Havarie bei Spolchemie - Risiko für das Elbwasser

Aussig (Usti nad Labem). Die Abwasserpumpstation der Chemiefabrik "Spolchemie" (deutsch: "Chlorchemie") in Aussig (Tschechien) wurde durch Blitzschlag beschädigt. Bei Spolchemie wird Perchlorethylen hergestellt. Augenscheinlich besteht derzeit keine Gefährdung für Sachsen. Der Aussiger Chemiebetrieb befindet sich ca. 70 Kilometer von der sächsischen Grenze entfernt.

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Blitz beschädigt Abwasserpumpstation

Das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium wurde heute Mittag (Dienstag, 23. Mai) im Rahmen des Internationalen Warn- und Alarmplanes SOS Elbe über eine Havarie bei Spolchemie in Tschechien informiert. Demnach erhielten die tschechischen Behörden 11.45 Uhr die Meldung, dass heute 9 Uhr die Abwasserpumpstation des Unternehmens durch Blitzschlag beschädigt wurde. Dadurch würden Abwässer in die Elbe gelangen. Es handle sich um vorgeklärtes Abwasser, das einen untoxischen Farbstoff enthalte. Fischsterben wurde nicht festgestellt. An der Beseitigung der Havarie werde gearbeitet.

Das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie wird ab sofort an der Messstation Schmilka Rückstellproben entnehmen und untersuchen. Der Daphnientoximeter an der Messstation ist ständig in Betrieb. Bei den Daphnien handelt es sich um kleine Krebse, die als hervorragende Bioindikatoren gelten.

Hintergrund:

Die Abwasserreinigungsanlage von Spolchemie war mit deutscher Hilfe errichtet worden. Ende der neunziger Jahre hat Spolchemie - eines der größten chlorchemischen Unternehmen in der Tschechischen Republik - gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium und der Umweltbehörde Hamburg ein Projekt zur Reduzierung der Abwasserbelastung mit chlororganischen Verbindungen (insbesondere AOX, Haloether und verwandte Verbindungen sowie Hexachlor und verwandte Verbindungen sowie Hexachlorbenzol) an der Elbe realisiert. Grundlage waren Verträge zwischen Bundesumweltministerium, tschechischem Industrie- und Handelsministerium, Umweltbehörde Hamburg und Spolchemie.

Insgesamt wurden von Spolchemie in den Neunzigern umgerechnet rund 25 Millionen Euro in Umweltmaßnahmen investiert, u.a. in eine neue Sonderabfalldeponie und eine neue moderne Sonderabfallverbrennungsanlage sowie eine chemische Abwasserbehandlungsanlage für einzelne Produktionsabwässer. Mit Unterstützung der Umweltbehörde Hamburg wurden außerdem Maßnahmen zur drastischen Verminderung der Quecksilberbelastung durchgeführt.

Mit dem Bau der neuen biologischen Abwasserbehandlungsanlage wurde 1998 begonnen. Durch die offene und konstruktive Zusammenarbeit durch Spolchemie konnten damals deutsche Experten ihr Wissen, vor allem in der Planung, einbringen.


Mehr:
http://ec.europa.eu/research/news-centre/de/env/01-12-env02.html
http://www.spolchemie.cz/pr/dwn/pr_de.pdf

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  • Quelle: /SMUL /BMU
  • Erstellt am 23.05.2006 - 16:18Uhr | Zuletzt geändert am 24.10.2019 - 17:01Uhr
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