Die DDR als Diktatur - Schauplätze
Münster | Berlin | Greifswald. Der Designstudent Tom Rölecke hat Schauplätze der Diktatur in der DDR fotografiert. Die Ergebnisse stellt er nun in einem Buch vor.
Erinnerung an Zustände in Gefängnissen
Tom Rölecke war erst acht Jahre alt, als die Mauer fiel. "Das alles ist irgendwie abstrakt, und trotzdem noch so gegenwärtig", sagt der Mediengestalter aus Greifswald, der zurzeit an der Fachhochschule Münster Design studiert. Mit der Kamera machte er sich auf die Suche nach der Vergangenheit der ehemaligen DDR. Das Projekt war Teil eines Typografiekurses bei Roman Skarabis, die Ergebnisse liegen nun als Buch vor. Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur fand Konzept und Ausführung der "OSTour - Gedenkstätten der DDR" so überzeugend, dass sie den Druck finanzierte. Die Fotodokumentation soll nun die Arbeit der Gedenkstätten unterstützen und vor allem Schülern einen ersten Einblick in das Thema geben.
Der Palast der Republik (im Volksmund "Ballast der Republik") ist auf den Bildern noch zu sehen, ebenso die dicken Wände der Gefängnisse und Kreuze, die an ermordete Flüchtlinge erinnern. Das Buch setzt auf die Aussagekraft der Fotos, die oft durch Zitate unterstrichen wird. Wie die Forderung des damaligen Staats- und Parteichefs Erich Honecker zur Berliner Mauer: "Überall muss ein einwandfreies Schussfeld gewährleistet sein." An den Schauplätzen der Diktatur fotografiert, mit Zahlen, Fakten und Biographien ergänzt, verdeutlichen die bedrückenden Bilder das Ausmaß des menschenverachtenden Systems.
Recherchiert hat Rölecke dafür vor Ort, unter anderem an der Gedenkstätte Hohenschönhausen. Das ehemalige Gefängnis war auf DDR-Stadtplänen nur als weißer Fleck gekennzeichnet. Regimekritiker waren hier der psychischen und physischen Gewalt der Staatssicherheit ausgesetzt. Dem ehemaligen politischen Häftling Jürgen Breitbarth, der heute als Zeitzeuge für die Gedenkstätte arbeitet, hat Tom Rölecke sein Buch gewidmet. Breitbarth hatte sich 1976 öffentlich gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns geäußert. Das brachte ihm über zwei Jahre Gefängnis wegen angeblicher "staatsfeindlicher Hetze" ein - ohne Kontakt zu seiner Familie.
"Die nachfolgende Generation kennt diese politischen Zustände mit ihren Mechanismen von Unterdrückung und Verfolgung glücklicherweise nur noch aus Erzählungen und Berichten", so Rainer Eppelmann. Der Wendezeit-Aktivist und heutige Vorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur betont in seinem Geleitwort, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit diesem Thema ist, um die Sinne "gegen jegliche Art von diktatorischer Vereinnahmung zu schärfen". Er lobt "OSTour" als eindrucksvolles Beispiel einer persönlichen und prägnanten Perspektive auf die zweite deutsche Diktatur.
Mit einer Auswahl von Gedenkstätten und Museen sowie Literatur und Linktipps gibt die Dokumentation Anregungen, sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen. Jedem Exemplar der Auflage liegt eine Postkarte mit einem Motiv aus dem Buch bei.
Bestellung im Buchhandel:
ISBN 3938690445
Metropol-Verlag Berlin
14,- Euro
Mehr:
http://www.roeler.de
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- Quelle: /idw061221 /FH Münster /Christoph Hachtkemper /Fotos: Tom Rölecke
- Erstellt am 23.12.2006 - 23:54Uhr | Zuletzt geändert am 22.10.2019 - 14:58Uhr
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