Was ist wichtig, wenn ich einmal alt bin?

Görlitz, 14. Oktober 2016. Von Thomas Beier. Görlitz gilt wieder - wie schon in Vorkriegszeiten - als das Pensionopolis Deutschlands. In der Tat finden hier Senioren günstige Rahmenbedingen: Erträgliche Einzelhandels-, Wohnungsmiet- und Dienstleistungspreise, eine Stadt mit viel Grün und intaktem Nahverkehr, viel Kultur und nicht zuletzt einer sehr gute medizinische Versorgung und viele Einrichtungen für Hochbetagte. Doch reicht das aus? Gut beraten ist, wer sich rechtzeitig Gedanken um seine "alten Tage" macht, denn die Ansprüche haben sich gewandelt.

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Drei Bereiche, in denen man sogar was tun kann

Dabei geht es aus meiner Sicht um drei große Themenbereiche, die Menschen im Alter ganz besonders wichtig werden:

1. Die Gesundheit

Es ist immer wieder faszinierend zuzusehen, wie Menschen ihre Gesundheit exzessiv gefährden oder ganz bewusst ruinieren. Dieses Handeln wider besseres Wissen ist wohl der beste Beweis dafür, wie schwach die Kraft der Vernunft ist. Für viele Leute gilt: Es wird schlichtweg zu viel geraucht, gesoffen und gefressen - und das bei zu wenig Bewegung, geschweige denn sportlicher Betätigung. Die Folgen kann jeder im Straßenbild beobachten, das immer mehr von enorm großen Konfektionsgrößen geprägt ist.

Seine Lebensgewohnheiten umzustellen ist allerdings, wie die Praxis zeigt, äußerst schwierig. Selbst wer gute Vorsätze fasst, wird von seinem sozialen Umfeld - man muss sagen: in aller Regel - daran gehindert, diese umzusetzen. "Iss doch mal was Richtiges!" oder "Komm, eine kannst Du noch rauchen!" sind Standardsätze und wer will schon im Kumpelkreis als Abstinenzler auffallen? Wer also gesünder leben will, für den ist oft eine Politik der kleinen Schritte ein guter Weg: Mal Fleisch weglassen, mehr Gemüse. Beim Einkauf auf die Nährwertangaben der Lebensmittel achten und als ersten Schritt beispielsweise alles mit mehr als fünf Prozent Zuckergehalt weglassen. Öfter selbst mit Grundzutaten kochen oder, als einfaches Beispiel, Ketchup aus Tomaten, Paprika und Gewürzen selber mixen. Das ist dann frisch und zuckerfrei, im Gegensatz zum Ketchup aus dem Supermarkt.

Ähnliches gilt in Bezug auf Rauchen und Alkohol: Wer nicht verzichten will, sollte reduzieren nach dem Prinzip: Nicht jetzt, ich kann ja später noch. Bewegung verschafft man sich am einfachsten durch Laufen: Warum nicht eine Bus- oder Straßenbahnhaltestelle eher aussteigen, statt dem Fahrstuhl die Treppe nehmen? Oder das Auto stehenlassen und mal mit dem Fahrrad zum Supermarkt fahren? Neben der gesunden Bewegung erlebt man dabei auch einen Entschleunigungseffekt und mehr direkte soziale Kontakte.

2. Die Mobilität

Wohl dem, der auch im hohen Alter noch gut zu Fuß ist oder mit dem Auto oder Fahrrad fahren kann. Erkrankungen und der Verschleiß des Bewegungsapparetes führen jedoch bei vielen älteren Menschen zu mehr oder weniger starken Mobilitätseinschränkungen.

Deshalb sollte man rechtzeitig, also solange man körperlich und geistig noch handlungsfähig ist, checken: Falls ich nicht mehr selbst fahren kann, wie gut sind öffentliche Verkehrsmittel von meiner Wohnung aus zu erreichen? Inwiefern ist meine Wohnung überhaupt altersgerecht? Sind die Türen breit genug für einen Rollstuhl, stören Türschwellen? Muss ich mich über mehrere Etagen bewegen können? Allerdings muss man als Konsequenz aus solchen Überlegungen nicht überstürzt umziehen, gibt es doch für viele Anforderungen technische Hilfen, die das Leben erleichtern und sogar ein Stück weit Spaß machen können, wenn man seine Situation annimmt! Ich denke daran, wie ich die "Wettfahrt" eines Seniorenpaares auf Elektromobilen zum Discouter beobachtet habe - die beiden hatten mehr Spaß als bei der Formel 1!

