Erste Löwenplastik im Muskauer Park

Bad Muskau / Mužakow. Am Neuen Schloss im Fürst-Pückler-Park Bad Muskau werden die Löwenfiguren an der Schlossrampe wiederhergestellt. Der Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“, Finanzstaatssekretär Dr. Wolfgang Voß präsentierte am 14. August 2009 im Beisein des Chefs der Staatskanzlei, Staatsminister Dr. Johannes Beermann, und von Oberbürgermeisterin Helma Orosz in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende des Park-Fördervereins den nördlichen Löwen als erste der beiden Figuren. Beermann erinnerte an die Geschichte der beiden Muskauer Löwen und ihre einstige bildkompositorische Funktion in der Parkszenerie des Muskauer Landschaftsgartens. Die ästhetische wie die geschichtliche Dimension der Wiederherstellung der vor 60 Jahren aus dem Park weggekommenen Löwenfiguren stehe symbolhaft für das deutsch-polnische Aufbauwerk im Muskauer Park.

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Wichtiger Erfolg für den Förderverein

„Das Schloss wurde mit viel Leidenschaft sowie hohen Investitionen der öffentlichen Hand vorbildlich saniert und verkörpert in der Tat einen kulturellen Leuchtturm, der weit ins Land strahlt und davon kündet, mit welchem Elan und Engagement an der Wiederherstellung des Fürst-Pückler-Parks Bad Muskau nach historischem Vorbild gearbeitet wird. Und somit ist endlich die Zeit gekommen, die Sicht vom Schloss, von der Schlossrampe in den Park im Sinne seiner Schöpfer zu vollenden“, so Beermann, der zugleich die Überzeugung äußerte, „dass sich auch die polnischen Freunde am vervollständigten Gegenblick von der östlichen Neißeseite erfreuen können.“

Der Stiftungsratsvorsitzende, Staatssekretär Dr. Voß, dankte allen Beteiligten am mehr als fünfjährigen Prozess des Werbens, des Spenden-Sammelns, des Forschens und letztlich der materiellen Wiedergeburt der monumentalen Löwenfiguren: „Wer den Entstehungsprozess des ersten Löwen verfolgt hat, kann ermessen, wieviel Idealismus, Phantasie und künstlerischem Können für dieses außergewöhnliche Werk notwendig war“, so Voß.

Die Maßnahme wurde vor allem durch den im Jahre 2004 gegründeten Förderverein Fürst-Pückler-Park Bad Muskau e.V. möglich, der die Wiederbeschaffung der „Parklöwen“ initiierte und erfolgreich um bedeutende Spendenmittel aus der Region warb. Voß: „Dem Förderverein mit seiner Vorsitzenden Helma Orosz ist für sein erstes großes, so eindrucksvoll umgesetztes Förderprojekt herzlich Dank zu sagen. Gleichzeitig wünsche ich dem für den Muskauer Park so wertvollen Verein, dass er sich jetzt nicht etwa erschöpft zurücklehnt, sondern sich weiter mit ungebremstem Elan für das Wohl des Pücklerschen Kulturerbes aktiv einsetzt. Aufgaben gibt es wahrlich genug.“ Voß sicherte dem Verein auch weiterhin ein gewohnt partnerschaftliches Verhältnis zwischen Stiftung und Förderverein zu.

Ein Projekt mit Eigendynamik

Für die Fördervereinsvorsitzende Helma Orosz war vor allem die emotionale Bindung der Bad Muskauer Einwohner mit den verlorenen Löwenplastiken, die sie immer wieder spürte, Beweggrund, dieses Projekt auf die Fahnen des Vereins zu schreiben. Voller Ehrfurcht und Ungewissheit, wie man denn in relativ kurzer Zeit rund 200 000 Euro zusammenbekommen will, ging man an das Wagnis des Vorhabens. Sollte die Geduld aller, die sich ihre Löwen im Park wieder ersehnten und zunehmend zu Spenden bereit waren, nicht überstrapaziert werden, musste das Löwen-Projekt irgendwann Gestalt annehmen. Orosz resümierte mit Blick auf die unerwartet hohe Eigendynamik dieses Mammut-, oder besser gesagt, dieses Löwen-Spenden-Marathons: „Was für ein ermutigendes Zeichen für eine Region, der ja auch schon mal schnell mangelnder Bürgersinn nachgesagt wird. Diese Behauptung ist meiner tiefen Überzeugung nach grundfalsch, und unser Löwenprojekt unterstreicht diese Feststellung aufs Schönste. Der Bürgersinn ist nicht nur da, er ist sogar kräftig ausgeprägt und will eigentlich nur richtig angesprochen, manchmal auch geködert werden, um sodann Erstaunliches zustande zu bringen.“

Dass unzählige Bürger, Vereine und Firmen Bad Muskaus und der Region sowie Gäste des Pückler-Parks den Spendentopf in wenigen Jahren sichtbar füllten, so Orosz weiter, überzeugte auch große Geldgeber von der Realisierbarkeit des Vorhabens. Allen voran dankte sie daher der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Verbund mit der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien sowie der Vattenfall AG, aber auch dem Freistaat Sachsen für weitere zusätzliche Mittel.

