“Lauter Daumen” für Mikrokosmos23 und Adolar

Zittau. Die Besucher des Mosquitos in Zittau bekamen am Sonnabend nicht nur die Musik von Mikrokosmos23 und Adolar auf die Ohren - auf die Augen bekamen sie auch den Beginn einer wunderbaren Musikerfreundschaft.

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Musiker-Liebe auf den ersten Blick

Gitarrenriffs schmettern trotzig krachend durch den kleinen Saal. “Die Gitarre muss brutal klingen”, hat Peter, Sänger und Gitarrist von Mikrokosmos23, nach den ersten Liedern den Techniker des Mosquitos lächelnd ermahnt. Der Spaß an ihrer Musik steht den vier Jungs ins Gesicht geschrieben. Dennoch: volle Konzentration auf der Bühne. Vor dieser nicken eifrig einige Köpfe zum Takt, tappen Füße auf den Boden. Es ist schade, dass trotz der guten Bands das Mosquito nicht als voll bezeichnet werden kann. Aber ganz am Rand stehen ein paar junge Herren und rocken begeistert zu Mikrokosmos23 was das Zeug hält: Adolar - die andere Band, die heute schon auf der Bühne stand. So richtig kennen gelernt haben sich die zwei Bands erst vor ein paar Stunden aber “Es war fast wie Liebe auf den ersten Blick”, erzählt der Sänger von Adolar Backstage nach dem Konzert,

Als Mikrokosmos23 machen die Jungs seit 2004 zusammen Musik. “Erst haben wir noch ganz schlimme Musik gemacht von stumpfem Punkrock zu Spaßpunkrock à la die Ärzte - heute lassen wir uns eigentlich schwer in eine Schublade einordnen. "Wenn man sagt, wir machen Emo, dann denken immer gleich alle an “My Chemical Romance”, sagt man, wir machen Punkrock, wäre das auch nicht ganz richtig. Ich sage immer wir sind irgendwo dazwischen, zwischen laut und leise und dann auch wieder ganz für uns”, erklärt Schlagzeuger Tom im Interview. Egal, was man über Mikrokosmos23 liest oder hört, immer kommen Vergleiche zu Bands wie Turbostaat, Escapado oder Muff Potter. Aber wie geht man als junger Künstler damit um, so oft mit anderen verglichen zu werden? “Ich denke, wenn man versucht eine neue Band musikalisch einzuordnen, dann ist das immer sehr schwer ohne irgendwelche Parallelen zu ziehen und von daher ist es ja schon rühmlich mit Bands verglichen zu werden, über die wir z.T. erst in die Musik reingerutscht sind”, erzählt der Schlagzeuger weiter. Die vier Jungs kommen alle aus Meißen, obwohl sie mittlerweile durch Studium oder Zivildienst dort eher selten zusammen anzutreffen sind. Trotzdem bleibt Meißen sehr wichtig für Mikrokosmos23: “Ich glaube die Stadt hat uns auch geformt. Besonders am Anfang war die Musik für uns eine Art Flucht aus der Kleinstadt-Öde.”

In ihrer Zeit als Band sind Mikrokosmos23 schon das dritte Mal in Zittau zu Gast. Nun ist Zittau nicht gerade eine Großstadt, aber ihre Konzerte fanden bisher immer viele Zuhörer, darum wollten die Vier unbedingt wieder hier spielen. Auch auf ihrer aktuellen Tour “Auf der Suche nach der Zeit” sei die Resonanz bisher sehr gut gewesen. Selbst in den kleinsten Orten kam unter der Woche ein “gutes Gefühl” auf, berichtet Tom weiter. Deswegen haben sie sich für 2009 neben der obersten Priorität - der Aufnahme ihrer neuen LP - vorgenommen, noch auf vielen Konzerten zu spielen und im Juni wieder auf Tour zu gehen. Und das mit niemandem Geringeren als Adolar.

