Decarboxylierung: Ein Leitfaden für Einsteiger

Decarboxylierung: Ein Leitfaden für Einsteiger

Görlitz, 10. Juni 2023. Trotz seiner wachsenden Beliebtheit muss die Öffentlichkeit noch viel über Marihuana lernen. Zum Beispiel verstehen nur wenige die chemischen Gründe, warum Cannabis vor dem Konsum erhitzt – oder decarboxyliert – werden muss. Wenn man eine Tüte rohes Gras konsumieren würde, kann man vereinfacht sagen, dass die Auswirkungen sehr gering wären. Durch die Decarboxylierung werden die wichtigsten Phytocannabinoide in Cannabis (THC und CBD) in aktive molekulare Formen umgewandelt, die die Neurotransmitter unseres Körpers beeinflussen können. Tatsächlich hätte Marihuana ohne Decarboxylierung nur wenige seiner medizinischen Eigenschaften.

Bild von Julia Teichmann auf Pixabay

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Decarboxylierung: Eine notwendige chemische Reaktion für Cannabis-Esswaren, Öle und mehr

In Deutschland dürfen bestimmte Hanfsamen legal erworben werden, wie beispielsweise CBD-Samen von Zamnesia. Der Anbau nicht feminisierter Hanfsorten erfordert allerdings eine spezielle Genehmigung. Der Anbau von Sorten mit einem hohen Anteil von THC ist generell verboten. Durch Erhitzen von Cannabis werden die darin enthaltenen Verbindungen aktiviert. Dabei werden saure Verbindungen wie Tetrahydrocannabinolsäure (THCA) zusammen mit einer Vielzahl anderer Cannabinoide in THC umgewandelt.


Wenn man Marihuana zu Esswaren verarbeiten will, müssen die Blüten zunächst decarboxyliert werden. So nahrhaft rohes Cannabis auch sein mag, so wenig bringt es therapeutische Vorteile mit sich.


Rohes Cannabis vs. decarboxyliertes Cannabis


Rohes Cannabis ist Pflanzenmaterial, das nicht getrocknet oder gehärtet wurde. Nach der Aushärtung findet ein kleiner Teil der Decarboxylierung statt. Der Rest findet statt, wenn das Pflanzenmaterial auf Temperaturen über 200 Grad Celsius erhitzt oder verbrannt wird.


Marihuana hat jedoch auch in seiner rohen, ungehärteten Form nützliche Funktionen. Vor der Aushärtung und Decarboxylierung liegen THC und CBD – die beiden aktivsten Cannabisverbindungen – als Säuren (THC-A und CBD-A) vor. Diese Säuren haben eine entzündungshemmende Wirkung, ähnlich wie Vitamine und Mineralien, die in anderen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind.


Würde man rohes Cannabis konsumieren, verwendet man entweder die frisch gepflückten Blätter oder Blüten. Rohes Marihuana kann im Kühlschrank genauso lange aufbewahrt werden wie Grünkohl oder Spinat. Es ist jedoch wichtig, das rohe Cannabis zu überwachen, da es zum Verwelken und Schimmeln neigt. Dies gilt insbesondere für dicht gepackte Blüten, die einen hohen Feuchtigkeitsgehalt aufweisen.


Wenn es nicht gestört wird, werden die aktiven Verbindungen in Cannabis mit der Zeit decarboxyliert. Die vollständige Decarboxylierung von THC-A und CBD-A in rohem Pflanzenmaterial würde jedoch Jahre dauern. Bei Hitzeeinwirkung werden die Verbindungen sofort decarboxyliert.


Was ist Decarboxylierung?


Der Begriff Decarboxylierung bezieht sich auf die chemische Reaktion, bei der eine Carboxylgruppe (COOH) von THC-A und CBD-A entfernt wird. Bei dieser Reaktion wird Kohlendioxid als Nebenprodukt freigesetzt. Um Marihuana zu decarboxylieren, muss man lediglich Wärme anwenden.


Vorteile der Decarboxylierung


Einer der häufigsten Fehler, die bei der Herstellung von Marihuana-Esswaren gemacht werden, besteht darin, das Cannabis nicht zu decarboxylieren. Wenn man Esswaren (Marihuana-Brownies, Kekse usw.) nicht vor dem Verzehr backen will, muss man einen Ofen verwenden, um das Pflanzenmaterial zu erhitzen und das aktivierte THC und CBD freizusetzen.


Warum man CBD-Sorten decarboxylieren muss


Man könnte meinen, dass eine CBD-Decarboxylierung unnötig ist. Warum sollte man eine Sorte decarboxylieren, die ohnehin nicht berauschend ist?


Da rohes Cannabis die Säureform von CBD (CBD-A) enthält, müssen CBD-Sorten erhitzt werden, um ihre aktiven Eigenschaften freizusetzen. Wie THC-A hat auch CBD-A seine gesundheitlichen Eigenschaften. Man geht davon aus, dass der Körper CBD-A nach dem Konsum von selbst in CBD umwandelt und abbaut.


Die Decarboxylierung von CBD erhöht seine Bioverfügbarkeit und macht mehr davon für die Körperzellen verfügbar. Allerdings müssen die Zellen härter arbeiten, um die Carboxylkomponente von CBD abzubauen. Außerdem geht bei der exothermen Reaktion ein Großteil des Wirkstoffs als Wärme verloren. Mit anderen Worten: Es wäre äußerst ineffizient, wenn der Körper CBD selbst abbauen würde.


Wird das Pflanzenmaterial einer ausreichenden Hitze ausgesetzt, wird CBD sofort decarboxyliert. Produkte wie CBD-Öle, CBD-Gummis oder andere CBD Nahrungsergänzungsmittel sind bereits decarboxyliert. Deshalb kann man sie in ihrem natürlichen Zustand konsumieren, ohne sie erhitzen zu müssen.


Die wichtigsten Cannabinoide und ihre Decarboxylations-Temperaturen


1. Cannabinoide
CBC: 220 °C
THC: 157 °C
CBN: 185 °C
THCV: 220 °C


2. Terpene
Myrcen: 165-168 °C
Limonen: 177 °C
Linalool: 198 °C
Alpha-Pinen: 156 °C


3. Flavonoide und Phytosterine
Beta-Sitosterol: 134 °C
Cannflavin A: 182 °C
Apigenin: 178 °C
Quercetin: 250 °C

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  • Erstellt am 10.06.2023 - 09:26Uhr | Zuletzt geändert am 10.06.2023 - 09:54Uhr
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