Görlitz: Gedenken an Herbert Hupka

Görlitz, 1. Dezember 2015. Von Thomas Beier. Ich erinnere mich nur zu gut, wie es war, als in der "DDR" die Linkspartei-SED an der Macht war und man nur das Wort "Schlesien" in den Mund zu nehmen brauchte, um als Revanchist verunglimpft zu werden. Eine besondere Zielscheibe der Staatspropaganda war Dr. Herbert Hupka, damals unter anderem Präsident der Landsmannschaft Schlesien, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen und Pressechef beim Kuratorium Unteilbares Deutschland.

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Gesprächsrunde im Schlesischen Museum zu Görlitz

Bis zur politischen Neugestaltung Europas ab 1990 war Hupka ein kosequenter Ablehner der Oder-Neiße-Grenze und des Verzichts auf die im Zuge des Zweiten Weltkriegs unter polnische und sowjetische Verwaltung gekommenen Gebiete des ehemaligen Deutschen Reichs.

Um diese Haltung besser zu verstehen, ist der historische Hintergrund, dass am 7. Mai 1945 in Reims zwar die deutsche Wehrmacht militärisch, aber nicht die Reichsregierung kapituliert hatte, interessant (die in der "DDR" propagierte Kapitulation in Berlin-Karlshorst diente der Ratifizierung durch die Oberbefehlshaber). Am 5. Juni 1945 hatten die vier Alliierten dann mit ihrer Berliner Erklärung die Regierungsgewalt auf dem Gebiet des Deutschen Reichs in den Grenzen von 1937 übernommen. Dieser Zustand, bekannt als Viermächte-Status, blieb für "Deutschland als Ganzes" bis zur deutschen Wiedervereinigung zwischen der alten Bundesrepublik und der "DDR" am 3. Oktober 1990, die nur durch den Verzicht aus die ehemaligen Ostgebiete möglich wurde, bestehen.

Die 1990 neu entstandene völkerrechtliche Sitaution akzeptierte auch Hupka, er setzte sich in deren Folge für die deutsch-polnische Aussöhnung ein und kritisierte aufrechterhaltene Rückgabeforderungen.

Hupkas Lebenslauf ist spannend und ein Spiegelbild deutscher Geschichte: Geboren auf Ceylon - die Familie war wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs von den Briten interniert - wuchs er im schlesischen Ratibor (heute Racibórz) auf, wo er heute Ehrenbürger ist. Seine Mutter war als Jüdin nach Theresienstadt deportiert worden, er selbst wurde als Halbjude als "wehrunwürdig" aus der Wehrmacht ausgestoßen. Nach Kriegsende holte er seine Mutter aus Theresienstadt und gelangte über ein Lager für Displaced Persons nach München. Er arbeitete als Journalist und Schriftsteller, war Abgeordneter im Bundestag und bekleidete als Vertriebenenpolitiker viele Funktionen. Hupka starb 2006 in Bonn an den Folgen eines häuslichen Unfalls und wurde in München beigesetzt.

Am 15. August 2015 wäre Dr. Herbert Hupka hundert Jahre alt geworden. Görlitz ist der Ort, an dem 2006 letztmalig an einer großen öffentlichen Veranstaltung teilnahm, nämlich im Mai 2006 an der Eröffnung des Schlesischen Museums zu Görlitz. Das Foto ist bei einer Teileröffnung des Hauses im Jahr 2001 entstanden.

In einer Gesprächsrunde soll im Schlesischen Museum zu Görlitz dieses 100. Geburtstages gedacht werden. Dr. Jörg Bernhard Bilke, Alfred Theisen, Dr. Markus Bauer und Dr. Klaus Schneider wollen an ihre Begegnungen mit Herbert Hupka erinnern, wie sie ihn als Privatmenschen und in Ausübung seiner Ämter als Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien, als Präsident des Ostdeutschen Kulturrats, als Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz und zuletzt noch als als Mitglied im Vorstand des Vereins der Freunde und Förderer erlebt haben.

Hingehen!
Montag, 7. Dezember 2015, 19 Uhr,
Schlesisches Museum zu Görlitz,
Brüderstraße 8, 02829 Görlitz.
Eine Veranstaltung des Fördervereins des Schlesischen Museums zu Görlitz, der Eintritt ist frei.

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  • Quelle: red | Thomas Beier | Foto: Rolf Barthel
  • Erstellt am 01.12.2015 - 11:56Uhr | Zuletzt geändert am 01.12.2015 - 13:04Uhr
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