Crowdinvesting als Vorsorgemöglichkeit geeignet?

Görlitz, 23. Mai 2017. Von Thomas Beier. Wenn ich Existenzgründer und Jungunternehmer zu ihren Projekten berate, sind manche erstaunt, wenn ich auf die persönliche Absicherung zu sprechen komme. Dazu muss man wissen, dass die meisten Unternehmer nicht der gesetzlichen Rentenversicherungspflicht unterliegen und einer freiwilligen Mitgliedschaft wegen der starren Regeln eher kritisch gegenüberstehen. Hinzu kommt: Für viele ist das Rentenalter noch weit weg, Vorsorgeentscheidungen werden entsprechend gern auf die lange Bank geschoben. Doch auch bei anderen, überraschenderen Lebensumständen als dem Ruhestand kann es wertvoll sein, über ein Kapitalpolster zu verfügen – ich arbeite gern mit einem erweiterten Vorsorgebegriff, der nicht nur die Altersvorsorge, sondern auch jene für andere Lebenslagen einschließt. Nichtzuletzt kann es jedoch auch für gesetzlich Rentenversicherte interessant sein, im Alter auf Erspartes zurückgreifen zu können. Doch wie kann man in der Niedrigzinsphase mit seinem Einkommen ein persönliches Vorsorgekapital effizient aufbauen?

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Schwarmfinanzierung als Chance für Kleininvestoren

Wer sein Geld so anlegen will, dass es nicht an Wert verliert, hat es heutzutage nicht einfach: Tagesgeldkonten werfen kaum etwas ab, vielen sind Aktien wegen der Kursschwankungen zu aufregend und Fonds zu riskant - es spricht zwar kaum jemand darüber, aber durchaus viele Anleger haben schlechte Erfahrungen gemacht. Auch die früher als Nonplusultra gehandelte Kapitalbildende Lebensversicherung ist wegen des gesenkten Garantiezinses nicht mehr lukrativ.

Ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Wochenende (Nr. 116 vom 20./21. Mai 2017, Seite 26) hat mich veranlasst, mich näher mit einer speziellen Form der Schwarmfinanzierung zu befassen.

Dazu jedoch müssen erst einmal Begriffe geklärt werden (im Englischen wird für Schwarm der Begriff Crowd, wörtlich die Menge, verwendet):

  • Crowdfundig
    Beim Crowdfunding unterstützen Menschen ein Projekt, das fast immer gemeinnütziger oder künstlerischer Natur ist. Der Gegenwert, den sie bekommen, ist eher ideeller oder symbolischer Natur.

  • Crowdlending
    Das sind via Internet vermittelte Kredite, gegeben von vielen Privatpersonen an andere Privatpersonen oder an Unternehmen.

  • Crowdinvesting
    Crowdinvesting kennt zwei Spielarten. Entweder man wird Investor und erwirbt echte Unternehmensanteile, profitiert von Gewinnen und Wertsteigerungen, wenn ein Unternehmen später verkauft wird. Risiko: Es können auch Verluste eintreten. Oder man investiert im Mezzanine-Kapital. Das fließt als Kredit an Unternehmen und steht in der Bilanz als eine Mischform von Eigen- und Fremdkapital zwischen dem Eigenkapital des Unternehmens und dem Fremdkapital von Banken.

Sonderbereich: Immobilien

Laut dem Artikel in der Süddeutschen Zeitung will nun die CDU/SPD-Regierungskoalition den Schwarmfinanzierern mit neuen Vorschriften Salz in die Suppe streuen. Vorerst einzig ausgenommen davon ist die Immobilienbranche.

Schaut man genauer, erkennt man, dass es hier Anbieter gibt, bei denen bei überschaubaren Laufzeiten vernünftige Zugewinne drin sind. Unter anderem bei Exporo wird in Mezzanine-Kapital investiert, das als nachrangiges Darlehen weitergereicht wird. Vorteile: Schon kleinere Anlagebeträge sind möglich, eventuelle Nachschusspflichten gibt es nicht, im Fall des Falles steht dieses Geld auf der Gläubigerliste zwar hinter den Bankkrediten, aber noch vor dem Eigenkapital. Interessant sind neben den in Aussicht gestellten Gewinnen auch die Laufzeiten.

Weshalb relativ kurze Laufzeiten sinnvoll sind

Heutzutage ändern sich die Prioritäten schnell. Noch vor wenigen Jahren beispielsweise kaufte man Diesel-Autos wegen des geringeren Wertverlustes, heute sieht das ganz anders aus. Vor dem eher unberechenbaren Hintergrund der Zinspolitik erscheint deshalb es vernünftig, sich bei Geldanlagen allenfalls nur für wenige Jahre festzulegen und dann neu zu entscheiden. Für wen das Thema neu ist, für den hat Exporo übrigens einen übersichtlichen und gut verständlichen FAQ (häufig gestellte Fragen) Bereich eingerichtet.

Unterm Strich

Wer nicht im gesetzlichen Rentensystem ist oder bei wem die gesetzliche Rente nicht ausreichen wird, die Daseinskosten im Alter auszugleichen, muss handeln. Eine relativ junge Option ist das Crowdinvesting. Neben einer relativ hohen Verzinsung des eingesetzten Kapitals lockt es – je nach Anbieter – mit einer überschaubaren Zeit der Kapitalbindung.

Der Autor ist seit 1994 Freiberuflicher Unternehmensberater und hat seither mehreren tausend Existenzgründungsinteressierten geholfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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  • Quelle: Text Thomas Beier | Symbolfotos: Michael Gaida, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 22.05.2017 - 17:17Uhr | Zuletzt geändert am 02.06.2017 - 08:30Uhr
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