Pressenachwäsche zur Görlitzer AfD-Kundgebung

Görlitz, 12. März 2018. Gestern hat sich Sylvia Littke-Hennersdorf, beim AfD-Kreisverband Görlitz zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, auf facebook bei den Medien bedankt: "Ob Ankündigung der Veranstaltung, Koordination der Medien vor Ort, bis hin zur Berichterstattung. Die Zusammenarbeit mit den Medienvertretern lokal, regional und überregional hat sehr gut funktioniert. Das nicht allen alles Geschriebene gefällt, liegt natürlich auch an der unterschiedlichen Betrachtung von Themen. Das wird immer so sein. Letztlich überwiegt aber eine neutrale Berichterstattung und das ist gut so. Unser Dank geht daher an Sächsische Zeitung, Lausitz 107.6, Niederschlesischer Kurier, MDR, WDR, ARD, ZDF, Welt und Süddeutsche Zeitung."

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Einige Zeitungen berichten ohne eigenes Zutun

Freundlicherweise hat sie gleich ein Auswahl der Berichte aufgelistet, was einen Vergleich der "überwiegend neutralen Berichterstattung" einfach macht.

So geben die Sächsische Zeitung online und die Süddeutsche Zeitung wortwörtlich identisch lediglich eine Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) wieder – bei der "Sächsischen" mit kürzerer Überschrift und zwei zusätzlichen einleitenden Sätzen. Da hat sich sogar Radio Lausitz, das die Meldung immerhin gekürzt hat, mehr Arbeit gemacht.

Jedoch auch MOZ.de, was für Märkische Oderzeitung oder Märkische Online Zeitung stehen könnte, beschränkt sich auf die Wiedergabe der dpa-Textvorlage; die Berliner Zeitung erfreut wenigstens mit einer eigenen Headline und einer eingeschobenen Zwischenüberschrift. Lediglich der Mitteldeutsche Rundfunk – MDR Sachsen – hatte unter den von der AfD-Öffentlichkeitsarbeiterin ausgewählten Qualitätsmedien einen eigenständigen Beitrag zustande gebracht. Doch wer sich nun noch das Welt-Portal ansieht, der landet wiederum bei der dpa-Meldung.

Um Littke-Hennersdorf zu wiederholen. "Das nicht allen alles Geschriebene gefällt, liegt natürlich auch an der unterschiedlichen Betrachtung von Themen." Hm, wenn doch aber die von ihr zitierten, zu Teilen anscheinend freiwillig – wenn auch unter ökonomischem Druck – gleichgeschalteten Medien mit teils wortwörtlich identischen Berichten aufwarten, dann kann doch von einer "unterschiedlichen Betrachtung von Themen" gar keine Rede sein. Einzig der öffentlich-rechtliche MDR hat eigenständige journalistische Qualitätsarbeit geliefert.

Aus dem facebook-Artikel von Littke-Hennersdorf ist zudem von einem "KSK Deutschlandradio" zu erfahren, einem in Freital ansässigen Livestream-Rundfunksender, der unter dem Motto "Wir geben Ihrer Meinung ein Stimme" angetreten ist und "ehrliche, freie und konservative Berichterstattung" verspricht. Am 10. Februar 2018 meldete der Sender auf facebook: "Der Testserver ist online. Hier hört Ihr derzeit, Reden aus dem Land und Bundestag der AfD und der Freien Wähler. Weiterhin senden wir, Musik um Euch einen Überblick über unser kommendes Musikformat zu verschaffen."

Schöne neue Medienwelt,

meint Ihr Thomas Beier

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: Arcaion / Henryk Niestró, Pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 11.03.2018 - 22:23Uhr | Zuletzt geändert am 12.03.2018 - 00:05Uhr
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