Ist die Weihnachtskarte noch zeitgemäß?

Görlitz, 11. November 2014. Von Thomas Beier. Schon immer habe ich meinen Grummel, wenn bei höchst privaten Anlässen zuerst die Grußkarten von Autohaus und Hausbank im Briefkasten stecken. Was geht diese Dienstleister meine Geburtstagsfeier oder mein Weihnachten – als ein höchst familiäres Fest – an? Wollen sie mir nur beweisen, wie gut meine Daten erfasst sind und wie perfekt ihre Bürosoftware ist? Angesichts der bevorstehenden Weihnachtsgrußkarten-Schwemme soll das Thema aus Unternehmersicht einmal näher beleuchtet weden.

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Alternativen zum lieblosen Grußkartenversand

Ist es wirklich noch zeitgemäß, als Unternehmen Weihnachtsgrußkarten zu verschicken? Diese Frage stellte sich mir so klar wie noch nie, als das Angebot eines Dienstleisters hereinflatterte: Einfach online einen Standardgruß und ein Motiv anklicken, die Unterschrift wie auch die Empfängeradressen via Internet hochladen und schon ist der Weihnachtskartenstress ad acta, denn der Dienstleister druckt, kuvertiert und verschickt die Karten ohne weiteres zutun, von der Bezahlung dieser Leistung abgesehen.

Einzig die Angst, der Weihnachtskartenempfänger könnte registrieren, man habe nicht geschrieben, kann zu solchem Tun verleiten. Hand aufs Herz: Erwartet wirklich jemand, gerade in einem Unternehmen würde jemand die Zeit aufwenden, die eingegangene Weihnachtspost ausführlich zu sichten? Wenn die Briefe überhaupt geöffnet werden, dürfte die Lesezeit der Grüße gewöhnlich zwischen ein und zwei Sekunden liegen. Ist das den Aufwand wert?

Wie kann man das Problem lösen?

Selbstverständlich hat jedes Unternehmen besonders enge Geschäftspartner. Denen jedoch sollte man wenigstens zwei oder drei handgeschriebene Sätze gönnen. Das Eindrucken der Unterschrift verbietet sich in jedem Fall (wenn man nicht doch im Bereich der Massensendung angesiedelt ist), hier ist persönlicher Einsatz gefragt – alles andere würde dem Empfänger nur spüren lassen: Du bist mir die persönliche Signierung nicht wert.

Bei den wichtigsten Geschäftspartnern sind zur Weihnachstzeit durchaus auch Aufmerksamkeiten üblich. Allerdings sollte man das nur machen, wenn man sicher ist, dass der Empfänger sich über die Gabe tatsächlich aufrichtig freut.

Viele Unternehmen gehen inzwischen einen anderen Weg: Sie spenden in der Vorweihnachtszeit für einen gemeinnützigen Zweck und teilen das ihren Geschäftspartnern in den Weihnachtsgrüßen mit. In solchen Fällen – und nur dann – ist es sogar möglich, die Weihnachtsgrüße per E-Mail zu versenden mit dem Hinweis, für welchen Zweck die sonst für Druck und Versand anfallenden Kosten gespendet wurden (Druckereien und Postdienstleister mögen verzeihen).

Ein Beispiel

Die NICO GmbH Maschinen und Anlagen Konstruktion in Berlin beispielsweise, einer unserer Kunden, hat einen eigenen Kompromiss gefunden: Sie hat im Vorjahr die Nikolausfeier im Kinderhaus Bolle des Straßenkinder e.V. unterstützt – nicht ohne Gegenleistung: Die Kinder überreichten im Gegenzug das Motiv für die Firmenweihnachtskarte, das sie zuvor in einem kleinen Wettbewerb ausgewählt hatten.

Das Motiv mit dem Weihnachtsmann im Rentierschlitten unterm Sternenhimmel ging sofort in die Druckerei, um schließlich bei den Kunden und weiteren Geschäftspartnern von NICO Berlin ausgesprochen gut anzukommen.

Fazit

Wem und auf welchem Wege man Weihnachtsgrüße verschickt, bleibt maßgeblich dem eigenen Ermessen und den Üblichkeiten überlassen. Wer aber auf zu viele Karten verzichtet und das gesparte Geld für einen guten Zweck einsetzt, entlastet nicht nur die Umwelt, sondern erntet durchaus Respekt – auch vor dem Hintergrund, das man an vielen Stellen auch schon mit kleineren Beträgen große Freude auslösen kann.

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  • Quelle: red | Abbildungen: © NICO GmbH
  • Erstellt am 10.11.2014 - 22:58Uhr | Zuletzt geändert am 10.11.2014 - 23:47Uhr
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