Nostitz? Ach dieser...

Pirna | Landkreis Görlitz, 20. April 2015. Jänkendorf / Němske Jenkecy ist heute ein Ortsteil von Waldhufen im Landkreis Görlitz. Ungefähr 20 Autominuten südwestlich liegt Nostitz. Was verbindet die beiden Orte?

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Remember: Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänckendorf

Zugang findet sich über den fast vergessenen Sozialreformer Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänckendorf, dessen 250. Geburtstag am 21. April 2015 ansteht. Daran erinnern die Stiftung Sächsische Gedenkstätten, das Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e.V., das Kuratorium Altstadt Pirna e.V. und der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Im Festsaal des Landratsamtes Pirna soll mit einer Festveranstaltung an den sächsischen Konferenzminister Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänckendorf erinnert werden. Den Ablauf der Veranstaltung, an der sich die Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Barbara Klepsch sowie der Präsident der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften, Dr. Steffen Menzel, beteiligen, ist auf der Homepage der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein zu finden.

Wer war dieser Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänckendorf?


Muss man jetzt nicht gewusst haben: Am 21. April 1765 im Schloss See bei Niesky geboren, gehört Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Jänckendorf zu den weitgehend vergessenen Persönlichkeiten der sächsischen Geschichte. Dabei prägte er in zahlreichen Funktionen und Ämtern die Entwicklung Sachsens im frühen 19. Jahrhundert, vor allem auf sozialpolitischem Gebiet. Als Angehöriger eines der ältesten Lausitzer Adelsgeschlechter machte er nach seinem Studium in Leipzig rasch Karriere. Er wurde Landesältester des Markgrafentums Oberlausitz, Domherr in Merseburg, Präsident der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften und von 1809 bis 1831 war er sächsischer Konferenzminister.

Schon früh erkannte Nostitz den sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandel Sachsens, das bereits erste Schritte in Richtung Moderne tat, und die damit verbundenen negativen Folgen. In all seinen Ämtern setzte er sich, aus religiös-humanistischer Überzeugung, für die Armen und Hilflosen ein. So veröffentlichte er 1801 in Görlitz einen "Versuch über Armenversorgungsanstalten in Dörfern", in dem er Ideen für eine bessere Versorgung verarmter Menschen vorstellte. Schon früh erkannte er darin den Wert der Bildung für die Gesellschaft: "darum giebt gut Volkserziehung im Allgemeinen ein sicheres Mittel gegen überhandnehmende Verarmung.“

Sein Wirken blieb nicht nur theoretischer Natur. 1794 ließ er auf seinem Rittergut Oppach ein Armenhaus und ein Schulgebäude errichten. Am nachhaltigsten war sein Engagement als Vorsitzender der Kommission für die Landes-, Straf- und Versorgungsanstalten im Königreich Sachsen. Er setzte die Trennung von Strafgefangenen und Menschen mit psychischen Erkrankungen durch, die bis dahin unter erbärmlichsten Umständen ihr Leben in Zuchthäusern fristen mussten. Im Ergebnis seiner Bemühungen konnte 1811 in Pirna-Sonnenstein eine der ersten staatlichen Heilanstalten für psychisch erkrankte Menschen in Deutschland eröffnet werden, die zu einer der prägendsten Einrichtungen für die frühe Psychiatrie in Europa werden sollte. Dem Sonnenstein blieb er zeitlebens verbunden.

Nostitz' Humanismus drückte sich auch auf andere Weise aus. Schon seit seiner Jugend war er literaturbegeistert und zählte 1786 in Dresden zum Bekanntenkreis Friedrich Schillers. Er selbst veröffentlichte unter dem Pseudonym Arthur vom Nordstern zahlreiche Gedichte und fertigte auch deutsche Übersetzungen von Lord Byrons Werken an. Als Vorsitzender der Landesloge Sachsen setzte er sich für die Verbreitung humanistischer Ideale ein.

Am Ende seiner politischen Karriere stand sein Mitwirken an der Erarbeitung der sächsischen Verfassung von 1831, die dem Königreich Sachsen eine konstitutionelle Grundlage gab und Herrschaftsrechte des Adels beschnitt. Im selben Jahr zog er sich aus dem politischen Tagesgeschäft zurück und verbrachte seinen Ruhestand auf seinem Oppacher Rittergut. Dort starb er im Alter von 71 Jahren am 15. Oktober 1836.

Prädikat: Hingehen!
Dienstag, 21. April 2015, 16 Uhr,
Festsaal des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge,
Schlosshof 2-4, 01796 Pirna.
Der Eintritt ist frei.

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  • Quelle: red | Abbildungen: SMWK
  • Erstellt am 20.04.2015 - 00:10Uhr | Zuletzt geändert am 20.04.2015 - 09:08Uhr
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