Kabinett beschließt Ampelmarkierung für Parteien

Berlin, Hauptstadt der Republik, 1. April 2017. Ursprünglich war die Ampelmarkierung für Lebensmittel gedacht: Rot sollte zwar ess- und trinkbare, aber ungesunde Lebensmittel markieren, die Farbe Gelb auf Bedenklichkeiten hinweisen, Grün aber für gesunde Ernährung stehen, beispielsweise für glyphosatfreies Mineralwasser. Logisch, das ob solchen Vorhabens unterschiedliche Interessengruppen intervenieren. Um so erstaunlicher der aktuelle große Wurf des bunten Kabinetts: Die Rot-Gelb-Grün-Markierung für politische Parteien und solche, die es werden wollen.

Anzeige

Wie die großen Parteien reagieren

Mit der Rot-Gelb-Grün-Markierung für politische Parteien will die aktuelle Regierung den Wählern – 2017 ist Bundestagswahljahr – eine Handreichung geben. Besonders die Naiven unter den Wählern sollen mit "Rot = Gefahr" von entsprechenden Kreuzchen auf den Stimmzetteln abgehalten werden. "Gelb" hingegen signalisiert "not ma's darling – aber ist demokratisch gesehen in Ordnung". Die mit "Grün" gekennzeichneten Parteien jedoch sollen für die Kernwerte des Volkswohlergehens stehen, sprich: Hier sind die Wahlzettelkreuzchen besonders gern gesehen.

In ersten Reaktionen äußerten sich die Parteien höchst unterschiedlich.

So sind die Parteien am eher äußeren Rand des linken und rechten Spektrum für die Signalfarbe "Rot" vorgesehen. Während die AfD maulte, "Rot" entspreche noch eher dem internen hintersten Gedankengut als "Blau", wenn man nur einen individuell belegbaren "weißen Fleck" – Symbol der Unschuld – vorsehe, packte die Linkspartei, vormals als SED bekannt, sofort die Schalmeien aus, um die Farbzuordnung in gewohnt heftigen Dissonanzen zu begrüßen. "Nun hat sich die Rote-Socken-Kampagne doch noch ausgezahlt", jubelte Grigori Güst (Name von der Redaktion geändert).

Richtig gut leben mit ihrer Farbe kann hingegen die FDP. "Gelb ist unsere Stammfarbe, die Farbe des sonnigen Gemüts", so einer der lokalen liberalen Jünger. Von "gelber Gefahr" könne keine Rede sein. Im Übrigen habe man das "Gelb" eh nur abbekommen, weil man als einzige der nennenswerten Parteien klar denke. Immerhin sei man weit davon entfernt, sich dem Massengeschmack anzupassen.

Das zielt offenbar in Richtung SPD, neue Kennfarbe: Grün. Hier hatten die allerorten als dynamisch bekannten Ortsvereine gerade erst den mühsamen Wandel zur Energiesparlampe hinter sich, als der blitzezuckende Martin auftauche und einmütige hundert Prozent hinter sich brachte. Aber den Genossen kann man es ja nie recht machen: "Jetzt haben wir Grün bekommen, aber eigentlich sind wir ja die Roten, was uns die Linken wegnehmen wollen. Wir müssen Rot neu definieren!", so der Aufschrei. Ist etwa Grün das neue Rot? Mitnichten, aber der Martin wird's schon richten.

Völlig deprimiert sind die Mädels und Jungs vom naturfarben-grünen Bündnis90. Dort kann man überhaupt gar nicht damit umgehen, dass ausgerechnet der Rechtsabbiege-Pfeil die Farbe Grün abbekommen hat. "Mit uns geht es nicht nach rechts", so die Munkelei am ersten Apriltag. "Link" wollen die Ökoleute aber auch nicht daherkommen.

So richtig froh über ihr Ampelgrün ist allein die CDU. "Wir kriegen Euch alle!", scheint hier die Devise zu sein. Immerhin haben die konservativen Schwarzkittel die Farbe Rot (seit 1965) in ihre Wortbildmarke integriert, grün kann dann auch nicht mehr schaden.

Die restlichen Parteien werden von der Ampelmarkierung nicht erfasst. "Es muss jeder nach seiner Fasson glücklich werden", wusste schon der alte Fritz.

Fazit

Schön bunt soll sie sein, die deutsche Parteienlandschaft – aber bitte nicht zu bunt. Demokratie lebt auch davon, nicht jedwedem Gesocks hinterherzulaufen.

Im Grunde geht es immer darum, die Interessen großer Bevölkerungsteile zu beachten. Dass kleinere Interessengruppen dabei unter die Räder kommen können, ist die Schattenseite der Medaille.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: TEB | Foto Ampelaller Farben: Didgeman / Thomas B., Foto Ampeln mit Rechtsabbiegepfeil: WikimediaImages, beide pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 02.04.2017 - 16:48Uhr | Zuletzt geändert am 02.04.2017 - 19:55Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige