"Flop-Bezirk" Görlitz

Görlitz, 3. Mai 2010. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club e.V. ist ein großer Verein. Sein offizielles Mitteilungsblatt ist die Motorwelt, die monatlich in mehr als 13 Millionen Exemplaren erscheint und der man deshalb eine gewisse Macht im Markt der Meinungen zubilligen darf. In der Aprilausgabe widmet sich auch die Motorwelt mit dem Cabriolet einem Thema, das seit einiger Zeit durch den Blätterwald rauscht.

Anzeige

Cabrio alleine macht auch nicht glücklich

Nun kann man das Fahren ohne Autodach lieben oder hassen, das ist jedem seine Sache und auch die seines Geldbeutels.

Aber dem ADAC in Gestalt der Motorwelt scheint das Thema willkommen, um zu zeigen, wo es "Top" und wo es "Flop" ist im einig Vaterland.

So wird auf Seite 22 Deutschland kurzerhand in "Top-Bezirke" und in "Flop-Bezirke" eingeteilt. Einziger Indikator dafür ist der Anteil von Cabrios an neu zugelassenen Fahrzeugen.

Westen "Top", Osten "Flop"

Als ob die Leistungs-, Wohlstands- und Spaßgesellschaft in den Spiegel schaut sind auf den obersten Plätzen der "Top-Bezirke" Starnberg, Baden-Baden (Stadt), der Hochtaunuskreis und die Stadt München, wo auch der ADAC seinen Sitz hat, zu finden.

Die schlimmsten "Flop-Bezirke" bringen es laut Motorwelt bei den Neuzulassungen im Schnitt nur auf ein Sechstel oder gar Achtel der Cabrio "Top-Bezirke" Auf den hintersten Flop-Plätzen finden sich die Uckermark, Görlitz, Uecker-Randow und Demmin.

Nun mag es "Top" sein, wenn im Nobelland jeder sechste oder gar achte Neuwagen als fesches Cabriolet daherkommt, aber gleich ganze Landstriche als "Flop-Regionen" abbürsten, weil die Menschen schlicht und ergreifend ganz andere Prioritäten haben, als über den Fahrtwind zu palavern?

Gefloppt hat da eher der Schreiber des Beitrags.

Ihr Hobby-Ethnologe Fritz R. Stänker

P.S.:
Man stelle sich vor, im Osten wäre der Cabrio-Anteil höher als im Westen - der Solidaritätszuschlag wäre schneller abgeschafft als die Milliarden für Griechenland genehmigt.

Mehr:
13.09.2019: Wohlstandsoasen in Deutschland und ihre Folgen

Kommentare Lesermeinungen (3)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Wer floppt?

Von Ernst am 04.05.2010 - 20:07Uhr
Der Herr Stänker hat den Finger schon in die richtige Wunde gelegt: "Flopp-Region" erweckt den Eindruck, dass die Menschen hier nichts leisten. Aber aufbauschen muss man das nun auch wieder nicht.

Cabrio und Sektsteuer

Von Fritz R. Stänker am 04.05.2010 - 11:12Uhr
Hallo Herr Schwiebert,

ich denk halt schon, dass Cabrio-Fahren was mit Wohlstand zu tun hat und der Solizuschlag abzuschaffen wäre, wenn es den neueren Bundesländern gut geht.

Aber Sie haben sicherlich Recht: Wenn es so weit ist, dass der Solizuschlag abgeschafft werden könnte, wird man ihn zu Gunsten ärmerer Regionen in Ost wie West erhalten. Vater Staat hat meines Wissens noch nie auf Einnahmequellen ohne Ausgleich verzichtet.

Wenn Sie es allerdings schaffen, beim Finanzamt ein Cabrio als Firmenfahrzeug durchzubekommen, haben Sie eine glänzende Karriere als Steuerberater vor sich.

Für alle, denen es schwer fällt, um ein paar Ecken zu denken: Die Sektsteuer wurde einst eingeführt, um die kaiserliche Kriegsmarine zu finanzieren. Prosit!

