei Landskron ein. Der den Gaumenfreuden zugetane Manager, dem auch eine gehörige Portion Humor nachgesagt wird, war zuletzt Berater, davor Vorstand für Marketing und Vertrieb bei der Brauerei Feldschlößchen Dresden und zuvor mehr als 20 Jahre im Holsten/Carlsberg Konzern - von 2004 bis 2011 das Mutterunternehmen von Feldschlößchen - tätig. Feldschlößchen musste ten Hagen nach der Übernahme durch eine Holding mit Sitz in Frankfurt (Oder), zu der auch das Frankfurter Brauhaus gehört, verlassen. Für Kultur hat ten Bosch einen Nerv, so war er von 2008 bis 2013 Vorsitzender des Förderforums der Staatsoperette Dresden e.V., gehört zu den Initiatoren des Dresdner Operettenballs und unterstützte beispielsweise das Dresdner Dixieland-Festival mit speziellen Feldschlößchen-Bieretiketten.

Kommentar:

Wenn eine erfahrene und in der Region wie in der Branche anerkannte Geschäftsführerin ihren Hut wegen Differenzen hinsichtlich der strategischen Unternehmensausrichtung nimmt, muss etwas arg im Argen liegen. Hat sich die Brauerei mit Ihrer Diversifikationsstrategie verzettelt? Ist die Premium-Markenstrategie in Verbindung mit der Manufaktur-Herstellung bei den Biertrinkern im heimischen Vertriebsgebiet und darüber hinaus angekommen? Wie stark belastet der Preisdruck die Görlitzer Traditionbrauerei, in der noch immer das offene Gärverfahren gepflegt wird?

Wir werden sehen, wie ten Bosch die Herausforderungen der Zukunft, die vor den Görlitzer Bierbrauern stehen, angeht. Erfahrung und Connections bringt er zweifelsohne ebenso mit wie Verständnis für die lokale Kulturwirkung einer Brauerei - das hat er in seiner Zeit bei Holsten in Neumünster und bei Feldschlösschen in Dresden bewiesen.

Thomas Beier

Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Eine gute Wahl!?

Von Insider am 25.02.2015 - 09:42Uhr
Ob die Besetzung mit einem langjährigen Konzernangestellten, der vorwiegend Konzern- und Billigbiere (z.B. "Holsten knallt am Dollsten") vermarket hat, eine gute Wahl ist, das wird sich schon recht bald herausstellen.

Sowohl Unternehmenskultur als auch Positionierung stehen im krassen Gegensatz zueinander - kein Platz für Konzerngehabe und Standesdünkel.

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  • Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 24.02.2015 - 14:37Uhr | Zuletzt geändert am 24.02.2015 - 22:13Uhr
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