Wie beste Musikerfreunde aus Uraltzeiten wirken die Jungs schon während sie dem Auftritt des jeweils anderen begeistert lauschen. Vor allem aber nach der Show im Backstage wird man den Eindruck nicht los. Adolar Frontmann Tom zeigt mit seinem neuen Shirt die Flagge von Mikrokosmos23, ein reges Geplauder erfüllt die knallgrüne Backstage-Oase, ab und an hört man gemeinschaftlichen Singsang. Und immer wieder schallen “Lauter Daumen”-Rufe durch den Raum - begleitet von polternden Lachern der Bandjungs. Wer den Hintergrund nicht kennt, würde denken “Lauter Daumen” sei ein Musikerwitz aus vergangenen gemeinsamen Tour-Zeiten. Doch dem ist nicht so. “Lauter Daumen” ist nicht älter als wenige Stunden. Zwar hatten sich die Bands bereits gemailt, aber erst im Zittauer Mosquito stand man sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der Sänger von Adolar, der ebenfalls Tom heißt, erzählt: “Wir haben uns gesehen, liefen aufeinander zu und plötzlich waren einfach alle Daumen nach oben gerichtet - ich glaube das ist der Beginn einer ganz großen Musikerfreundschaft.”

Adolar und Mikrokosmos23 liegen offensichtlich auf einer Wellenlänge, vor allem musikalisch. Auch die Musik von Adolar lässt sich keiner Schublade zuordnen, am ehesten trifft es wohl noch eine Mischung aus Post Punk und Indie. “Wir haben vorher alle in 1000 verschiedenen Bands gespielt. Ich sag immer Adolar ist der finale Zusammenschluss des Ganzen. Wir waren zusammen im Proberaum und das hat sich einfach gut angefühlt. Für mich heißt Adolar immer noch die Seele baumeln zu lassen, mit meinen Freunden rumzuhängen und Musik zu machen” schwärmt Sänger und Bassist Tom. Die vier Jungs aus der Altmark machen gerade mal seit Januar 2008 zusammen Musik, vor einigen Tagen gab es die Releasefeier zu ihrer ersten LP “Planet rapida“. Tom: “Dafür haben wir uns fast einen ganzen Monat im Sommer Zeit genommen. Alle sind ganz braun geworden, nur wir waren käseweiß, weil wir nur im Proberaum waren. Aber jetzt sind wir voll stolz darauf!”

Die LP der vier Jungs von Adolar gibt es nur auf Vinyl, weil das bei ihrem Plattenlabel “unter-durchschnitt Schallplatten” so üblich sei. Erst ihr Album würde dann als CD erscheinen. Aber Schallplatten werden die Zeit der CDs überleben ist sich der Adolar-Sänger sicher, als er schwärmt: “Ich hab jetzt bei meiner Mutter daheim die Platte eingelegt und dann sah man sie da laufen und es kam unsere Musik und das war schon total beeindruckend.” Auch Mikrokosmos23 setzen auf das gute alte Vinyl. Ihr aktuelle LP “Als wir jung waren ist jetzt” kann man zwar seit Januar auf CD bekommen - als Schallplatte gibt es sie aber schon viel länger und wird im Backstage stolz herumgezeigt.

So klingt der Abend oder die Nacht im Mosquito mit viel Spaß, Plaudereien und Party aus. Das ist ja auch das schöne an gemeinsamen Konzerten. Oder wie Schlagzeuger Tom von Mikrokosmos23 es ausdrückt: “Mit wem wir mal gern zusammen spielen wollen? Hm. Also an realistischen Sachen ist das schon immer toll, wenn man mit so total sympathischen und großartigen Bands unterwegs ist. Wie zum Beispiel Girolamos Walk, Planke, Captain Planet, Matula oder eben Adolar.”

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Im Mosquito Mikrokosmos23 und Adolar Im Mosquito
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  • Quelle: /Romy Ebert | Fotos: /Romy Ebert | Update 0903030101
  • Erstellt am 02.03.2009 - 17:03Uhr | Zuletzt geändert am 03.03.2009 - 00:58Uhr
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