Görlitz Altstadtfest - einmal hin und zurück

Görlitz. Die Erwartungen waren hochgepeitscht: Mehrseitige Verlagssonderveröffentlichungen kündigten ein opulentes Programm zum Görlitzer Altstadtfest 2012 an und die stadteigene Görlitzer Kulturservicegesellschaft scheute nicht die Plakatkosten, um sich für den Kauf großenteils noch gar nicht verkaufter Anstecknadeln, der zur Finanzierung des Spektakels beitragen sollte, zu bedanken. Selbst Petrus hatte nach den freitäglichen Freudentränen ein Einsehen mit den Görlitzern.

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Görlitz-Zgorzelec feierte in vier "Besatzungszonen"

Thema: Altstadtfest Görlitz

Altstadtfest Görlitz

Das Altstadtfest Görlitz ist ein kultureller Höhepunkt in der Neißestadt und zieht jährlich deutlich mehr als 100.000 Besucher an. Auf der polnischen Seite findet in der Neißevorstadt zeitgleich das Jakob-Altstadtfest statt.

Also wohlgemut losgezogen am späten Sonnabend-Nachmittag, um zu sehen, was die Görlitzer Kulturservierer zu Stande gebracht haben.

Görlitz war in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Um es vorweg zu nehmen: Zone IV gehört schon längst nicht mehr zu Görlitz, hier im polnischen Teil der Europastadt Görlitz-Zgorzelec feierten die Polen ihr Jakuby-Fest.

Den Marienplatz - nennen wir ihn Zone I - hatte die Jugend okkupiert, was durch die Konzentration entsprechender Fahrgeschäfte so gewollt war. Anzutreffen war das ganze Spektrum, das Görlitz (äußerlich gesehen) noch so an Jugend zu bieten hat: Vom kahlköpfigen Neonazi über einige wenige nette Punker und hübsche Grufties bis zu den ewig lila gesträhnten Mädchen, Backfischen und sonstigen Stinos.

Also weiter in Zone II - auf den Obermarkt. Riesige Bühne, Essen und Trinken, Karrussell und Riesenrad - der ganze Rummel eines Stadtfestes eben, wie es in jeder Stadt, die keine Altstadt zum Feste feiern hat, aussehen könnte. All das zog jene Altstadtfestbesucher in seinen Bann, die sich einerseits nicht der Marienplatz-Jugend zugehörig fühlten und andererseits noch nicht reif für die eigentliche Altstadt waren.

Das Görlitzer Altstadtfest wäre nicht das Görlitzer Altstadtfest, wenn es Zone III nicht gäbe: Die historische Altstadt, ein Muss für Kulturbeflissene und Lokalpatrioten. Am Eingang zur Brüderstraße bei den Ablasshändlern schnell den "Pin" gekauft - weniger aus Einsicht in die Notwendigkeit (das hat schon früher nicht funktioniert), sondern vielmehr zur Beruhigung des Gewissens. Wie dramatisch wäre es doch, wenn die stadteigene Kulturservicegesellschaft bei der Vorbereitung des nächsten Altstadtfestes nur weniger Aufwand treiben könnte!

Und dann hinein ins Gewimmel - oder besser gesagt die Enge - der Brüderstraße, die in Richtung des Untermarktes immer qualvoller wurde. Die Zusammenballung von Menschen mag für Frotteure aller Coleur paradiesische Zustände bieten - für mich nicht. Als dann in Höhe der Justitia vor dem Schönhof ein äußerst atmodisch gekleideter Herr begann, brennende Holzstäbchen um sich zu werfen, um sie nicht ohne Geschick wieder aufzufangen, kam die zähfließende Menschenmasse endgültig zum Stehen.

Für mich der Zeitpunkt, mich der Vermassung zu entziehen. Nach dem Ende der Feuerschleuder-Darbietung habe ich mich in den Gegenstrom eingereiht, um auf kürzestem Wege raus aus der Stadt zu gelangen. Eine Landpartie im flächen Licht der Abendsonne, die Seele baumeln lassen....

Wie haben Sie das Görlitzer Altstadtfest erlebt? Vielleicht war ja für Sie alles ganz anders? Schreiben Sie doch auch mal einen Kommentar!

Ihr Fritz R. Stänker

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Ergebnis: Görlitzer Altstadtfest 2012 war...

super! (60.9%)
 
ganz gut (16.6%)
 
nicht so toll (8.6%)
 
unbefriedigend (13.9%)
 
Nichtrepräsentative Umfrage
Umfrage seit dem 26.08.2012
Teilnahme: 151 Stimmen
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  • Quelle: Fritz Rudolph Stänker | Fotos: TEB
  • Erstellt am 26.08.2012 - 13:11Uhr | Zuletzt geändert am 25.08.2014 - 13:14Uhr
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