Mausgeflüster: Poetry Slam in Görlitz

Görlitz, 23. November 2015. Von Fritz R. Stänker. Sorry, liebe Görlitzer Studierende, wir nennen Eure "Maus" nicht Studierendenclub, sondern weiterhin Studentenklub. Dafür gibt es drei gute Gründe, als erstes: Nicht jeder eingeschriebene Student ist auch wirklich ein Studierender, besonders in einem Club wird vielleicht etwas ganz anderes studiert als der Studienplan vorsieht. Ob man das dann Bierologie oder verbrämt Wirtschaftswissenschaften nennt, was soll's. Grund Nummer Zwei hat einen ernährungstechnischen Hintergrund. Was antwortet das Echo auf den Ruf: "Was essen die Studierenden?" Selbstkannibalismus ist auch keine Lösung. Der dritte gute Grund liegt in der Genderproblematik: Der Oberbegriff unserer Spezies ist nun einmal der Mensch. Den Selbstversuch, die Damenwelt als "Menschinnen" zu bezeichnen, kann jeder selbst machen. Wenn sich Gleichstellung- und Gleichverpflichtung der Geschlechter daran zeigen, sexuelle Orientierungen in Worten kramphaft einzuschließen (was einer Neutralisierung gleichkommt), dann ist das ein Pyrrhussieg altbundesrepublikanischer Hausfrauen. Vielleicht greift ja jemand das Thema zu Eurem Poetry Slam vertiefend auf. Auch die gesellschaftlich verfestigte Benachteilung von Männern, nicht allein bei der Besetzung der Posten von Gleichstellungsbeauftragten, wäre ein paar Gedanken wert. Aber kommen wir, zum Wohle aller Geschlechter, zu Sache.

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Aller zwei Monate Wettbewerb in Mauspoesie

Thema: Lesebühnen

Lesebühnen

Lesebühnen sind in Görlitz fester Kulturbestandteil - teils musikalisch unterlegt, teils mit Autoren von vor Ort, teils mit weitgereisten Schreib- und Lesenden.

Die Maus, das ist, wie dem Vorwort zu entnehmen ist, der Görlitzer Studentenklub, die Maus also will ab Dezember 2015 in ihren Räumen Poetry Slams veranstalten. Das sind diese Wettbewerbe, bei denen Autoren ihre Texte vortragen, um diese und sich selbst einer Wertung des Publikums zu unterziehen.

Der mauspoetische Wettbewerb soll fester Bestandteil des Görlitzer Veranstaltungskalenders werden. Stefan Steingräber, Vereinsmitglied im studentenklubtragenden Die Türmer e.V. und Initiator des "Mausgeflüster" benannten Poetry Slams, ist in der Sache hoffnungsschwanger: "Es gab in Görlitz vor einigen Jahren schon sehr gut besuchte Slams. Daran wollen wir anknüpfen und den Fans der Bühnenliteratur aller zwei Monate eine gute Show an der Neiße anbieten."

Offene Liste dabei

Zum Auftakt am 1. Dezember 2015 wurde ein Teilnehmerfeld aus gestandenen und aufstrebenden Autoren zusammengetrommelt: Dabei sind Kaddi Cutz aus Dresden, Udo Tiffert aus Neusorge und Gerrard Schueft aus Chemnitz als alte Hasen resp. Häsin (der genderkorrekte Begriff "Hasende" klingt halt auch blöd), dazu kommen Shari Joko aus Görlitz, Lisa Maria Kurzmann aus Zittau und Lucas Böhme aus Dresden als Nachwuchsautorinnen bzw. -autor.

An den Start gehen können außerdem bis zu vier Lokalpoeten, selbstverständlich auch -poetinnen, über eine offene Liste.

Zwecks Niveauversicherung wird der mausige Poetry Slam von Mike Altmann, aktueller sächsischer Slam-Vizemeister, moderiert. Der hofft, dass "sich diese Veranstaltung etabliert und wir eine neue Szene aus jungen und junggebliebenen Autoren aufbauen." Autorinnen inklusive, hat er sicherlich gemeint.

Prädikat: Hingehen!
Dienstag, 1. Dezember 2015, Kassenöffnung (nur Input) um 19.30 Uhr,
Studentenklub Maus, Gottfried-Kiesow-Platz 2,
(im Schatten der Peterskirche), 02826 Görlitz.

Nachsatz:
Mausmoderator Mike Altmann hat in einem facebook-Kommentar zum obenstehenden Beitrag einen Exkurs in die deutsche Sprachwissenschaft verklinkt, Stichwort "biertrinkende Studierende". Danke für die wissenschaftliche Sekundanz!

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Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Studierende und andere Grausamkeiten

Von Mike Altmann am 23.11.2015 - 09:19Uhr
Ach Herr Stänker, jetzt zerreißt es mich aber. Als Moderator muss ich eigentlich meine Loyalität gegenüber der "Maus" beweisen. Auf der anderen Seite sprechen Sie mir mit Ihren einleitenden Worten in Sachen überbordender Genderismus aus der Seele.

Auch ich werde mich wohl weigern das Wort "Studierende" in den Mund zu nehmen. Weil es ein fauler Kompromiss ist, der unsere Sprache verhunzt. Eine solche Ansicht ist weder frauenfeindlich noch sexistisch, bestätigen mir immer wieder Vertreterinnen des schönen Geschlechts, denen der Gendermainstream mächtig auf den SACK geht.

Als lockere Abrundung dieser Worte spendiere ich gern ein Stück Bühnenliteratur, dass sich augenzwinkernd der Themaik widmet:

https://www.youtube.com/watch?v=5JbCaVgpxvU

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  • Quelle: Fritz R. Stänker | Foto: geralt / Gerd Altmann, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 23.11.2015 - 07:49Uhr | Zuletzt geändert am 23.11.2015 - 10:42Uhr
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