Waggonbau Niesky baut Personal ab

Waggonbau Niesky baut Personal abNiesky, 8. Oktober 2013. Spätestens seit Ende 2012 schoben sich die dunklen Wolken über der DB Waggonbau Niesky GmbH (DB WBN) bedrohlich zusammen: Mitte Dezember wurden die Werksmitarbeiter erstmals über die sich deutlich abzeichnende schwierige Auftragslage und die daraus resultierenden Maßnahmen in Kenntnis gesetzt. Heute musste Uwe Fresenborg, Vorsitzender der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH (DB FZI), auf einer Betriebsversammlung in Niesky die Katze aus dem Sack lassen: "Die unbefriedigende Auftragslage bis Ende dieses Jahres und auch im gesamten Geschäftsjahr 2014 macht Personalanpassungen notwendig." Hintergrund ist nach Darstellung des Unternehmens der sinkende Bedarf an Schienenfahrzeugen und an deren Komponenten. Rundum würden die Auftragseingänge stagnieren.

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Schwierige wirtschaftliche Lage auch für 2014 erwartet

Schwierige wirtschaftliche Lage auch für 2014 erwartet
Für das ostsächsische Niesky im strukturschwachen Landkreis Görlitz wäre der Verlust von Industriearbeitsplätzen ein herber Schlag
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Es gehört zu den Eigenheiten der Schienenfahrzeugbranche, dass sie sehr konjunkturabhängig ist, sich in einem starken Preiswettbewerb befindet und generell große Schwankungen verzeichnet. Der ständig steigende wettbewerbsbedingte Preisdruck führt zur Abwanderung der Produktion in weniger kostenintensive Länder.

Das negative Finanzergebnis der DB WBN lässt sich kurzfristig nicht mehr umkehren – da haben die zwischenzeitlich ergriffenen Maßnahmen nicht geholfen. Die realisierte Intensivierung der Vertriebsaktivitäten brachte – angesichts der schwindenden Nachfrage – nicht den erhofften Erfolg.

Auch die umgesetzten Kostenreduzierungen im Produktions- und Verwaltungsbereich – inklusive der hohen Fixkosten – und der Abbau von Mehrleistungs-, Freizeit- sowie Urlaubskonten konnten den Umsatzrückgang nicht ausgleichen.

Da in nächster Zeit keine grundlegend verbesserte Auslastung des Werks zu erwarten ist, kommen die befristete Beschäftigung von Mitarbeitern an anderen Betriebsstätten im Werkeverbund und die Überbrückung mit Kurzarbeit - von der zurzeit rund 150 Mitarbeiter betroffen sind - an ihre Grenzen. Fresenborg legt die Karten auf den Tisch: "Wir haben nicht genügend Arbeit für die DB Waggonbau Niesky GmbH und ihre Mitarbeiter." Dass dem so ist, könne man in den großen Hallen deutlich erkennen.

Aktuell sind im Nieskyer Werk noch 291 Mitarbeiter beschäftigt. Die heute den Mitarbeitern bekanntgegebenen Personalanpassungen – sprich betriebsbedingten Entlassungen – sollen möglichst sozialverträglich erfolgen, sobald der Interessenausgleich geregelt ist. In diesem Zusammenhang teilt das Management mit, dass der Dialog über die mangelnde Dauerauslastung und die schlechte Zukunftsperspektive des Unternehmens mit den Mitgliedern der zuständigen Arbeitnehmervertretung und ihrem Vorsitzenden Peter Jurke stets konstruktiv verlief.

Jetzt geht es ums Ganze

Fresenborg machte in der Betriebsversammlung die Zielrichtung der aktuellen Aktivitäten klar: "Neben diesen Maßnahmen suchen wir nach Partnerschaften, die am Standort Niesky die industriellen Arbeitsplätze erhalten sollen.“

Immerhin ist die DB Waggonbau Niesky GmbH ein echtes Traditionsunternehmen, das seit über 175 Jahren im Industrie- und Schienenfahrzeugbau tätig ist. National wie international gilt das Werk als renommierter Hersteller insbesondere von Güterwagen.

Das Unternehmen ist Kompetenzzentrum für die Verarbeitung von Aluminium im Schienenfahrzeugbau. Von der Deutschen Bahn AG war die damalige WBN Waggonbau Niesky GmbH erst im Juli 2008 übernommen worden.

Aluminium im Schienenfahrzeugbau

Wird die traditionelle Stahlverarbeitung im Schienenfahrzeugbau durch Aluminium ersetzt, ergeben sich Vor- und Nachteile. Das scheinbar erste Argument des Leichtbaus mit Aluminium wird teils dadurch wieder aufgehoben, dass mehr Material eingesetzt werden muss, um die nötigen Festigkeiten zu erzielen.

Gegen Aluminium spricht die Tatsache, dass nach Havarien, Unfällen oder durch Überbeanspruchung verformte Teile kaum repariert werden können. Das große Plus des Aluminiumeinsatzes liegt in der Verarbeitung - das kann weit stärker durch bedienungsarme computergesteuerte Maschinen erfolgen als bei der herkömmlichen Stahlbauweise. Auch bei der Montage können sich Vorteile ergeben, wenn Schweißverbindungen durch Steckverbindungen ersetzt werden.

Bezogen werden die speziellen Aluminiumprofile häufig aus China, obgleich es auch deutsche Anbieter gibt.

Update:
Ein Beitrag vom 7. Oktober 2022 beschäftigt sich mit der Unternehmens- und Personalberatung, bevor es zur Krise kommt.

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  • Quelle: red / TEB | Fotos: BeierMedia.de
  • Erstellt am 08.10.2013 - 16:29Uhr | Zuletzt geändert am 07.10.2022 - 18:16Uhr
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