Das Cabrio als Demografieförderungsfaktor - der Gedanke gefällt mir! Dann müssten die Hersteller besser mitdenken und wieder Autos bauen, die vorn statt Einzelsitzen eine durchgehende Sitzbank haben. Und die Klimaaktivisten müssten sich zurückhalten, damit die Sommernächte noch lauer werden...

Ich gönne jedem sein Cabrio, der es sich leisten kann. Wogegen sich mein Artikel aber richtet ist, eine Region wie Görlitz, wo aus unterschiedlichen Gründen besonders wenig Cabbrios gekauft werden, deshalb insgesamt als "Flop-Region" zu bezeichnen.
An anderen Stellen ist Görlitz nämlich top!

Herzlichst,

Ihr alter Fritz

Soli-Zuschlag und Sektsteuer

Von Hermann Schwiebert am 03.05.2010 - 17:26Uhr
Zum Thema Cabrio habe ich auch einen Artikel gebloggt:

http://www.hermann-schwiebert.de/goerlitz/allgemeines/2010/mit-dem-cabrio-durch-die-natur/

Natürlich hat Cabriofahren an sich nichts mit dem Geldbeutel zu tun. Es ist einfach wie Motorradfahren. Auch da gibt es schwere Maschinen und eben kleinere. So wie sich nicht jeder eine Harley kaufen will oder mag, kann auch nicht jeder mit einem SLK daher kommen.

Dennoch ist auch mir aufgefallen, dass an meinem früheren Wohnort Nähe Hamburg mehr Cabrios anzutreffen waren als hier in Görlitz. Das liegt aber wohl nur zum Teil am Geldbeutel. Fahrzeuge der Oberklasse werden natürlich dort zugelassen, wo die Käufer den Kaufpreis bezahlen können. Und das ist im Speckgürtel um Hamburg, in Baden-Baden oder München nun mal eher der Fall als in Görlitz.

Das hat nichts mit Häme zu tun, es ist eben wie es ist. Wobei ein großer Anteil dieser Fahrzeuge nicht bezahlt sind, sondern sie sind als Firmenfahrzeug geleast worden. Das Kriterium gibt die ADAC-Statistik ja nun nicht her.

Viel entscheidender für und wider Cabrio mag meines Erachtens aber auch die Diebstahlrate hier in Grenznähe sein. Ein Cabrio kann ich eben nicht so absichern wie ein geschlossenes Fahrzeug. Auf jeden Fall ist Cabriofahren nicht teurer als die Anschaffung einer Limosine.

Lieber Hobby-Ethnologe Fritz R. Stänker, ich mag Ihre Berichte und Ihre Kommentare. Sie treffen oftmals meinen Nerv, der meinem Kopf befiehlt, zustimmend zu nicken. Was Sie sich aber dabei gedacht haben mögen, Cabriofahren mit dem Soli-Zuschlag zu vermengen, erschließt sich mir nicht. Da kann ich nur vermuten, dass Sie um sechs Ecken gedacht haben: Führen hier mehr Cabrios, wäre der Flirtfaktor größer. Das könnte dem Land Sachsen einen enormen Bevöllkerungszuwachs bringen. Wenn die dann alle für den Aufschwung in Sachsen sorgen, bräuchte es den Soli-Zuschlag nicht. So müssen Sie gedacht haben als Hobby-Ethnologe. Nur, auch da haben Sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Ich als Hobby-Philosoph sage Ihnen: Der Soli-Zuschlag wird niemals abgeschafft werden - wie die Sektsteuer. Es gibt längst keinen deutschen Kaiser mehr, auch keine kaiserliche Marine. Und Wilhelmshaven hat kaum noch Marine in seinen Mauern. Aber die Sektsteuer, die gibt es noch.

Herzliche Grüße

Hermann Schwiebert

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: Fritz Rudolph Stänker
  • Erstellt am 03.05.2010 - 12:30Uhr | Zuletzt geändert am 13.09.2019 - 08:01Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige