Literarisches Urgestein kommt

Görlitz-Zgorzelec. Anlässlich eines Ausstellungs-Projektes der Galerie Klinger, in dem künstlerische Arbeiten zum Schaffen von Reiner Kunze gezeigt werden, liest der Schriftsteller unter dem Titel „so reicher fang im leeren korb“ Lyrik und Prosa.

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Reiner Kunze stellt aus und liest

"Man muss diese Prosa langsam lesen, langsam einatmen ... um die Satire zu bemerken ... Vielleicht wäre die Formulierung angebracht: Kunze stellt die Wirklichkeit, die ihm in die Falle geht", schrieb Heinrich Böll über Reiner Kunzes wohl bekanntesten Prosaband "Die wunderbaren Jahre".

Reiner Kunze, geboren 1933, wurde 1977 aus der DDR ausgebürgert und lebt seitdem an der Donau in der Nähe von Passau. Er erhielt zahlreiche in- und ausländische Literaturpreise, u.a. den Georg Büchner-Preis. Seine Lyrik und Prosa wurden in dreißig Sprachen übersetzt.

Der Sohn eines Bergarbeiters studiert nach dem Schulabschluss Philosophie und Journalistik in Leipzig. Bis 1959 ist er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Leipzig. Nach schweren politischen Angriffen verlässt Reiner Kunze 1959 vor der geplanten Promotion die Hochschule und schlägt sich mit unterschiedlichsten Arbeiten durch. Es folgen diverse Aufenthalte in der Tschechoslowakei mit ersten Übersetzungen. Seit 1962 lebt Kunze als freiberuflicher Schriftsteller in Greiz/Thüringen. In den folgenden Jahren werden Kunzes Publikationsmöglichkeiten zunehmend erschwert.

Am Tag der Zerschlagung des "Prager Frühlings" 1968 gibt Reiner Kunze sein Parteibuch zurück, was den Ausschluss aus der SED nach sich zieht. Öffentliche Lesungen sind kaum noch möglich. Kunze veröffentlicht zunehmend in bundesdeutschen Verlagen. Nach der Veröffentlichung des Prosabandes "Die wunderbaren Jahre" 1976 in einem bundesdeutschen Verlag kommt es zum endgültigen Bruch mit der DDR-Regierung. Der Prosaband beschreibt in Momentaufnahmen den Alltag der DDR-Jugend, die zu Anpassung und Gehorsam erzogen wird. Kunze wird daraufhin aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleichkommt.

Er schließt sich dem Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann an. Im Jahr 1977 erfolgt Kunzes Ausreise und Übersiedlung in die Bundesrepublik zusammen mit seiner Familie. Nach der politischen Wende reist Kunze 1990 zum ersten Mal seit 1977 in seine frühere Heimatstadt Greiz. Anschließend schreibt er die Dokumentation "Deckname Lyrik", die in Auszügen seine im Verlauf von 25 Jahren aufgezeichneten Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) wiedergeben.

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Die Gemeinschaftsveranstaltung der Galerie, der Stadtbibliothek und der „Freunde der Stadtbibliothek Görlitz“ e.V. beginnt um 18 Uhr. Eintritt 6,- €, ermäßigt 3,- € für Schüler und Studenten. Im Anschluss an die Lesung wird die Ausstellung eröffnet.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 21.06.2007 - 21:28Uhr | Zuletzt geändert am 21.06.2007 - 21:55Uhr
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