Während solche elektrischen Fahrstühle im Freien hilfreich sind, kommen im Haus, falls Treppen vorhanden sind, Treppenlifte oder - eher in öffentlichen Gebäuden - sogar Rollstuhllifte zum Einsatz. Die Auswahl eines Treppenlifts erleichtert ein Test, der vom Deutschen Institut für Service-Qualität vorgenommen wurde. Auch für die anderen technischen Hilfen für das Alter ist eine Internetrecherche gut geeignet, einen ersten Überblick zu gewinnen.

3. Die Finanzen

Die verbreitet drohende Altersarmut ist in aller Munde, doch dagegen getan wird viel zu wenig. Selbst die "Riester-Rente" ist nicht das Pantentrezept: Einerseits, weil sie zwar mit staatlicher Förderung lockt, im Grunde aber auf "sichere Anlagen" setzt, die damit nahezu zwangsläufig nicht sonderlich rentabel sind, andererseits oft genug Geringverdienern aufgeschwatzt wurde, die Mindestbeiträge einzahlen, damit aber später trotz Riester-Rente auf die Grundsicherung im Alter angewiesen bleiben - trotz jahrelanger Einzahlung ändern sich dann die finanzielle Situation im Alter gar nicht.

Für die meisten Arbeitnehmer bleiben die Handlungsmöglichkeiten in Bezug auf eine vernünftige Altersvorsorge eher gering. Sparen in der Niedrigstzinsphase führt bei anziehender Inflation zur Geldvernichtung, macht also nur Sinn, um eine gewisse Sicherheitsreserve aufzubauen. Wer es sich leisten kann, für den bleiben zwei Wege zur zusätzlichen Alterssicherung über das gesetzliche Rentensystem und die eventuelle Betriebsrente hinaus: Zum einen der Erwerb von Gütern, die ihren Wert behalten oder die im Wert steigen. Wer hier "auf das richtige Pferd setzt", kann mit Immobilien, Fahrzeug-Oldtimern, Edelmetallen oder beispielsweise Kunst seinen Reibach für das Alter machen. Zum anderen kann man überlegen, was im Alter einen monatlichen Einkommenszuschuss erzeugen könnte. Naheliegend sind hier Vermietungen, vor allem von Immobilien, aber auch Lizenzen. Für Unternehmer, die sich zur Ruhe setzen, könnten der Betriebsverkauf, das Halten einer Beteiligung oder ein Beratervertrag eine Rolle spielen.

Auf einen weiteren Bereich, der zum Vermögensaufbau und damit zur Altersvorsorge beiträgt, weist der Markersdorfer Finanzconsultant und Testamentsvollstrecker Rolf Domke, ein erfahrener Banker, hin: Aktien, Wertpapiere und Beteiligungen.

Fazit

Grundlage für strategische Überlegungen für das Alter ist es, die drei Lebensbereiche Gesundheit, Mobilität und finanzielle Absicherung nicht nur abzuchecken, sonder rechtzeitig Maßnahmen einzuleiten. Auch wer glaubt, sich ausreichend auszukennen, sollte sich in allen drei Bereichen rechtzeitig beraten lassen. Für Gesundheit und Finanzen ist das offensichtlich, denn wer hier das Heft in der Hand behalten will, muss langfristig denken. Jedoch auch in Bezug auf die Mobilität ist es sinnvoll, schon frühzeitig Beratung in Anspruch zu nehmen, damit man im Fall der Fälle nicht Handlungsdruck und dem Einfluss anderer Interessen ausgesetzt ist.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto Rollstuhlfahrer: klinkin / Sergey Klimkin, Foto Rollatoren: condesign, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 14.10.2016 - 07:09Uhr | Zuletzt geändert am 14.10.2016 - 08:59Uhr
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