Gleichzeitig gab Orosz dann auch den erwarteten Ausblick auf ein neues Vorhaben des Vereins, nunmehr die Restaurierung des Portals am Alten Schloss an der Nahtstelle zwischen Stadt Bad Muskau und ihrem Park in Angriff zu nehmen.

Mit der feierlichen Enthüllung der Löwenplastik auf der nördlichen der beiden Wangen an der Schlosstreppe, fand die bewegende Feierstunde ihren Höhepunkt.

Förderverein als Ausdruck bürgerschaftlichen Engagements

Seit seiner Gründung am 1. Mai 2004 verfolgt der Förderverein Fürst-Pückler-Park Bad Muskau das Ziel, das kulturhistorische Erbe Pücklers zu bewahren und die Arbeit der Stiftung »Fürst-Pückler-Park Bad Muskau« zu unterstützen. Als wichtigstes Ziel hat sich der Förderverein das Projekt der Wiederentstehung des Muskauer Löwenpaares auf der Schlossrampe auf die Fahnen geschrieben.

Die beiden Rampenlöwen stellten ein wesentliches Gestaltungselement der Schlosstreppe dar. Während Fürst Pückler einst nie realisierte Pferdeskulpturen für die repräsentative Schlossauffahrt vorgesehen hatte, ließ sein Nachfolger, Prinz Friedrich der Niederlande, 1857 seine monumentalen Wappentiere, den flämischen und wallonischen Löwen, demonstrativ auf der Rampe aufstellen.
Im Zweiten Weltkrieg erlitten die Skulpturen zwar starke Schäden, überdauerten aber die Kampfhandlungen. Ihr Schicksal wurde mit einem 1949 gefassten Stadtratsbeschluss besiegelt und die beiden Löwen zum Einschmelzen verkauft. Mit dem fortschreitenden Wiederaufbau des Neues Schlosses und der Instandsetzung der Schlossrampe wurde gerade aus der Muskauer Bevölkerung heraus der Wunsch geäußert, auch die Löwen wieder entstehen zu lassen. Der Förderverein griff diesen Wunsch auf und schaffte es in relativ kurzer Zeit - nicht zuletzt dank bedeutender Spenden der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, der Niederschlesischen Sparkasse sowie der Vattenfall AG - eine erstaunliche Summe für das Löwenprojekt zusammenzutragen. Aber auch die vielen Kleinspenden aus der Region belegen dabei den hohen emotionalen Wert, den das Löwenpaar für viele Parkbesucher immer noch hat.
Mit den Löwen entsteht auf der Muskauer Schlossrampe dank des Engagements des Fördervereins und der vielen Spender auch ein hoffnungsfrohes Symbol für bürgerschaftliches Engagement.

Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Löwenplastiken begann mit der Beauftragung der Fa. Zehrfeld durch die Bautzener Niederlassung des Sächsischen Staatsbetriebes Immobilien- und Baumanagement. Auf der Grundlage historischer Fotos der Löwen fertigte der Künstler Kristof Grunert zunächst ein Gestaltungsmodell aus Gips im Maßstab 1:5 an. Nach Abnahme dieses Entwurfs arbeitete er anschließen in Zusammenarbeit mit Steffen Bachmann an dem für den Abguss notwendigen Urmodell im Maßstab 1:1, welches dann für den Bronzeguss in 10 Teile zerlegt wurde.

Die Kunstgießerei Lauchhammer übernahm binnen kurzer Zeit die Ausführung des Bronzegusses der einzelnen Segmente. Die einzelnen bronzenen Gussteile wurden danach in mehreren Arbeitsschritten zusammengeschweißt. Die Oberfläche des nördlichen Bronzelöwen wurde anschließend ebenfalls durch Mitarbeiter der Kunstgießerei Lauchhammer ziseliert und überarbeitet. Die rund 3,30 m lange und 2,00 m hohe Bronzeskulptur des Löwen bringt etwa 2 Tonnen auf die Waage.

Der südliche „Parklöwe“ soll Anfang nächsten Jahres das Ensemble vervollständigen. Die finanziellen Aufwendungen für die Wiederaufstellung der beiden Löwen belaufen sich auf rund 190.000 Euro.

Mehr:
http://www.muskauer-park.de

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 15.08.2009 - 02:26Uhr | Zuletzt geändert am 15.08.2009 - 02:47Uhr
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